hängen läßt und allweg grinst und lächelt, ohne daß er selbst weiß, warum. Er ist das Stuben- mädchen, der Küchenjunge, der Holz- und Wasser- träger, allfällig der Ziegenhirt, die Zielscheibe für ledige Spässe und -- die Hausehre.
Ferner sind in jeder Holzknechthütte in irgend einem Winkel, unter irgend einer Diele stets ge- ladene Kugelstutzen verborgen.
Der Werktagsanzug der Holzschläger hat kei- nen ausgeprägten Grundzug; er ist zum Theile ein zerfasertes Lodengewebe, zum Theile ein mattfar- biges Strickwollenzeug, zum Theile eine hornähn- liche Lederrinde, alles mehr oder minder mit Harz überklebt, nothdürftig den inneren Menschen ver- deckend. Das Wahrzeichen aber ist der hohe, gelb- lich grüne Hut mit dem Federbusche. Der Feder- busch muß wol in Ordnung sein, daran hängt, weiß Gott, eine Wilderer- oder Liebesgeschichte, oder ein "saggerisch Raufen."
Aber wenn einmal die Kirchweih kommt! -- die Kirchweih muß es sein, denn Sonntags gibt's hier nicht, fehlt ja doch des Sonntags Herz -- die Kirche.
Zur Kirchweih aber ziehen sie hinaus zu den ferneren Orten, und da sind sie angethan, diese rauhen Waldmenschen, mit Frack und "Cilinder;" -- 's ist kaum zu glauben. Aber der Frack ist ja
hängen läßt und allweg grinſt und lächelt, ohne daß er ſelbſt weiß, warum. Er iſt das Stuben- mädchen, der Küchenjunge, der Holz- und Waſſer- träger, allfällig der Ziegenhirt, die Zielſcheibe für ledige Späſſe und — die Hausehre.
Ferner ſind in jeder Holzknechthütte in irgend einem Winkel, unter irgend einer Diele ſtets ge- ladene Kugelſtutzen verborgen.
Der Werktagsanzug der Holzſchläger hat kei- nen ausgeprägten Grundzug; er iſt zum Theile ein zerfaſertes Lodengewebe, zum Theile ein mattfar- biges Strickwollenzeug, zum Theile eine hornähn- liche Lederrinde, alles mehr oder minder mit Harz überklebt, nothdürftig den inneren Menſchen ver- deckend. Das Wahrzeichen aber iſt der hohe, gelb- lich grüne Hut mit dem Federbuſche. Der Feder- buſch muß wol in Ordnung ſein, daran hängt, weiß Gott, eine Wilderer- oder Liebesgeſchichte, oder ein „ſaggeriſch Raufen.“
Aber wenn einmal die Kirchweih kommt! — die Kirchweih muß es ſein, denn Sonntags gibt’s hier nicht, fehlt ja doch des Sonntags Herz — die Kirche.
Zur Kirchweih aber ziehen ſie hinaus zu den ferneren Orten, und da ſind ſie angethan, dieſe rauhen Waldmenſchen, mit Frack und „Cilinder;“ — ’s iſt kaum zu glauben. Aber der Frack iſt ja
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hängen läßt und allweg grinſt und lächelt, ohne
daß er ſelbſt weiß, warum. Er iſt das Stuben-
mädchen, der Küchenjunge, der Holz- und Waſſer-
träger, allfällig der Ziegenhirt, die Zielſcheibe für
ledige Späſſe und — die Hausehre.
Ferner ſind in jeder Holzknechthütte in irgend
einem Winkel, unter irgend einer Diele ſtets ge-
ladene Kugelſtutzen verborgen.
Der Werktagsanzug der Holzſchläger hat kei-
nen ausgeprägten Grundzug; er iſt zum Theile ein
zerfaſertes Lodengewebe, zum Theile ein mattfar-
biges Strickwollenzeug, zum Theile eine hornähn-
liche Lederrinde, alles mehr oder minder mit Harz
überklebt, nothdürftig den inneren Menſchen ver-
deckend. Das Wahrzeichen aber iſt der hohe, gelb-
lich grüne Hut mit dem Federbuſche. Der Feder-
buſch muß wol in Ordnung ſein, daran hängt,
weiß Gott, eine Wilderer- oder Liebesgeſchichte,
oder ein „ſaggeriſch Raufen.“
Aber wenn einmal die Kirchweih kommt! —
die Kirchweih muß es ſein, denn Sonntags gibt’s
hier nicht, fehlt ja doch des Sonntags Herz —
die Kirche.
Zur Kirchweih aber ziehen ſie hinaus zu den
ferneren Orten, und da ſind ſie angethan, dieſe
rauhen Waldmenſchen, mit Frack und „Cilinder;“
— ’s iſt kaum zu glauben. Aber der Frack iſt ja
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/134>, abgerufen am 24.11.2024.
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