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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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leeren Haus mag Eins nicht leiden; über den gan-
zen Winter hindurch der Schnee hereinfliegen, das
ist keine gute Sach'. Die Sennin muß es eilig
gehabt haben, wie sie ab in's Thal getrieben hat
-- das ist schon die Rechte, die Alles offen läßt. --
Nu, ich geh' darauf hinein, mach' die Thür zu,
und rammle von innen ein par Holzstücke vor,
steig' nachher auf die Bank, will durch's Rauch-
fenster hinaus, und verklemm mich da, das schon
des Teufels ist."

Ich hab dem Burschen aber noch nicht getraut
und guck' ihm eine Weile zu, wie er zappelt.

"Und stecken bleiben, meinst, wolltest nicht da
unter dem Dach, bis morgen ein par Leut' kommen
und dich kennen thäten?"

Da knirscht er mit seinen Zähnen, und macht
die heftigsten Anstrengungen, aus seiner bösen Lage
zu entkommen.

"Muß morgen in aller Früh zu Holdenschlag
sein," murmelt er.

"Was willst denn zu Holdenschlag?" sage ich.

"Nu mein Gott, weil eine Hochzeit ist!"
brummt er schon recht unwirsch.

"Und mußt leicht wol dabei sein?"

Er will nicht mehr antworten. "Jessas und
Anna, weil ich dazu gehör'!" stößt er endlich
heraus.


leeren Haus mag Eins nicht leiden; über den gan-
zen Winter hindurch der Schnee hereinfliegen, das
iſt keine gute Sach’. Die Sennin muß es eilig
gehabt haben, wie ſie ab in’s Thal getrieben hat
— das iſt ſchon die Rechte, die Alles offen läßt. —
Nu, ich geh’ darauf hinein, mach’ die Thür zu,
und rammle von innen ein par Holzſtücke vor,
ſteig’ nachher auf die Bank, will durch’s Rauch-
fenſter hinaus, und verklemm mich da, das ſchon
des Teufels iſt.“

Ich hab dem Burſchen aber noch nicht getraut
und guck’ ihm eine Weile zu, wie er zappelt.

„Und ſtecken bleiben, meinſt, wollteſt nicht da
unter dem Dach, bis morgen ein par Leut’ kommen
und dich kennen thäten?“

Da knirſcht er mit ſeinen Zähnen, und macht
die heftigſten Anſtrengungen, aus ſeiner böſen Lage
zu entkommen.

„Muß morgen in aller Früh zu Holdenſchlag
ſein,“ murmelt er.

„Was willſt denn zu Holdenſchlag?“ ſage ich.

„Nu mein Gott, weil eine Hochzeit iſt!“
brummt er ſchon recht unwirſch.

„Und mußt leicht wol dabei ſein?“

Er will nicht mehr antworten. „Jeſſas und
Anna, weil ich dazu gehör’!“ ſtößt er endlich
heraus.


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[157/0167] leeren Haus mag Eins nicht leiden; über den gan- zen Winter hindurch der Schnee hereinfliegen, das iſt keine gute Sach’. Die Sennin muß es eilig gehabt haben, wie ſie ab in’s Thal getrieben hat — das iſt ſchon die Rechte, die Alles offen läßt. — Nu, ich geh’ darauf hinein, mach’ die Thür zu, und rammle von innen ein par Holzſtücke vor, ſteig’ nachher auf die Bank, will durch’s Rauch- fenſter hinaus, und verklemm mich da, das ſchon des Teufels iſt.“ Ich hab dem Burſchen aber noch nicht getraut und guck’ ihm eine Weile zu, wie er zappelt. „Und ſtecken bleiben, meinſt, wollteſt nicht da unter dem Dach, bis morgen ein par Leut’ kommen und dich kennen thäten?“ Da knirſcht er mit ſeinen Zähnen, und macht die heftigſten Anſtrengungen, aus ſeiner böſen Lage zu entkommen. „Muß morgen in aller Früh zu Holdenſchlag ſein,“ murmelt er. „Was willſt denn zu Holdenſchlag?“ ſage ich. „Nu mein Gott, weil eine Hochzeit iſt!“ brummt er ſchon recht unwirſch. „Und mußt leicht wol dabei ſein?“ Er will nicht mehr antworten. „Jeſſas und Anna, weil ich dazu gehör’!“ ſtößt er endlich heraus.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/167>, abgerufen am 24.11.2024.