N001 von Humboldt vor; er erwiederte mit der Frage, N002 ob er uns mit Thee bewirthen könnte, was aber Herr N003 von Humboldt höflich dankend ablehnte, und sich N004 darauf mit uns wieder entfernte.
N001 In der Nähe von Astrachan wird die Strasse be- N002 lebter. Wir kamen bei einzelnen rechts und links am N003 Wege liegenden Meierhöfen und Weingärten vorüber, N004 in welchen die vortrefflichen astrachanischen Trauben N005 gebaut werden, und gelangten endlich zu einem tata- N006 rischen Dorfe, das sich am diesseitigen Ufer, gleich- N007 sam wie eine Vorstadt von Astrachan entlang zieht, N008 bis endlich am jenseitigen Ufer des mächtigen Stroms N009 die Stadt ausgebreitet vor uns lag, fast von den Masten N010 der vorliegenden Schiffe verdeckt, über welchen die N011 weisse Kathedrale hoch hervorleuchtete.
N001 Wir waren um 4 Uhr Nachmittags an der Stelle N002 angekommen, wo man überzusetzen pflegt. Hier er- N003 wartete uns schon ein Dampfboot, das von dem Ge- N004 neral-Gouverneur Herrn von Ossipoff zu unserer N005 Ueberfahrt abgesendet war, und auf welchem wir N006 auch sogleich unter Abfeuerung der auf dem Dampf- N007 boote befindlichen Kanonen nach Astrachan hinüber N008 fuhren, ohne erst die Verladung unserer Wagen ab- N009 zuwarten, die man, um uns nicht aufzuhalten, auf ei- N010 nem anderen Boote einschiffte. Unter einem grossen N011 Zusammenfluss von Menschen, welche die ungewöhn- N012 lichen Veranstaltungen herbeigelockt hatten, stiegen N013 wir ans Ufer, und setzten uns in ein Paar vierspän- N014 nige Wagen, die auch hier schon für uns bereit stan- N015 den, und uns in die für uns bestimmte Wohnung, in N016 einem Hause des Kaufmanns Federoff, eines alten N017 sehr reichen Mannes, der ein Vermögen von 3 Mil- N018 lionen Rubel haben soll, und 4 Häuser in Astrachan N019 besitzt, führten. Das untere Stockwerk von einem N020 dieser Häuser war zu unserer Aufnahme bestimmt, es N021 enthielt einen grossen Saal und mehrere hohe und
N001 19 *
N001 von Humboldt vor; er erwiederte mit der Frage, N002 ob er uns mit Thee bewirthen könnte, was aber Herr N003 von Humboldt höflich dankend ablehnte, und sich N004 darauf mit uns wieder entfernte.
N001 In der Nähe von Astrachan wird die Strasse be- N002 lebter. Wir kamen bei einzelnen rechts und links am N003 Wege liegenden Meierhöfen und Weingärten vorüber, N004 in welchen die vortrefflichen astrachanischen Trauben N005 gebaut werden, und gelangten endlich zu einem tata- N006 rischen Dorfe, das sich am diesseitigen Ufer, gleich- N007 sam wie eine Vorstadt von Astrachan entlang zieht, N008 bis endlich am jenseitigen Ufer des mächtigen Stroms N009 die Stadt ausgebreitet vor uns lag, fast von den Masten N010 der vorliegenden Schiffe verdeckt, über welchen die N011 weisse Kathedrale hoch hervorleuchtete.
N001 Wir waren um 4 Uhr Nachmittags an der Stelle N002 angekommen, wo man überzusetzen pflegt. Hier er- N003 wartete uns schon ein Dampfboot, das von dem Ge- N004 neral-Gouverneur Herrn von Ossipoff zu unserer N005 Ueberfahrt abgesendet war, und auf welchem wir N006 auch sogleich unter Abfeuerung der auf dem Dampf- N007 boote befindlichen Kanonen nach Astrachan hinüber N008 fuhren, ohne erst die Verladung unserer Wagen ab- N009 zuwarten, die man, um uns nicht aufzuhalten, auf ei- N010 nem anderen Boote einschiffte. Unter einem grossen N011 Zusammenfluss von Menschen, welche die ungewöhn- N012 lichen Veranstaltungen herbeigelockt hatten, stiegen N013 wir ans Ufer, und setzten uns in ein Paar vierspän- N014 nige Wagen, die auch hier schon für uns bereit stan- N015 den, und uns in die für uns bestimmte Wohnung, in N016 einem Hause des Kaufmanns Federoff, eines alten N017 sehr reichen Mannes, der ein Vermögen von 3 Mil- N018 lionen Rubel haben soll, und 4 Häuser in Astrachan N019 besitzt, führten. Das untere Stockwerk von einem N020 dieser Häuser war zu unserer Aufnahme bestimmt, es N021 enthielt einen grossen Saal und mehrere hohe und
N001 19 *
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0309"xml:id="img_0307"n="291"/><p><lbn="N001"/>
von Humboldt vor; er erwiederte mit der Frage, <lbn="N002"/>
ob er uns mit Thee bewirthen könnte, was aber Herr <lbn="N003"/>
von Humboldt höflich dankend ablehnte, und sich <lbn="N004"/>
darauf mit uns wieder entfernte.</p><p><lbn="N001"/>
In der Nähe von Astrachan wird die Strasse be- <lbn="N002"/>
lebter. Wir kamen bei einzelnen rechts und links am <lbn="N003"/>
