und tausendfach aneinander prallten. Die Bäume über mir bogen sich mächtig hin und her und in den breiten Blättern eines Ahorn rauschten schon die großen eiskalten Tropfen.
Das Gewitter ging bis auf diese wenigen Tropfen vorüber. Weiter drin aber mußte es ärger gewesen sein, denn plötzlich brauste mir im Hohl- weg ein wilder Gießbach mit Erde, Steinen, Eis und Holzstücken entgegen. Ich rettete mich an die Lehne hinan und kam mit großer Mühe vorwärts.
Ueber der Gegend lag nun Nebel und an den Aesten der Tannen stieg er nieder bis zu dem feuch- ten Heidegrunde.
Als es gegen die Abenddämmerung ging und als die Waldschlucht sich ein wenig weitete, kam ich in ein schmales Wiesenthal, dessen Länge ich des Nebels wegen nicht ermessen konnte. Der Matten- grund war bedeckt mit Eiskörnern; der Bach hatte sein Bett überschritten und hatte die Brücke fort- gerissen, die mich hätte hinübertragen sollen auf das jenseitige Ufer, von wo mir durch das Nebelgrauen ein weißes Kirchlein und die Bretterdächer einiger Häuser zuschimmerten.
Es war frostig kalt und es begann zu dunkeln. Ich rief hinüber zu den Leuten, die am Wasser ar- beiteten, Holzblöcke auffingen und den Fluß zu regeln suchten. Sie schrieen mir die Antwort zurück, sie
und tauſendfach aneinander prallten. Die Bäume über mir bogen ſich mächtig hin und her und in den breiten Blättern eines Ahorn rauſchten ſchon die großen eiskalten Tropfen.
Das Gewitter ging bis auf dieſe wenigen Tropfen vorüber. Weiter drin aber mußte es ärger geweſen ſein, denn plötzlich brauſte mir im Hohl- weg ein wilder Gießbach mit Erde, Steinen, Eis und Holzſtücken entgegen. Ich rettete mich an die Lehne hinan und kam mit großer Mühe vorwärts.
Ueber der Gegend lag nun Nebel und an den Aeſten der Tannen ſtieg er nieder bis zu dem feuch- ten Heidegrunde.
Als es gegen die Abenddämmerung ging und als die Waldſchlucht ſich ein wenig weitete, kam ich in ein ſchmales Wieſenthal, deſſen Länge ich des Nebels wegen nicht ermeſſen konnte. Der Matten- grund war bedeckt mit Eiskörnern; der Bach hatte ſein Bett überſchritten und hatte die Brücke fort- geriſſen, die mich hätte hinübertragen ſollen auf das jenſeitige Ufer, von wo mir durch das Nebelgrauen ein weißes Kirchlein und die Bretterdächer einiger Häuſer zuſchimmerten.
Es war froſtig kalt und es begann zu dunkeln. Ich rief hinüber zu den Leuten, die am Waſſer ar- beiteten, Holzblöcke auffingen und den Fluß zu regeln ſuchten. Sie ſchrieen mir die Antwort zurück, ſie
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und tauſendfach aneinander prallten. Die Bäume
über mir bogen ſich mächtig hin und her und in den
breiten Blättern eines Ahorn rauſchten ſchon die
großen eiskalten Tropfen.
Das Gewitter ging bis auf dieſe wenigen
Tropfen vorüber. Weiter drin aber mußte es ärger
geweſen ſein, denn plötzlich brauſte mir im Hohl-
weg ein wilder Gießbach mit Erde, Steinen, Eis
und Holzſtücken entgegen. Ich rettete mich an die
Lehne hinan und kam mit großer Mühe vorwärts.
Ueber der Gegend lag nun Nebel und an den
Aeſten der Tannen ſtieg er nieder bis zu dem feuch-
ten Heidegrunde.
Als es gegen die Abenddämmerung ging und
als die Waldſchlucht ſich ein wenig weitete, kam ich
in ein ſchmales Wieſenthal, deſſen Länge ich des
Nebels wegen nicht ermeſſen konnte. Der Matten-
grund war bedeckt mit Eiskörnern; der Bach hatte
ſein Bett überſchritten und hatte die Brücke fort-
geriſſen, die mich hätte hinübertragen ſollen auf das
jenſeitige Ufer, von wo mir durch das Nebelgrauen
ein weißes Kirchlein und die Bretterdächer einiger
Häuſer zuſchimmerten.
Es war froſtig kalt und es begann zu dunkeln.
Ich rief hinüber zu den Leuten, die am Waſſer ar-
beiteten, Holzblöcke auffingen und den Fluß zu regeln
ſuchten. Sie ſchrieen mir die Antwort zurück, ſie
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/14>, abgerufen am 06.07.2024.
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