So rechten sie, halb im Spaß und halb im Ernst. Den ganzen Himmel haben sie durchstöbert, und keinen Heiligen gefunden, der Allen recht ge- wesen wäre.
Und es muß doch Eines kommen, das Allen recht ist. Ich habe darüber schon meine Gedanken.
Die Waldberge lichten sich immer mehr und und mehr, wie wenn es Tag würde aus der Dämmerung. Die Höhenschneiden werden schartig und es dehnt sich der Himmel. Mancher Marder kommt um seinen hohlen Baum, mancher Fuchs um seine Höhle. Unschuldige Vöglein und raubgierige Geier werden heimatlos, da Wipfel um Wipfel hinstürzt auf den feuchten Moosboden, den endlich wieder einmal die Sonne bescheint. Winter und Sommer hindurch sind die Holzschläger thätig ge- wesen. Draußen im Lande haben Holz und Kohlen in gutem Begehr gestanden.
In diesem Sommer habe ich nicht mehr viele freie Zeit für mich.
Draußen ist der Krieg, der, Gott weiß es, nicht mehr enden will. Zu Holdenschlag sind schon wieder die Hämmer geschlossen worden und es kommt kein Kohlenwagen in den Wald. Die Holzarbeit
So rechten ſie, halb im Spaß und halb im Ernſt. Den ganzen Himmel haben ſie durchſtöbert, und keinen Heiligen gefunden, der Allen recht ge- weſen wäre.
Und es muß doch Eines kommen, das Allen recht iſt. Ich habe darüber ſchon meine Gedanken.
Die Waldberge lichten ſich immer mehr und und mehr, wie wenn es Tag würde aus der Dämmerung. Die Höhenſchneiden werden ſchartig und es dehnt ſich der Himmel. Mancher Marder kommt um ſeinen hohlen Baum, mancher Fuchs um ſeine Höhle. Unſchuldige Vöglein und raubgierige Geier werden heimatlos, da Wipfel um Wipfel hinſtürzt auf den feuchten Moosboden, den endlich wieder einmal die Sonne beſcheint. Winter und Sommer hindurch ſind die Holzſchläger thätig ge- weſen. Draußen im Lande haben Holz und Kohlen in gutem Begehr geſtanden.
In dieſem Sommer habe ich nicht mehr viele freie Zeit für mich.
Draußen iſt der Krieg, der, Gott weiß es, nicht mehr enden will. Zu Holdenſchlag ſind ſchon wieder die Hämmer geſchloſſen worden und es kommt kein Kohlenwagen in den Wald. Die Holzarbeit
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So rechten ſie, halb im Spaß und halb im
Ernſt. Den ganzen Himmel haben ſie durchſtöbert,
und keinen Heiligen gefunden, der Allen recht ge-
weſen wäre.
Und es muß doch Eines kommen, das Allen
recht iſt. Ich habe darüber ſchon meine Gedanken.
Die Waldberge lichten ſich immer mehr und
und mehr, wie wenn es Tag würde aus der
Dämmerung. Die Höhenſchneiden werden ſchartig
und es dehnt ſich der Himmel. Mancher Marder
kommt um ſeinen hohlen Baum, mancher Fuchs um
ſeine Höhle. Unſchuldige Vöglein und raubgierige
Geier werden heimatlos, da Wipfel um Wipfel
hinſtürzt auf den feuchten Moosboden, den endlich
wieder einmal die Sonne beſcheint. Winter und
Sommer hindurch ſind die Holzſchläger thätig ge-
weſen. Draußen im Lande haben Holz und Kohlen
in gutem Begehr geſtanden.
In dieſem Sommer habe ich nicht mehr viele
freie Zeit für mich.
Draußen iſt der Krieg, der, Gott weiß es,
nicht mehr enden will. Zu Holdenſchlag ſind ſchon
wieder die Hämmer geſchloſſen worden und es kommt
kein Kohlenwagen in den Wald. Die Holzarbeit
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/195>, abgerufen am 21.11.2024.
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