N001 Pallast des Kaisers Paul, auf welchen bald darauf N002 der Sommergarten folgte. Wir waren länger als eine N003 Stunde in den breiten Strassen im schnellsten Trabe N004 gefahren, als wir endlich in der Gagarin - Strasse, N005 im Hause des Preussischen Gesandten, Herrn General- N006 Lieutenants v. Schöler anlangten, der Herrn v. Hum- N007 boldt als einen alten Freund begrüsste, und der, ein N008 Mann von ausgezeichneter Geistesbildung und regem N009 Antheil an dem Gelingen unseres wissenschaftlichen N010 Unternehmens, uns zu inniger Dankbarkeit verpflich- N011 tet hat.
N001 Der Eindruck, den Petersburg auf den Fremden N002 macht, ist überraschend, selbst wenn man andere grosse N003 Städte, wie Paris und London gesehen hat. Von dem N004 Eckzimmer unserer Wohnung hatten wir die Aussicht N005 auf die Newa, auf welche die Gagarin-Strasse recht- N006 winklig stösst. Sie erschien hier fast von unüberseh- N007 barer Breite, da der Strasse gegenüber sich der erste N008 Arm der Newa, die grosse Newka, von ihr trennt, N009 und in der Richtung der Strasse eine Zeit lang fort- N010 zieht. Ich konnte es nicht unterlassen, noch densel- N011 ben Nachmittag nach einigen Augenblicken der Erho- N012 lung mit meinem Freunde Ehrenberg auf sie zuzu- N013 eilen. Der grosse mächtige Strom war noch ganz N014 mit Eis bedeckt; man hatte etwas weiter abwärts N015 von der Newka Bretter quer über das Eis gelegt, N016 und dadurch eine Brücke gebildet, die zu der Fe- N017 stung, einer kleinen Insel in der Newa, führte, und N018 die wir 830 Schritte lang fanden. Wir setzten dar- N019 auf unsern Weg an der schönen reinlichen Granit- N020 umfassung der Newa weiter fort. Auf das kolossale N021 eiserne Gitter mit den Granitpfeilern, das den Som- N022 mergarten von dem Kaie trennt, folgte das Marmor- N023 palais, das unten mit Granit und oben mit Marmor be- N024 kleidet ist; ihm gegenüber steht der Thurm der Fe- N025 stung, der in einer vergoldeten Spitze endigt; dann N026 folgt die Eremitage, ein langer Pallast, der die Kunst-
N001 Pallast des Kaisers Paul, auf welchen bald darauf N002 der Sommergarten folgte. Wir waren länger als eine N003 Stunde in den breiten Strassen im schnellsten Trabe N004 gefahren, als wir endlich in der Gagarin - Strasse, N005 im Hause des Preussischen Gesandten, Herrn General- N006 Lieutenants v. Schöler anlangten, der Herrn v. Hum- N007 boldt als einen alten Freund begrüsste, und der, ein N008 Mann von ausgezeichneter Geistesbildung und regem N009 Antheil an dem Gelingen unseres wissenschaftlichen N010 Unternehmens, uns zu inniger Dankbarkeit verpflich- N011 tet hat.
N001 Der Eindruck, den Petersburg auf den Fremden N002 macht, ist überraschend, selbst wenn man andere grosse N003 Städte, wie Paris und London gesehen hat. Von dem N004 Eckzimmer unserer Wohnung hatten wir die Aussicht N005 auf die Newa, auf welche die Gagarin-Strasse recht- N006 winklig stösst. Sie erschien hier fast von unüberseh- N007 barer Breite, da der Strasse gegenüber sich der erste N008 Arm der Newa, die grosse Newka, von ihr trennt, N009 und in der Richtung der Strasse eine Zeit lang fort- N010 zieht. Ich konnte es nicht unterlassen, noch densel- N011 ben Nachmittag nach einigen Augenblicken der Erho- N012 lung mit meinem Freunde Ehrenberg auf sie zuzu- N013 eilen. Der grosse mächtige Strom war noch ganz N014 mit Eis bedeckt; man hatte etwas weiter abwärts N015 von der Newka Bretter quer über das Eis gelegt, N016 und dadurch eine Brücke gebildet, die zu der Fe- N017 stung, einer kleinen Insel in der Newa, führte, und N018 die wir 830 Schritte lang fanden. Wir setzten dar- N019 auf unsern Weg an der schönen reinlichen Granit- N020 umfassung der Newa weiter fort. Auf das kolossale N021 eiserne Gitter mit den Granitpfeilern, das den Som- N022 mergarten von dem Kaie trennt, folgte das Marmor- N023 palais, das unten mit Granit und oben mit Marmor be- N024 kleidet ist; ihm gegenüber steht der Thurm der Fe- N025 stung, der in einer vergoldeten Spitze endigt; dann N026 folgt die Eremitage, ein langer Pallast, der die Kunst-
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Pallast des Kaisers Paul, auf welchen bald darauf N002
der Sommergarten folgte. Wir waren länger als eine N003
Stunde in den breiten Strassen im schnellsten Trabe N004
gefahren, als wir endlich in der Gagarin - Strasse, N005
im Hause des Preussischen Gesandten, Herrn General- N006
Lieutenants v. Schöler anlangten, der Herrn v. Hum- N007
boldt als einen alten Freund begrüsste, und der, ein N008
Mann von ausgezeichneter Geistesbildung und regem N009
Antheil an dem Gelingen unseres wissenschaftlichen N010
Unternehmens, uns zu inniger Dankbarkeit verpflich- N011
tet hat.
N001
Der Eindruck, den Petersburg auf den Fremden N002
macht, ist überraschend, selbst wenn man andere grosse N003
Städte, wie Paris und London gesehen hat. Von dem N004
Eckzimmer unserer Wohnung hatten wir die Aussicht N005
auf die Newa, auf welche die Gagarin-Strasse recht- N006
winklig stösst. Sie erschien hier fast von unüberseh- N007
barer Breite, da der Strasse gegenüber sich der erste N008
Arm der Newa, die grosse Newka, von ihr trennt, N009
und in der Richtung der Strasse eine Zeit lang fort- N010
zieht. Ich konnte es nicht unterlassen, noch densel- N011
ben Nachmittag nach einigen Augenblicken der Erho- N012
lung mit meinem Freunde Ehrenberg auf sie zuzu- N013
eilen. Der grosse mächtige Strom war noch ganz N014
mit Eis bedeckt; man hatte etwas weiter abwärts N015
von der Newka Bretter quer über das Eis gelegt, N016
und dadurch eine Brücke gebildet, die zu der Fe- N017
stung, einer kleinen Insel in der Newa, führte, und N018
die wir 830 Schritte lang fanden. Wir setzten dar- N019
auf unsern Weg an der schönen reinlichen Granit- N020
umfassung der Newa weiter fort. Auf das kolossale N021
eiserne Gitter mit den Granitpfeilern, das den Som- N022
mergarten von dem Kaie trennt, folgte das Marmor- N023
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kleidet ist; ihm gegenüber steht der Thurm der Fe- N025
stung, der in einer vergoldeten Spitze endigt; dann N026
folgt die Eremitage, ein langer Pallast, der die Kunst-
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/71>, abgerufen am 22.11.2024.
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