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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

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Lichte uns zu der weiteren Fahrt. Es war ein war- N002
mer schöner Abend, der uns noch lange auf dem Ver- N003
decke fesselte, bis wir uns endlich in die Kajüte zu- N004
rück zogen. Das Meer war hier wieder überaus flach, N005
so dass man beständig den Grund sondiren musste, N006
um nicht auf eine völlige Untiefe zu gerathen. Aber N007
nachdem wir uns schon lange zurückgezogen hatten, N008
hörten wir stets noch von dem Matrosen, der das N009
Senkblei hielt, den einförmigen Ruf schest s'polowinoi N010
(d. i. 61/2), der nun mit dem von schest s'tschetwertju N011
(d. i. 61/4) nämlich Fuss, ab wechselte. Wir leg- N012
ten uns zuletzt zur Ruhe; in der Nacht um 3 Uhr N013
aber weckte mich der Capitain, da er wegen eintre- N014
tenden Mangels an Holz weiter zu fahren anstand, N015
und deshalb umzukehren für nöthig fand. Wir waren N016
nach seiner Aussage nun 75 Werste von Tschetyre N017
bugri und 95 Werste von Birutschicassa entfernt. Ich N018
füllte einige Flaschen mit dem Meerwasser, aber un- N019
geachtet des doch keinesweges ungünstigen Windes, N020
der das Wasser aus dem Meere nach der Wolga trei- N021
ben musste und der nicht unbeträchtlichen Entfernung N022
von den Wolga-Mündungen, war das geschöpfte Was- N023
ser so wenig salzig, dass man es recht gut trinken konnte. N024
Die Temperatur desselben war 13° R, die der Luft N025
13°,3, die Tiefe des Meeres an dieser Stelle 31/2 Faden. N026
Wir sahen auch jetzt so wenig wie früher ein Leuchten N027
des Meeres 1), vielleicht nur wegen des Mondenscheins, N028
denn zu anderen Zeiten soll es doch zu sehen sein,

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[footnote reference] N001
1) Hablizl sah im Mai 1774 zu Enzelli am kaspischen Meere N002
Feuerfunken im Schlamm des Ankers und in todten Muscheln des N003
Mytilus polymorphus. Die Leuchtthierchen waren Weibchen des N004
Cancer pulex, die kleine gelbe Eier unter dem Bauche trugen. Auch N005
den Hausen ( Acipenser Huso ) und Zander ( Perca Lucioperca ) sah er N006
todt leuchten. (Vergl. Ehrenberg über das Leuchten des Meeres N007
in den Abhandl. d. Akad. d. Wiss. von Berlin 1834 S. 434 und 535.) N008
Eichwald sah kein Leuchten, hörte aber von den Schiffern, dass N009
das Meer im Sommer in den südlichen Gegenden Licht gebe.

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Lichte uns zu der weiteren Fahrt. Es war ein war- N002
mer schöner Abend, der uns noch lange auf dem Ver- N003
decke fesselte, bis wir uns endlich in die Kajüte zu- N004
rück zogen. Das Meer war hier wieder überaus flach, N005
so dass man beständig den Grund sondiren musste, N006
um nicht auf eine völlige Untiefe zu gerathen. Aber N007
nachdem wir uns schon lange zurückgezogen hatten, N008
hörten wir stets noch von dem Matrosen, der das N009
Senkblei hielt, den einförmigen Ruf schest s'polowinoi N010
(d. i. 6½), der nun mit dem von schest s’tschetwertju N011
(d. i. 6¼) nämlich Fuss, ab wechselte. Wir leg- N012
ten uns zuletzt zur Ruhe; in der Nacht um 3 Uhr N013
aber weckte mich der Capitain, da er wegen eintre- N014
tenden Mangels an Holz weiter zu fahren anstand, N015
und deshalb umzukehren für nöthig fand. Wir waren N016
nach seiner Aussage nun 75 Werste von Tschetyre N017
bugri und 95 Werste von Birutschicassa entfernt. Ich N018
füllte einige Flaschen mit dem Meerwasser, aber un- N019
geachtet des doch keinesweges ungünstigen Windes, N020
der das Wasser aus dem Meere nach der Wolga trei- N021
ben musste und der nicht unbeträchtlichen Entfernung N022
von den Wolga-Mündungen, war das geschöpfte Was- N023
ser so wenig salzig, dass man es recht gut trinken konnte. N024
Die Temperatur desselben war 13° R, die der Luft N025
13°,3, die Tiefe des Meeres an dieser Stelle 3½ Faden. N026
Wir sahen auch jetzt so wenig wie früher ein Leuchten N027
des Meeres 1), vielleicht nur wegen des Mondenscheins, N028
denn zu anderen Zeiten soll es doch zu sehen sein,

