ist ein erhöhter Felsgrund, sicher vor Gesenken, Lahnen und Wildwasser. Er liegt zwischen dem Hinter- und Vorderwinkel, und von den Lautergrä- ben, dem Miesenbachthale und dem Karwasserschlag ist völlig die gleiche Weite bis hierher zu dem er- höhten Felsgrund. Das ist der rechte Platz für das Gotteshaus. Ich habe einen Plan eingereicht, wie ich mir denke, daß so ein Waldkirchlein sein soll.
Das Kirchlein sei nicht gar zu klein, damit Alle darin Platz haben, die kummervollen und be- dürftigen Herzens sind, wie es deren im Waldlande Viele gibt und fürder geben wird. Es sei nicht gar zu niedrig, denn der hohe Wald und die Fels- wände haben den Sinn verwöhnt und erweitet; und ist es auch, daß die Menschenwohnungen hier sehr gedrückt sind, so wird es dem Blicke doppelt wohl thun, wenn er sich in der Wohnung Gottes erheben kann. In den Kirchen der Städte sollte stets ernste Dämmerung herrschen, damit sie dem licht- und genußvollen Leben der Reichen und Großen einen Gegensatz darbieten; in dem Gotteshause des Waldes aber muß lichte und milde Freundlichkeit lächeln, denn ernst und dämmerig ist der Wald und des Wäldlers Haus und Herz. So soll die Art der Gottesverehrung das Leben ausgleichen und ergän- zen; und was der Werktag und das Haus verwei- gert, das soll der Sonntag und die Kirche bieten.
iſt ein erhöhter Felsgrund, ſicher vor Geſenken, Lahnen und Wildwaſſer. Er liegt zwiſchen dem Hinter- und Vorderwinkel, und von den Lautergrä- ben, dem Mieſenbachthale und dem Karwaſſerſchlag iſt völlig die gleiche Weite bis hierher zu dem er- höhten Felsgrund. Das iſt der rechte Platz für das Gotteshaus. Ich habe einen Plan eingereicht, wie ich mir denke, daß ſo ein Waldkirchlein ſein ſoll.
Das Kirchlein ſei nicht gar zu klein, damit Alle darin Platz haben, die kummervollen und be- dürftigen Herzens ſind, wie es deren im Waldlande Viele gibt und fürder geben wird. Es ſei nicht gar zu niedrig, denn der hohe Wald und die Fels- wände haben den Sinn verwöhnt und erweitet; und iſt es auch, daß die Menſchenwohnungen hier ſehr gedrückt ſind, ſo wird es dem Blicke doppelt wohl thun, wenn er ſich in der Wohnung Gottes erheben kann. In den Kirchen der Städte ſollte ſtets ernſte Dämmerung herrſchen, damit ſie dem licht- und genußvollen Leben der Reichen und Großen einen Gegenſatz darbieten; in dem Gotteshauſe des Waldes aber muß lichte und milde Freundlichkeit lächeln, denn ernſt und dämmerig iſt der Wald und des Wäldlers Haus und Herz. So ſoll die Art der Gottesverehrung das Leben ausgleichen und ergän- zen; und was der Werktag und das Haus verwei- gert, das ſoll der Sonntag und die Kirche bieten.
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iſt ein erhöhter Felsgrund, ſicher vor Geſenken,
Lahnen und Wildwaſſer. Er liegt zwiſchen dem
Hinter- und Vorderwinkel, und von den Lautergrä-
ben, dem Mieſenbachthale und dem Karwaſſerſchlag
iſt völlig die gleiche Weite bis hierher zu dem er-
höhten Felsgrund. Das iſt der rechte Platz für das
Gotteshaus. Ich habe einen Plan eingereicht, wie
ich mir denke, daß ſo ein Waldkirchlein ſein ſoll.
Das Kirchlein ſei nicht gar zu klein, damit
Alle darin Platz haben, die kummervollen und be-
dürftigen Herzens ſind, wie es deren im Waldlande
Viele gibt und fürder geben wird. Es ſei nicht
gar zu niedrig, denn der hohe Wald und die Fels-
wände haben den Sinn verwöhnt und erweitet;
und iſt es auch, daß die Menſchenwohnungen hier
ſehr gedrückt ſind, ſo wird es dem Blicke doppelt
wohl thun, wenn er ſich in der Wohnung Gottes
erheben kann. In den Kirchen der Städte ſollte
ſtets ernſte Dämmerung herrſchen, damit ſie dem
licht- und genußvollen Leben der Reichen und Großen
einen Gegenſatz darbieten; in dem Gotteshauſe des
Waldes aber muß lichte und milde Freundlichkeit
lächeln, denn ernſt und dämmerig iſt der Wald und
des Wäldlers Haus und Herz. So ſoll die Art der
Gottesverehrung das Leben ausgleichen und ergän-
zen; und was der Werktag und das Haus verwei-
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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