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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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und bebend vor dem schwarzverhüllten Altare, bald
drängen sie sich zu unseren Beichtstühlen. Den Kin-
dern wird gedroht mit der Verdammniß der Eltern,
den Eltern mit dem Verderben ihrer Kinder. Der
erwachsenen Jugend wird jeder Blutstropfen ihres
blühenden Lebens verflucht; den Ehleuten wird die
Liebes- und Kindesfreude vergällt. Und den Greisen
wird das nahe Ende dargestellt in schrecklichen Zügen.
Für Alle die einzige Rettung ist: Bekehrung zur
Buße. -- Da rutschen sie auf den Knieen um
den Altar, da versagen sie sich den Bissen Brot
bis die Sonne niedergeht, da thun sie Sand in
die Schuhe und wallen zu fernen Kirchen und ent-
legeneren Kapellen, um Ablaß zu erbitten.

Vor jeder Kirche haben wir ein hohes, kahles
Kreuz aufgestellt. Christus ist für euch gekreuzigt
worden, jetzt kreuziget euch selbst in Abtödtung
und Buße.

Ich bin in Eifer gerathen, der mich fortgezogen
hat in dem, was unseres Amtes gewesen, und der
mich fortgerissen hat in eine Schwärmerei, die ich
bislang an mir nicht gekannt habe. Wie eine wild-
lodernde Gottesoffenbarung steht es vor meiner
Seele: Die Buße ist das Einzige, was uns erlö-
sen kann.

Wie lebendig und lustig es im Dorfe auch
gewesen ist, wo wir eingezogen: es wird bald still

und bebend vor dem ſchwarzverhüllten Altare, bald
drängen ſie ſich zu unſeren Beichtſtühlen. Den Kin-
dern wird gedroht mit der Verdammniß der Eltern,
den Eltern mit dem Verderben ihrer Kinder. Der
erwachſenen Jugend wird jeder Blutstropfen ihres
blühenden Lebens verflucht; den Ehleuten wird die
Liebes- und Kindesfreude vergällt. Und den Greiſen
wird das nahe Ende dargeſtellt in ſchrecklichen Zügen.
Für Alle die einzige Rettung iſt: Bekehrung zur
Buße. — Da rutſchen ſie auf den Knieen um
den Altar, da verſagen ſie ſich den Biſſen Brot
bis die Sonne niedergeht, da thun ſie Sand in
die Schuhe und wallen zu fernen Kirchen und ent-
legeneren Kapellen, um Ablaß zu erbitten.

Vor jeder Kirche haben wir ein hohes, kahles
Kreuz aufgeſtellt. Chriſtus iſt für euch gekreuzigt
worden, jetzt kreuziget euch ſelbſt in Abtödtung
und Buße.

Ich bin in Eifer gerathen, der mich fortgezogen
hat in dem, was unſeres Amtes geweſen, und der
mich fortgeriſſen hat in eine Schwärmerei, die ich
bislang an mir nicht gekannt habe. Wie eine wild-
lodernde Gottesoffenbarung ſteht es vor meiner
Seele: Die Buße iſt das Einzige, was uns erlö-
ſen kann.

Wie lebendig und luſtig es im Dorfe auch
geweſen iſt, wo wir eingezogen: es wird bald ſtill

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[279/0289] und bebend vor dem ſchwarzverhüllten Altare, bald drängen ſie ſich zu unſeren Beichtſtühlen. Den Kin- dern wird gedroht mit der Verdammniß der Eltern, den Eltern mit dem Verderben ihrer Kinder. Der erwachſenen Jugend wird jeder Blutstropfen ihres blühenden Lebens verflucht; den Ehleuten wird die Liebes- und Kindesfreude vergällt. Und den Greiſen wird das nahe Ende dargeſtellt in ſchrecklichen Zügen. Für Alle die einzige Rettung iſt: Bekehrung zur Buße. — Da rutſchen ſie auf den Knieen um den Altar, da verſagen ſie ſich den Biſſen Brot bis die Sonne niedergeht, da thun ſie Sand in die Schuhe und wallen zu fernen Kirchen und ent- legeneren Kapellen, um Ablaß zu erbitten. Vor jeder Kirche haben wir ein hohes, kahles Kreuz aufgeſtellt. Chriſtus iſt für euch gekreuzigt worden, jetzt kreuziget euch ſelbſt in Abtödtung und Buße. Ich bin in Eifer gerathen, der mich fortgezogen hat in dem, was unſeres Amtes geweſen, und der mich fortgeriſſen hat in eine Schwärmerei, die ich bislang an mir nicht gekannt habe. Wie eine wild- lodernde Gottesoffenbarung ſteht es vor meiner Seele: Die Buße iſt das Einzige, was uns erlö- ſen kann. Wie lebendig und luſtig es im Dorfe auch geweſen iſt, wo wir eingezogen: es wird bald ſtill

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/289>, abgerufen am 24.11.2024.