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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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und nicht allweg von der Erden. Sie horcht aber
zu und schmunzelt.

Vor mehreren Jahren hat die kirchliche Be-
hörde unsere Pfarrerfrage einmal aufgetischt, hat
unseren Vater Paul nicht anerkennen wollen, son-
dern einen Neuen hereinzustellen Miene gemacht.
Hei! da haben die Winkelsteger zu toben angefan-
gen und die Sache ist beim Alten belassen worden.
Dagegen aber wird Winkelsteg draußen nicht als
Gemeinde und Seelsorge anerkannt, sondern als
eine Niederlassung von Halbwilden und verkommenen
Menschen, wie sie das früher gewesen.

Um so besser, so lassen sie uns fürder in
Ruh, und wir können ungefährdet und unbeschränkt
-- wie sie es draußen nicht können noch wollen --
dem Ziele einer Mustergemeinde zustreben.

Die zweite Ursache der Vernachlässigung mei-
nes Tagebuches ist die viele und mannigfaltige
Arbeit, die mein Beruf mir auferlegt.

Anfangs ist es der Bau des Schulhauses ge-
wesen, der mir keine Ruhe gelassen. Es ist denn
hergestellt worden, wie ich es für die wichtige Sache
am Zweckmäßigsten halte.

Das Haus ist aus Holz aufgeführt. Das Holz
regelt den Wärmezustand besser, als der Stein,
auch zerstreut es mehr die Dünste und gibt frische
Luft. Dann ist mir darum zu thun gewesen, den

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und nicht allweg von der Erden. Sie horcht aber
zu und ſchmunzelt.

Vor mehreren Jahren hat die kirchliche Be-
hörde unſere Pfarrerfrage einmal aufgetiſcht, hat
unſeren Vater Paul nicht anerkennen wollen, ſon-
dern einen Neuen hereinzuſtellen Miene gemacht.
Hei! da haben die Winkelſteger zu toben angefan-
gen und die Sache iſt beim Alten belaſſen worden.
Dagegen aber wird Winkelſteg draußen nicht als
Gemeinde und Seelſorge anerkannt, ſondern als
eine Niederlaſſung von Halbwilden und verkommenen
Menſchen, wie ſie das früher geweſen.

Um ſo beſſer, ſo laſſen ſie uns fürder in
Ruh, und wir können ungefährdet und unbeſchränkt
— wie ſie es draußen nicht können noch wollen —
dem Ziele einer Muſtergemeinde zuſtreben.

Die zweite Urſache der Vernachläſſigung mei-
nes Tagebuches iſt die viele und mannigfaltige
Arbeit, die mein Beruf mir auferlegt.

Anfangs iſt es der Bau des Schulhauſes ge-
weſen, der mir keine Ruhe gelaſſen. Es iſt denn
hergeſtellt worden, wie ich es für die wichtige Sache
am Zweckmäßigſten halte.

Das Haus iſt aus Holz aufgeführt. Das Holz
regelt den Wärmezuſtand beſſer, als der Stein,
auch zerſtreut es mehr die Dünſte und gibt friſche
Luft. Dann iſt mir darum zu thun geweſen, den

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[323/0333] und nicht allweg von der Erden. Sie horcht aber zu und ſchmunzelt. Vor mehreren Jahren hat die kirchliche Be- hörde unſere Pfarrerfrage einmal aufgetiſcht, hat unſeren Vater Paul nicht anerkennen wollen, ſon- dern einen Neuen hereinzuſtellen Miene gemacht. Hei! da haben die Winkelſteger zu toben angefan- gen und die Sache iſt beim Alten belaſſen worden. Dagegen aber wird Winkelſteg draußen nicht als Gemeinde und Seelſorge anerkannt, ſondern als eine Niederlaſſung von Halbwilden und verkommenen Menſchen, wie ſie das früher geweſen. Um ſo beſſer, ſo laſſen ſie uns fürder in Ruh, und wir können ungefährdet und unbeſchränkt — wie ſie es draußen nicht können noch wollen — dem Ziele einer Muſtergemeinde zuſtreben. Die zweite Urſache der Vernachläſſigung mei- nes Tagebuches iſt die viele und mannigfaltige Arbeit, die mein Beruf mir auferlegt. Anfangs iſt es der Bau des Schulhauſes ge- weſen, der mir keine Ruhe gelaſſen. Es iſt denn hergeſtellt worden, wie ich es für die wichtige Sache am Zweckmäßigſten halte. Das Haus iſt aus Holz aufgeführt. Das Holz regelt den Wärmezuſtand beſſer, als der Stein, auch zerſtreut es mehr die Dünſte und gibt friſche Luft. Dann iſt mir darum zu thun geweſen, den 21*

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/333>, abgerufen am 24.11.2024.