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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Hat ihn die Haushälterin unterbrochen: "Jesus,
Einspanig, wie weit denn noch?!"

"Bis heim, bis in unser Land, in unseren
Wald, in das Winkel, in das Felsenthal. -- Ehr-
same Frau, gibt euch Gott Flügel und ihr fliegt
fort gegen Sonnenuntergang, und fort und immer-
fort, der Nase und der Sonne nach, so kommt
ihr eines Tages von Sonnenaufgang her geflogen
gegen euer friedsam Haus."

Darauf die Hauswirthin: "O du Fabelhans,
fable wen Andern an, ich bin die Winkelhüterin.
Die Milch schenk' ich euch und redlicher alter Leut'
Wort dazu: Es ist ein Fleck, da ist die Welt mit
Brettern verschlagen. So ist der alte Glauben und
in dem will ich leben und sterben."

Der Mann soll darauf gesagt haben: "Weib,
eueren alten Glauben hoch in Ehren! aber ich bin
den Weg schon gegangen, gegen Niedergang hin,
und von Aufgang her."

Und dieses Wort hätte das Weib vollends
erbittert; "du bist eine Lugentafel!" soll sie gezet-
tert haben, "auf dich hat der Teufel seinen Heimat-
schein geschrieben!"

Und hierauf sei der Mann kopfschüttelnd
davongezogen.

Das gute Weib muß schon schwer auf mich
gewartet haben, um sich weiters Luft zu machen.

Hat ihn die Haushälterin unterbrochen: „Jeſus,
Einſpanig, wie weit denn noch?!“

„Bis heim, bis in unſer Land, in unſeren
Wald, in das Winkel, in das Felſenthal. — Ehr-
ſame Frau, gibt euch Gott Flügel und ihr fliegt
fort gegen Sonnenuntergang, und fort und immer-
fort, der Naſe und der Sonne nach, ſo kommt
ihr eines Tages von Sonnenaufgang her geflogen
gegen euer friedſam Haus.“

Darauf die Hauswirthin: „O du Fabelhans,
fable wen Andern an, ich bin die Winkelhüterin.
Die Milch ſchenk’ ich euch und redlicher alter Leut’
Wort dazu: Es iſt ein Fleck, da iſt die Welt mit
Brettern verſchlagen. So iſt der alte Glauben und
in dem will ich leben und ſterben.“

Der Mann ſoll darauf geſagt haben: „Weib,
eueren alten Glauben hoch in Ehren! aber ich bin
den Weg ſchon gegangen, gegen Niedergang hin,
und von Aufgang her.“

Und dieſes Wort hätte das Weib vollends
erbittert; „du biſt eine Lugentafel!“ ſoll ſie gezet-
tert haben, „auf dich hat der Teufel ſeinen Heimat-
ſchein geſchrieben!“

Und hierauf ſei der Mann kopfſchüttelnd
davongezogen.

Das gute Weib muß ſchon ſchwer auf mich
gewartet haben, um ſich weiters Luft zu machen.

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[116/0126] Hat ihn die Haushälterin unterbrochen: „Jeſus, Einſpanig, wie weit denn noch?!“ „Bis heim, bis in unſer Land, in unſeren Wald, in das Winkel, in das Felſenthal. — Ehr- ſame Frau, gibt euch Gott Flügel und ihr fliegt fort gegen Sonnenuntergang, und fort und immer- fort, der Naſe und der Sonne nach, ſo kommt ihr eines Tages von Sonnenaufgang her geflogen gegen euer friedſam Haus.“ Darauf die Hauswirthin: „O du Fabelhans, fable wen Andern an, ich bin die Winkelhüterin. Die Milch ſchenk’ ich euch und redlicher alter Leut’ Wort dazu: Es iſt ein Fleck, da iſt die Welt mit Brettern verſchlagen. So iſt der alte Glauben und in dem will ich leben und ſterben.“ Der Mann ſoll darauf geſagt haben: „Weib, eueren alten Glauben hoch in Ehren! aber ich bin den Weg ſchon gegangen, gegen Niedergang hin, und von Aufgang her.“ Und dieſes Wort hätte das Weib vollends erbittert; „du biſt eine Lugentafel!“ ſoll ſie gezet- tert haben, „auf dich hat der Teufel ſeinen Heimat- ſchein geſchrieben!“ Und hierauf ſei der Mann kopfſchüttelnd davongezogen. Das gute Weib muß ſchon ſchwer auf mich gewartet haben, um ſich weiters Luft zu machen.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/126>, abgerufen am 27.11.2024.