N001 Es war 11 Uhr geworden, als wir in Pokrows- N002 kaja anlangten, worauf wir noch in derselben Nacht N003 nach der Gouvernementsstadt Saratoff übersetzten; Herr N004 von Humboldt hatte anfänglich nur die Absicht den N005 Rest der Nacht und einige Stunden des folgenden N006 Tages hier zu bleiben, um die Inklination der Magnet- N007 nadel zu bestimmen 1), aber die liebenswürdige Gast- N008 freundschaft des Fürsten veranlasste uns auch noch N009 den übrigen Theil des Tages in Saratoff zu verwei- N010 len. Nach einem glänzenden Mittagsmahl besahen wir N011 in seiner Gesellschaft die Stadt und einige merkwür- N012 dige Anstalten derselben, wie das Gymnasium und das N013 Irrenhaus, und fuhren dann zu einem Bergschlipf, der N014 sich kürzlich in der Nähe der Stadt ereignet und viel N015 Aufsehen gemacht hatte. Saratoff hat eine ähnliche N016 Lage wie Wolsk, aber das kesselförmige Thal ist N017 viel grösser, und bildet eine ziemlich bedeutende Ebene N018 neben der Wolga, an dessen südöstlicher Ecke die N019 Stadt liegt. Sie wird in die neue und alte Stadt ge- N020 theilt. Die erstere ist regelmässig gebaut, hat gerade N021 Strassen, mehrere grosse Plätze und eine Menge stei- N022 nerner, zum Theil recht geschmackvoller Gebäude. N023 Zu diesen gehört auch das Gymnasium, welches durch N024 die Thätigkeit des Directors Müller ausser einer N025 ziemlich grossen Bibliothek, auch eine zoologische und N026 mineralogische Sammlung und einen botanischen Gar- N027 ten besitzt. Die Berge im Norden der Stadt, in wel- N028 chen der Bergschlipf stattgefunden hatte, bestehen aus N029 Sandstein, wahrscheinlich demselben, der auch bei N030 Wolsk vorkommt. Einige auf einer geneigten Thon- N031 schicht liegende Schichten waren herabgeglitten, und N032 hatten den Bergschlipf veranlasst, der mehrere Häuser N033 fortgerissen oder beschädigt hatte. Die Thonschicht N034 enthielt Kugeln von Sphärosiderit. Eine Quelle im N035 Westen der Stadt, auf dem Landgute des Directors
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Herr v. Humboldt fand die Inklination 64° 40',9.
N001 Es war 11 Uhr geworden, als wir in Pokrows- N002 kaja anlangten, worauf wir noch in derselben Nacht N003 nach der Gouvernementsstadt Saratoff übersetzten; Herr N004 von Humboldt hatte anfänglich nur die Absicht den N005 Rest der Nacht und einige Stunden des folgenden N006 Tages hier zu bleiben, um die Inklination der Magnet- N007 nadel zu bestimmen 1), aber die liebenswürdige Gast- N008 freundschaft des Fürsten veranlasste uns auch noch N009 den übrigen Theil des Tages in Saratoff zu verwei- N010 len. Nach einem glänzenden Mittagsmahl besahen wir N011 in seiner Gesellschaft die Stadt und einige merkwür- N012 dige Anstalten derselben, wie das Gymnasium und das N013 Irrenhaus, und fuhren dann zu einem Bergschlipf, der N014 sich kürzlich in der Nähe der Stadt ereignet und viel N015 Aufsehen gemacht hatte. Saratoff hat eine ähnliche N016 Lage wie Wolsk, aber das kesselförmige Thal ist N017 viel grösser, und bildet eine ziemlich bedeutende Ebene N018 neben der Wolga, an dessen südöstlicher Ecke die N019 Stadt liegt. Sie wird in die neue und alte Stadt ge- N020 theilt. Die erstere ist regelmässig gebaut, hat gerade N021 Strassen, mehrere grosse Plätze und eine Menge stei- N022 nerner, zum Theil recht geschmackvoller Gebäude. N023 Zu diesen gehört auch das Gymnasium, welches durch N024 die Thätigkeit des Directors Müller ausser einer N025 ziemlich grossen Bibliothek, auch eine zoologische und N026 mineralogische Sammlung und einen botanischen Gar- N027 ten besitzt. Die Berge im Norden der Stadt, in wel- N028 chen der Bergschlipf stattgefunden hatte, bestehen aus N029 Sandstein, wahrscheinlich demselben, der auch bei N030 Wolsk vorkommt. Einige auf einer geneigten Thon- N031 schicht liegende Schichten waren herabgeglitten, und N032 hatten den Bergschlipf veranlasst, der mehrere Häuser N033 fortgerissen oder beschädigt hatte. Die Thonschicht N034 enthielt Kugeln von Sphärosiderit. Eine Quelle im N035 Westen der Stadt, auf dem Landgute des Directors
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Es war 11 Uhr geworden, als wir in Pokrows- N002
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nach der Gouvernementsstadt Saratoff übersetzten; Herr N004
von Humboldt hatte anfänglich nur die Absicht den N005
Rest der Nacht und einige Stunden des folgenden N006
Tages hier zu bleiben, um die Inklination der Magnet- N007
nadel zu bestimmen 1), aber die liebenswürdige Gast- N008
freundschaft des Fürsten veranlasste uns auch noch N009
den übrigen Theil des Tages in Saratoff zu verwei- N010
len. Nach einem glänzenden Mittagsmahl besahen wir N011
in seiner Gesellschaft die Stadt und einige merkwür- N012
dige Anstalten derselben, wie das Gymnasium und das N013
Irrenhaus, und fuhren dann zu einem Bergschlipf, der N014
sich kürzlich in der Nähe der Stadt ereignet und viel N015
Aufsehen gemacht hatte. Saratoff hat eine ähnliche N016
Lage wie Wolsk, aber das kesselförmige Thal ist N017
viel grösser, und bildet eine ziemlich bedeutende Ebene N018
neben der Wolga, an dessen südöstlicher Ecke die N019
Stadt liegt. Sie wird in die neue und alte Stadt ge- N020
theilt. Die erstere ist regelmässig gebaut, hat gerade N021
Strassen, mehrere grosse Plätze und eine Menge stei- N022
nerner, zum Theil recht geschmackvoller Gebäude. N023
Zu diesen gehört auch das Gymnasium, welches durch N024
die Thätigkeit des Directors Müller ausser einer N025
ziemlich grossen Bibliothek, auch eine zoologische und N026
mineralogische Sammlung und einen botanischen Gar- N027
ten besitzt. Die Berge im Norden der Stadt, in wel- N028
chen der Bergschlipf stattgefunden hatte, bestehen aus N029
Sandstein, wahrscheinlich demselben, der auch bei N030
Wolsk vorkommt. Einige auf einer geneigten Thon- N031
schicht liegende Schichten waren herabgeglitten, und N032
hatten den Bergschlipf veranlasst, der mehrere Häuser N033
fortgerissen oder beschädigt hatte. Die Thonschicht N034
enthielt Kugeln von Sphärosiderit. Eine Quelle im N035
Westen der Stadt, auf dem Landgute des Directors
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1) Herr v. Humboldt fand die Inklination 64° 40',9.
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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