N001 haben. Er wird von den übrigen Hindus unterhalten, N002 die ihm von Zeit zu Zeit Essen reichen; Geld nimmt N003 er nicht, wohl aber soll er gern Taback schnupfen. --
N001 Die Armenier machen, wie schon angeführt, nächst N002 den Russen den ansehnlichsten Theil der Bevölkerung N003 von Astrachan aus. Sie sind meistentheils Kaufleute, N004 da ihr Adel von der russischen Regierung nicht aner- N005 kannt ist, doch können sie den russischen Adel sich N006 durch Staatsdienste erwerben. Es finden sich unter N007 ihnen sehr reiche Personen. So lernten wir einen N008 Armenier Simon Jerjewitsch Ivanoff näher kennen, N009 der in seinem prächtig eingerichteten Hause Herrn N010 von Humboldt ein sehr luxuriöses Diner gab, und N011 ihm zu Ehren am Abend einen brillanten Ball veran- N012 staltete. Es war interessant, auf demselben die ver- N013 schiedensten Nationen im bunten Gewirre sich durch N014 einander bewegen zu sehen, und neben dem Euro- N015 päer, der sich überall gleich ist, den Turban der Ar- N016 menier, die langen Figuren der Perser in ihren blauen N017 Kaftans mit aufgeschlitzten Aermeln, und die braunen N018 Gesichter der Hindus mit in der Mitte geschorenen N019 Köpfen, zu sehen. Eben so kontrastirten die franzö- N020 sischen Moden der russischen Damen mit der Natio- N021 naltracht der Armenierinnen, die uns besonders inter- N022 essant waren hier zu sehen, da die Armenierinnen, wenn N023 sie auf der Strasse erscheinen, von Kopf bis zu den N024 Füssen in grosse weisse Schleier gehüllt sind, und N025 nur einen kleinen Theil ihres Gesichtes blicken lassen. N026 Sie tragen auf dem Scheitel ein weisses Käppchen, N027 um Stirn und Hinterkopf eine schwarze Binde, von N028 der über den Nacken und Rücken ein weisses seide- N029 nes Tuch mit einer Ecke nach unten herabgeht, ferner N030 schwere seidene Kleider von dunkler, seltener von N031 weisser Farbe, und um den Hals dicke goldene Ket- N032 ten, an welchen oft eine oder mehrere goldene Me- N033 daillen hängen. Die Mädchen unterscheiden sich von N034 den Frauen dadurch, dass bei den ersteren ihr schwar-
N001 haben. Er wird von den übrigen Hindus unterhalten, N002 die ihm von Zeit zu Zeit Essen reichen; Geld nimmt N003 er nicht, wohl aber soll er gern Taback schnupfen. —
N001 Die Armenier machen, wie schon angeführt, nächst N002 den Russen den ansehnlichsten Theil der Bevölkerung N003 von Astrachan aus. Sie sind meistentheils Kaufleute, N004 da ihr Adel von der russischen Regierung nicht aner- N005 kannt ist, doch können sie den russischen Adel sich N006 durch Staatsdienste erwerben. Es finden sich unter N007 ihnen sehr reiche Personen. So lernten wir einen N008 Armenier Simon Jerjewitsch Ivanoff näher kennen, N009 der in seinem prächtig eingerichteten Hause Herrn N010 von Humboldt ein sehr luxuriöses Diner gab, und N011 ihm zu Ehren am Abend einen brillanten Ball veran- N012 staltete. Es war interessant, auf demselben die ver- N013 schiedensten Nationen im bunten Gewirre sich durch N014 einander bewegen zu sehen, und neben dem Euro- N015 päer, der sich überall gleich ist, den Turban der Ar- N016 menier, die langen Figuren der Perser in ihren blauen N017 Kaftans mit aufgeschlitzten Aermeln, und die braunen N018 Gesichter der Hindus mit in der Mitte geschorenen N019 Köpfen, zu sehen. Eben so kontrastirten die franzö- N020 sischen Moden der russischen Damen mit der Natio- N021 naltracht der Armenierinnen, die uns besonders inter- N022 essant waren hier zu sehen, da die Armenierinnen, wenn N023 sie auf der Strasse erscheinen, von Kopf bis zu den N024 Füssen in grosse weisse Schleier gehüllt sind, und N025 nur einen kleinen Theil ihres Gesichtes blicken lassen. N026 Sie tragen auf dem Scheitel ein weisses Käppchen, N027 um Stirn und Hinterkopf eine schwarze Binde, von N028 der über den Nacken und Rücken ein weisses seide- N029 nes Tuch mit einer Ecke nach unten herabgeht, ferner N030 schwere seidene Kleider von dunkler, seltener von N031 weisser Farbe, und um den Hals dicke goldene Ket- N032 ten, an welchen oft eine oder mehrere goldene Me- N033 daillen hängen. Die Mädchen unterscheiden sich von N034 den Frauen dadurch, dass bei den ersteren ihr schwar-
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haben. Er wird von den übrigen Hindus unterhalten, N002
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N001
Die Armenier machen, wie schon angeführt, nächst N002
den Russen den ansehnlichsten Theil der Bevölkerung N003
von Astrachan aus. Sie sind meistentheils Kaufleute, N004
da ihr Adel von der russischen Regierung nicht aner- N005
kannt ist, doch können sie den russischen Adel sich N006
durch Staatsdienste erwerben. Es finden sich unter N007
ihnen sehr reiche Personen. So lernten wir einen N008
Armenier Simon Jerjewitsch Ivanoff näher kennen, N009
der in seinem prächtig eingerichteten Hause Herrn N010
von Humboldt ein sehr luxuriöses Diner gab, und N011
ihm zu Ehren am Abend einen brillanten Ball veran- N012
staltete. Es war interessant, auf demselben die ver- N013
schiedensten Nationen im bunten Gewirre sich durch N014
einander bewegen zu sehen, und neben dem Euro- N015
päer, der sich überall gleich ist, den Turban der Ar- N016
menier, die langen Figuren der Perser in ihren blauen N017
Kaftans mit aufgeschlitzten Aermeln, und die braunen N018
Gesichter der Hindus mit in der Mitte geschorenen N019
Köpfen, zu sehen. Eben so kontrastirten die franzö- N020
sischen Moden der russischen Damen mit der Natio- N021
naltracht der Armenierinnen, die uns besonders inter- N022
essant waren hier zu sehen, da die Armenierinnen, wenn N023
sie auf der Strasse erscheinen, von Kopf bis zu den N024
Füssen in grosse weisse Schleier gehüllt sind, und N025
nur einen kleinen Theil ihres Gesichtes blicken lassen. N026
Sie tragen auf dem Scheitel ein weisses Käppchen, N027
um Stirn und Hinterkopf eine schwarze Binde, von N028
der über den Nacken und Rücken ein weisses seide- N029
nes Tuch mit einer Ecke nach unten herabgeht, ferner N030
schwere seidene Kleider von dunkler, seltener von N031
weisser Farbe, und um den Hals dicke goldene Ket- N032
ten, an welchen oft eine oder mehrere goldene Me- N033
daillen hängen. Die Mädchen unterscheiden sich von N034
den Frauen dadurch, dass bei den ersteren ihr schwar-
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/322>, abgerufen am 24.11.2024.
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