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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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von draußen in einem guten Verhältniß zu halten,
damit die Ein- und Austretenden nicht ein zu jäher
Wechsel treffe.

Was meine Wohnung im Schulhause an-
belangt, so ist sie nicht groß, aber sehr traulich.
Und tausendmal traulicher noch macht sie mir jene
Winterfahrt durch Rußland, der ich zuweilen wie
eines wilden Traumes gedenke. -- Wol, ich bin
seit jenem Traume um viele Jahre jünger geworden;
wie mich die Stürme der Welt zu Boden geschla-
gen, so habe ich mich aufgerichtet an der Ursprüng-
lichkeit des Waldes.

Ein weit schwereres Amt als die Schulange-
legenheiten und eine weit größere Pflicht ist mir die
Ueberwachung der geistigen Gesundheit der mir
Anvertrauten. Klugheit und für ihren eigenen Vor-
theil zu denken und zu handeln lernen sie leicht;
aber sich dem Ganzen und Gemeinsamen anzupassen,
daß ihr Dasein mit jenem der Mitmenschen und
jenem der Außenwelt im Allgemeinen stimme, das
findet sich viel schwerer. Es ist einmal so. Das
erste und allererste Lebenszeichen, welches in dem
jungen Menschenkinde die aufkeimende Seele von
sich gibt, ist die erste Offenbarung der Selbstliebe.
Ob Menschenliebe daraus wird, oder Selbstsucht,
das entscheidet die Erziehung.


von draußen in einem guten Verhältniß zu halten,
damit die Ein- und Austretenden nicht ein zu jäher
Wechſel treffe.

Was meine Wohnung im Schulhauſe an-
belangt, ſo iſt ſie nicht groß, aber ſehr traulich.
Und tauſendmal traulicher noch macht ſie mir jene
Winterfahrt durch Rußland, der ich zuweilen wie
eines wilden Traumes gedenke. — Wol, ich bin
ſeit jenem Traume um viele Jahre jünger geworden;
wie mich die Stürme der Welt zu Boden geſchla-
gen, ſo habe ich mich aufgerichtet an der Urſprüng-
lichkeit des Waldes.

Ein weit ſchwereres Amt als die Schulange-
legenheiten und eine weit größere Pflicht iſt mir die
Ueberwachung der geiſtigen Geſundheit der mir
Anvertrauten. Klugheit und für ihren eigenen Vor-
theil zu denken und zu handeln lernen ſie leicht;
aber ſich dem Ganzen und Gemeinſamen anzupaſſen,
daß ihr Daſein mit jenem der Mitmenſchen und
jenem der Außenwelt im Allgemeinen ſtimme, das
findet ſich viel ſchwerer. Es iſt einmal ſo. Das
erſte und allererſte Lebenszeichen, welches in dem
jungen Menſchenkinde die aufkeimende Seele von
ſich gibt, iſt die erſte Offenbarung der Selbſtliebe.
Ob Menſchenliebe daraus wird, oder Selbſtſucht,
das entſcheidet die Erziehung.


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[325/0335] von draußen in einem guten Verhältniß zu halten, damit die Ein- und Austretenden nicht ein zu jäher Wechſel treffe. Was meine Wohnung im Schulhauſe an- belangt, ſo iſt ſie nicht groß, aber ſehr traulich. Und tauſendmal traulicher noch macht ſie mir jene Winterfahrt durch Rußland, der ich zuweilen wie eines wilden Traumes gedenke. — Wol, ich bin ſeit jenem Traume um viele Jahre jünger geworden; wie mich die Stürme der Welt zu Boden geſchla- gen, ſo habe ich mich aufgerichtet an der Urſprüng- lichkeit des Waldes. Ein weit ſchwereres Amt als die Schulange- legenheiten und eine weit größere Pflicht iſt mir die Ueberwachung der geiſtigen Geſundheit der mir Anvertrauten. Klugheit und für ihren eigenen Vor- theil zu denken und zu handeln lernen ſie leicht; aber ſich dem Ganzen und Gemeinſamen anzupaſſen, daß ihr Daſein mit jenem der Mitmenſchen und jenem der Außenwelt im Allgemeinen ſtimme, das findet ſich viel ſchwerer. Es iſt einmal ſo. Das erſte und allererſte Lebenszeichen, welches in dem jungen Menſchenkinde die aufkeimende Seele von ſich gibt, iſt die erſte Offenbarung der Selbſtliebe. Ob Menſchenliebe daraus wird, oder Selbſtſucht, das entſcheidet die Erziehung.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/335>, abgerufen am 22.11.2024.