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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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sie nur aus schlechtem Holz nachmachen, und das
thäte sie leicht verdrießen."

"'s mag wol richtig sein," haben Einige auf
diesen Vorschlag geantwortet, und wir ersparen die
Unkosten."

Den Altartisch hat ein Vorhacker vom Kar-
wasserschlag gezimmert. Der Vorhacker ist ein armer
Mann mit reichem Kindersegen; er hat aber für
die Kirchenarbeit kein Entgeld genommen. -- "Auf
eine gute Meinung thu' ich's," hat er gesagt, "für
die Meinigen thu' ich's, auf daß mir keines stirbt
und keines mehr dazukommt."

Der liebe Gott muß nicht recht verstanden
haben; kaum ist der Altartisch fertig, rückt dem
Vorhacker der neunte Bub auf die Welt.

Um zu zeigen, daß es eine Ehre ist für den
Wald, wenn so ein armer Mann ein gemeinnütziges
Werk vollbringt, so nennen wir den Vorhacker, weil
er auch einer ist, der seinen Namen nicht weiß, --
den Franz Ehrenwald. -- Der Name reicht für
seine neun Buben und für Weiteres.

Der Franz Ehrenwald ist ein geschickter und
strebsamer Kopf. Weil ihm der Altartisch gelungen
ist, so will er sich nun ganz auf das Zimmer- und
Tischlerhandwerk verlegen. Er hat sich schon eine
Unzahl Werkzeuge gesammelt und zwei Körbe voll
von Hobeln, Reifmessern, Bohrern, Sägen, Beilen,

ſie nur aus ſchlechtem Holz nachmachen, und das
thäte ſie leicht verdrießen.“

„’s mag wol richtig ſein,“ haben Einige auf
dieſen Vorſchlag geantwortet, und wir erſparen die
Unkoſten.“

Den Altartiſch hat ein Vorhacker vom Kar-
waſſerſchlag gezimmert. Der Vorhacker iſt ein armer
Mann mit reichem Kinderſegen; er hat aber für
die Kirchenarbeit kein Entgeld genommen. — „Auf
eine gute Meinung thu’ ich’s,“ hat er geſagt, „für
die Meinigen thu’ ich’s, auf daß mir keines ſtirbt
und keines mehr dazukommt.“

Der liebe Gott muß nicht recht verſtanden
haben; kaum iſt der Altartiſch fertig, rückt dem
Vorhacker der neunte Bub auf die Welt.

Um zu zeigen, daß es eine Ehre iſt für den
Wald, wenn ſo ein armer Mann ein gemeinnütziges
Werk vollbringt, ſo nennen wir den Vorhacker, weil
er auch einer iſt, der ſeinen Namen nicht weiß, —
den Franz Ehrenwald. — Der Name reicht für
ſeine neun Buben und für Weiteres.

Der Franz Ehrenwald iſt ein geſchickter und
ſtrebſamer Kopf. Weil ihm der Altartiſch gelungen
iſt, ſo will er ſich nun ganz auf das Zimmer- und
Tiſchlerhandwerk verlegen. Er hat ſich ſchon eine
Unzahl Werkzeuge geſammelt und zwei Körbe voll
von Hobeln, Reifmeſſern, Bohrern, Sägen, Beilen,

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[231/0241] ſie nur aus ſchlechtem Holz nachmachen, und das thäte ſie leicht verdrießen.“ „’s mag wol richtig ſein,“ haben Einige auf dieſen Vorſchlag geantwortet, und wir erſparen die Unkoſten.“ Den Altartiſch hat ein Vorhacker vom Kar- waſſerſchlag gezimmert. Der Vorhacker iſt ein armer Mann mit reichem Kinderſegen; er hat aber für die Kirchenarbeit kein Entgeld genommen. — „Auf eine gute Meinung thu’ ich’s,“ hat er geſagt, „für die Meinigen thu’ ich’s, auf daß mir keines ſtirbt und keines mehr dazukommt.“ Der liebe Gott muß nicht recht verſtanden haben; kaum iſt der Altartiſch fertig, rückt dem Vorhacker der neunte Bub auf die Welt. Um zu zeigen, daß es eine Ehre iſt für den Wald, wenn ſo ein armer Mann ein gemeinnütziges Werk vollbringt, ſo nennen wir den Vorhacker, weil er auch einer iſt, der ſeinen Namen nicht weiß, — den Franz Ehrenwald. — Der Name reicht für ſeine neun Buben und für Weiteres. Der Franz Ehrenwald iſt ein geſchickter und ſtrebſamer Kopf. Weil ihm der Altartiſch gelungen iſt, ſo will er ſich nun ganz auf das Zimmer- und Tiſchlerhandwerk verlegen. Er hat ſich ſchon eine Unzahl Werkzeuge geſammelt und zwei Körbe voll von Hobeln, Reifmeſſern, Bohrern, Sägen, Beilen,

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/241>, abgerufen am 24.11.2024.