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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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"Wer verlorne Sachen finden will: sanct
Antoni thut Wunder viel!" sagt Rüppel, der alte
Borstenbart, bei dem sich jedes Wort im Gleich-
klang zum andern fügt, er mag die Zunge wenden,
wie er will.

Andere wünschen zum Kirchenheiligen den
Florian, der gegen das Feuer ist; aber die am
Wasser wohnen, möchten den Sebastian haben.

Ein Weiblein hat gar nicht uneben bemerkt,
in den ganzen Winkelwäldern sei kein Mensch, der
die Orgel spielen könne, da wisse man doch, daß
als Pfarrheilige nur Cäcilia die Rechte.

Darauf entgegnet ein alter Hirt: "So eine
Red' ist keine Sach'. Die Leut' können sich selb-
ander helfen; aber auf das arme Vieh müßt ihr
denken! Der heilige Erhart geht uns schon herein
in das Winkel."

Darnach ein Anderer: "Mit dem Vieh halt'
ich's nicht. Wir brauchen die Kirch' für die Leut'.
Und weil sich Einer schon was kosten läßt, so muß
was Rechtes werden. Ich bin kein Heid' und ich
geh' in die Kirch', und ich bin für ein sauberes
Weib. Was meint ihr zu der Magdalena?"

"Du Loter," schreit sein Weib, "die schlechte
Person willst auf den Altar heben?!"

"Hast recht, Alte, da muß Eine sein, die mit
gutem Beispiel vorangeht."


„Wer verlorne Sachen finden will: sanct
Antoni thut Wunder viel!“ ſagt Rüppel, der alte
Borſtenbart, bei dem ſich jedes Wort im Gleich-
klang zum andern fügt, er mag die Zunge wenden,
wie er will.

Andere wünſchen zum Kirchenheiligen den
Florian, der gegen das Feuer iſt; aber die am
Waſſer wohnen, möchten den Sebaſtian haben.

Ein Weiblein hat gar nicht uneben bemerkt,
in den ganzen Winkelwäldern ſei kein Menſch, der
die Orgel ſpielen könne, da wiſſe man doch, daß
als Pfarrheilige nur Cäcilia die Rechte.

Darauf entgegnet ein alter Hirt: „So eine
Red’ iſt keine Sach’. Die Leut’ können ſich ſelb-
ander helfen; aber auf das arme Vieh müßt ihr
denken! Der heilige Erhart geht uns ſchon herein
in das Winkel.“

Darnach ein Anderer: „Mit dem Vieh halt’
ich’s nicht. Wir brauchen die Kirch’ für die Leut’.
Und weil ſich Einer ſchon was koſten läßt, ſo muß
was Rechtes werden. Ich bin kein Heid’ und ich
geh’ in die Kirch’, und ich bin für ein ſauberes
Weib. Was meint ihr zu der Magdalena?“

„Du Loter,“ ſchreit ſein Weib, „die ſchlechte
Perſon willſt auf den Altar heben?!“

„Haſt recht, Alte, da muß Eine ſein, die mit
gutem Beiſpiel vorangeht.“


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[184/0194] „Wer verlorne Sachen finden will: sanct Antoni thut Wunder viel!“ ſagt Rüppel, der alte Borſtenbart, bei dem ſich jedes Wort im Gleich- klang zum andern fügt, er mag die Zunge wenden, wie er will. Andere wünſchen zum Kirchenheiligen den Florian, der gegen das Feuer iſt; aber die am Waſſer wohnen, möchten den Sebaſtian haben. Ein Weiblein hat gar nicht uneben bemerkt, in den ganzen Winkelwäldern ſei kein Menſch, der die Orgel ſpielen könne, da wiſſe man doch, daß als Pfarrheilige nur Cäcilia die Rechte. Darauf entgegnet ein alter Hirt: „So eine Red’ iſt keine Sach’. Die Leut’ können ſich ſelb- ander helfen; aber auf das arme Vieh müßt ihr denken! Der heilige Erhart geht uns ſchon herein in das Winkel.“ Darnach ein Anderer: „Mit dem Vieh halt’ ich’s nicht. Wir brauchen die Kirch’ für die Leut’. Und weil ſich Einer ſchon was koſten läßt, ſo muß was Rechtes werden. Ich bin kein Heid’ und ich geh’ in die Kirch’, und ich bin für ein ſauberes Weib. Was meint ihr zu der Magdalena?“ „Du Loter,“ ſchreit ſein Weib, „die ſchlechte Perſon willſt auf den Altar heben?!“ „Haſt recht, Alte, da muß Eine ſein, die mit gutem Beiſpiel vorangeht.“

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/194>, abgerufen am 21.11.2024.