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1) Hablizl sah im Mai 1774 zu Enzelli am kaspischen Meere N002
Feuerfunken im Schlamm des Ankers und in todten Muscheln des N003
Mytilus polymorphus. Die Leuchtthierchen waren Weibchen des N004
Cancer pulex, die kleine gelbe Eier unter dem Bauche trugen. Auch N005
den Hausen ( Acipenser Huso ) und Zander ( Perca Lucioperca ) sah er N006
todt leuchten. (Vergl. Ehrenberg über das Leuchten des Meeres N007
in den Abhandl. d. Akad. d. Wiss. von Berlin 1834 S. 434 und 535.) N008
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[314/0332] N001 Lichte uns zu der weiteren Fahrt. Es war ein war- N002 mer schöner Abend, der uns noch lange auf dem Ver- N003 decke fesselte, bis wir uns endlich in die Kajüte zu- N004 rück zogen. Das Meer war hier wieder überaus flach, N005 so dass man beständig den Grund sondiren musste, N006 um nicht auf eine völlige Untiefe zu gerathen. Aber N007 nachdem wir uns schon lange zurückgezogen hatten, N008 hörten wir stets noch von dem Matrosen, der das N009 Senkblei hielt, den einförmigen Ruf schest s'polowinoi N010 (d. i. 6½), der nun mit dem von schest s’tschetwertju N011 (d. i. 6¼) nämlich Fuss, ab wechselte. Wir leg- N012 ten uns zuletzt zur Ruhe; in der Nacht um 3 Uhr N013 aber weckte mich der Capitain, da er wegen eintre- N014 tenden Mangels an Holz weiter zu fahren anstand, N015 und deshalb umzukehren für nöthig fand. Wir waren N016 nach seiner Aussage nun 75 Werste von Tschetyre N017 bugri und 95 Werste von Birutschicassa entfernt. Ich N018 füllte einige Flaschen mit dem Meerwasser, aber un- N019 geachtet des doch keinesweges ungünstigen Windes, N020 der das Wasser aus dem Meere nach der Wolga trei- N021 ben musste und der nicht unbeträchtlichen Entfernung N022 von den Wolga-Mündungen, war das geschöpfte Was- N023 ser so wenig salzig, dass man es recht gut trinken konnte. N024 Die Temperatur desselben war 13° R, die der Luft N025 13°,3, die Tiefe des Meeres an dieser Stelle 3½ Faden. N026 Wir sahen auch jetzt so wenig wie früher ein Leuchten N027 des Meeres 1), vielleicht nur wegen des Mondenscheins, N028 denn zu anderen Zeiten soll es doch zu sehen sein, [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Hablizl sah im Mai 1774 zu Enzelli am kaspischen Meere N002 Feuerfunken im Schlamm des Ankers und in todten Muscheln des N003 Mytilus polymorphus. Die Leuchtthierchen waren Weibchen des N004 Cancer pulex, die kleine gelbe Eier unter dem Bauche trugen. Auch N005 den Hausen ( Acipenser Huso ) und Zander ( Perca Lucioperca ) sah er N006 todt leuchten. (Vergl. Ehrenberg über das Leuchten des Meeres N007 in den Abhandl. d. Akad. d. Wiss. von Berlin 1834 S. 434 und 535.) N008 Eichwald sah kein Leuchten, hörte aber von den Schiffern, dass N009 das Meer im Sommer in den südlichen Gegenden Licht gebe.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/332>, abgerufen am 24.11.2024.