Wege liegenden Meierhöfen und Weingärten vorüber, <lbn="N004"/>
in welchen die vortrefflichen astrachanischen Trauben <lbn="N005"/>
gebaut werden, und gelangten endlich zu einem tata- <lbn="N006"/>
rischen Dorfe, das sich am diesseitigen Ufer, gleich- <lbn="N007"/>
sam wie eine Vorstadt von Astrachan entlang zieht, <lbn="N008"/>
bis endlich am jenseitigen Ufer des mächtigen Stroms <lbn="N009"/>
die Stadt ausgebreitet vor uns lag, fast von den Masten <lbn="N010"/>
der vorliegenden Schiffe verdeckt, über welchen die <lbn="N011"/>
weisse Kathedrale hoch hervorleuchtete.</p><p><lbn="N001"/>
Wir waren um 4 Uhr Nachmittags an der Stelle <lbn="N002"/>
angekommen, wo man überzusetzen pflegt. Hier er- <lbn="N003"/>
wartete uns schon ein Dampfboot, das von dem Ge- <lbn="N004"/>
neral-Gouverneur Herrn von Ossipoff zu unserer <lbn="N005"/>
Ueberfahrt abgesendet war, und auf welchem wir <lbn="N006"/>
auch sogleich unter Abfeuerung der auf dem Dampf- <lbn="N007"/>
boote befindlichen Kanonen nach Astrachan hinüber <lbn="N008"/>
fuhren, ohne erst die Verladung unserer Wagen ab- <lbn="N009"/>
zuwarten, die man, um uns nicht aufzuhalten, auf ei- <lbn="N010"/>
nem anderen Boote einschiffte. Unter einem grossen <lbn="N011"/>
Zusammenfluss von Menschen, welche die ungewöhn- <lbn="N012"/>
lichen Veranstaltungen herbeigelockt hatten, stiegen <lbn="N013"/>
wir ans Ufer, und setzten uns in ein Paar vierspän- <lbn="N014"/>
nige Wagen, die auch hier schon für uns bereit stan- <lbn="N015"/>
den, und uns in die für uns bestimmte Wohnung, in <lbn="N016"/>
einem Hause des Kaufmanns Federoff, eines alten <lbn="N017"/>
sehr reichen Mannes, der ein Vermögen von 3 Mil- <lbn="N018"/>
lionen Rubel haben soll, und 4 Häuser in Astrachan <lbn="N019"/>
besitzt, führten. Das untere Stockwerk von einem <lbn="N020"/>
dieser Häuser war zu unserer Aufnahme bestimmt, es <lbn="N021"/>
enthielt einen grossen Saal und mehrere hohe und</p><fwtype="sig"place="bottom"><lbn="N001"/>
19 *</fw></div></body></text></TEI>
[291/0309]
N001
von Humboldt vor; er erwiederte mit der Frage, N002
ob er uns mit Thee bewirthen könnte, was aber Herr N003
von Humboldt höflich dankend ablehnte, und sich N004
darauf mit uns wieder entfernte.
N001
In der Nähe von Astrachan wird die Strasse be- N002
lebter. Wir kamen bei einzelnen rechts und links am N003
Wege liegenden Meierhöfen und Weingärten vorüber, N004
in welchen die vortrefflichen astrachanischen Trauben N005
gebaut werden, und gelangten endlich zu einem tata- N006
rischen Dorfe, das sich am diesseitigen Ufer, gleich- N007
sam wie eine Vorstadt von Astrachan entlang zieht, N008
bis endlich am jenseitigen Ufer des mächtigen Stroms N009
die Stadt ausgebreitet vor uns lag, fast von den Masten N010
der vorliegenden Schiffe verdeckt, über welchen die N011
weisse Kathedrale hoch hervorleuchtete.
N001
Wir waren um 4 Uhr Nachmittags an der Stelle N002
angekommen, wo man überzusetzen pflegt. Hier er- N003
wartete uns schon ein Dampfboot, das von dem Ge- N004
neral-Gouverneur Herrn von Ossipoff zu unserer N005
Ueberfahrt abgesendet war, und auf welchem wir N006
auch sogleich unter Abfeuerung der auf dem Dampf- N007
boote befindlichen Kanonen nach Astrachan hinüber N008
fuhren, ohne erst die Verladung unserer Wagen ab- N009
zuwarten, die man, um uns nicht aufzuhalten, auf ei- N010
nem anderen Boote einschiffte. Unter einem grossen N011
Zusammenfluss von Menschen, welche die ungewöhn- N012
lichen Veranstaltungen herbeigelockt hatten, stiegen N013
wir ans Ufer, und setzten uns in ein Paar vierspän- N014
nige Wagen, die auch hier schon für uns bereit stan- N015
den, und uns in die für uns bestimmte Wohnung, in N016
einem Hause des Kaufmanns Federoff, eines alten N017
sehr reichen Mannes, der ein Vermögen von 3 Mil- N018
lionen Rubel haben soll, und 4 Häuser in Astrachan N019
besitzt, führten. Das untere Stockwerk von einem N020
dieser Häuser war zu unserer Aufnahme bestimmt, es N021
enthielt einen grossen Saal und mehrere hohe und
N001
19 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-10-24T14:59:58Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.
Die Transkription erfolgte nach den unter
http://www.ocr-d.de/gt_guidelines
formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.
Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/309>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.