Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.Was die Erziehung und Belehrung der Kinder Gleich ein Beispiel dafür: Der Lazarus Wolan, denkt sich der Pfarrer, sie sollen sich Was die Erziehung und Belehrung der Kinder Gleich ein Beiſpiel dafür: Der Lazarus Wolan, denkt ſich der Pfarrer, ſie ſollen ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0336" n="326"/> <p>Was die Erziehung und Belehrung der Kinder<lb/> anlangt, ſo ſind dazu die gewöhnlichen Regeln all-<lb/> hier nicht brauchbar. Es läßt ſich darüber nichts<lb/> ſagen und nichts ſchreiben; die Erfahrung muß es<lb/> geben und der Erzieher muß ſich nach dem Zögling<lb/> richten. Richtet ſich doch auch unſer Pfarrer nach<lb/> den Leuten. Wo die Menſchen ſich nicht nach ihm<lb/> kehren, da kehrt er ſich nach den Menſchen.</p><lb/> <p>Gleich ein Beiſpiel dafür: Der Lazarus<lb/> Schwarzhüter ſieht des Graßſteigers Töchterlein<lb/> Johanna gern. Das Töchterchen mag auch den<lb/> Burſchen leiden; ſo gucken ſie zuſammen. Jetzt hat<lb/> aber der Pfarrer das Zuſammengucken ſo junger<lb/> Leute verboten. Gut, er hat das Recht zu predigen;<lb/> ſie gucken zuſammen und vermeinen dazu auch ein<lb/> Recht zu haben, ein Recht, von dem der Lazarus<lb/> erklärt hat, daß ſie nimmer davon laſſen wollen.</p><lb/> <p>Wolan, denkt ſich der Pfarrer, ſie ſollen ſich<lb/> haben; zuſammenbinden werde ich die Leutchen —<lb/> feſter, als ihnen vielleicht lieb iſt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [326/0336]
Was die Erziehung und Belehrung der Kinder
anlangt, ſo ſind dazu die gewöhnlichen Regeln all-
hier nicht brauchbar. Es läßt ſich darüber nichts
ſagen und nichts ſchreiben; die Erfahrung muß es
geben und der Erzieher muß ſich nach dem Zögling
richten. Richtet ſich doch auch unſer Pfarrer nach
den Leuten. Wo die Menſchen ſich nicht nach ihm
kehren, da kehrt er ſich nach den Menſchen.
Gleich ein Beiſpiel dafür: Der Lazarus
Schwarzhüter ſieht des Graßſteigers Töchterlein
Johanna gern. Das Töchterchen mag auch den
Burſchen leiden; ſo gucken ſie zuſammen. Jetzt hat
aber der Pfarrer das Zuſammengucken ſo junger
Leute verboten. Gut, er hat das Recht zu predigen;
ſie gucken zuſammen und vermeinen dazu auch ein
Recht zu haben, ein Recht, von dem der Lazarus
erklärt hat, daß ſie nimmer davon laſſen wollen.
Wolan, denkt ſich der Pfarrer, ſie ſollen ſich
haben; zuſammenbinden werde ich die Leutchen —
feſter, als ihnen vielleicht lieb iſt.
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