Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
die denen unserer Märkischen Gegenden ganz ähn- N002
lich sind. Der Tobol blieb uns fortwährend zur N003
Linken, doch meistens in solcher Entfernung, dass wir N004
seiner nur selten ansichtig wurden. Noch vor Unter- N005
gang der Sonne, die den ganzen Tag recht heiss ge- N006
schienen hatte, sahen wir die Kathedrale von Tobolsk, N007
die auf einer hohen Bergwand gelegen, die Haupt- N008
stadt Westsibiriens würdig ankündigte. Die Berg- N009
wand bildet das rechte Ufer des Irtysch, an dessen N010
Fuss sich der mächtige Strom entlangzieht, während N011
wie bei der Wolga und so vielen andern Strömen N012
Russlands das entgegensetzte Ufer in eine weite N013
Ebene sich verläuft. Kurz vor der Einmündung des N014
Tobol verlässt der Irtysch die sich in ziemlich ge- N015
rader Linie nach N. ziehende Bergwand und be- N016
schreibt vor derselben einen grossen Bogen, an dessen N017
nordwestlicher Seite der Tobol unter spitzem Winkel N018
sich mit ihm vereinigt. An der nördlichen Ecke der N019
halbkreisförmigen Ebene, die auf diese Weise auf dem N020
rechten Ufer des Irtysch zwischen dem Strom und der N021
Bergwand gebildet wird, liegt ein Theil der Stadt To- N022
bolsk, der die untere Stadt genannt wird, während N023
ein anderer kleinerer, die obere Stadt, sich auf der N024
Höhe befindet.

N001
Am südlichen Anfange des Bogens, nicht weit N002
von der Bergwand, ist die Fähre, mittelst welcher man N003
über den Irtysch setzt. Wir fuhren noch einige N004
Werste auf der Ebene entlang, bis wir Tobolsk er- N005
reichten, und gelangten dann durch mehrere lange N006
Strassen mit niedrigen hölzernen Häusern und hölzer- N007
nen Bohlendämmen bis zur Wohnung des Etatsrathes N008
Dr. Albert, eines Deutschen, der uns sein ganzes N009
unteres Stockwerk eingeräumt hatte, und uns gast- N010
freundlich aufnahm. Das Haus ist ebenfalls von Holz, N011
doch äusserst freundlich und bequem eingerichtet; ein N012
Balkon vor dem mittleren Saale gewährt die Aussicht

N001
die denen unserer Märkischen Gegenden ganz ähn- N002
lich sind. Der Tobol blieb uns fortwährend zur N003
Linken, doch meistens in solcher Entfernung, dass wir N004
seiner nur selten ansichtig wurden. Noch vor Unter- N005
gang der Sonne, die den ganzen Tag recht heiss ge- N006
schienen hatte, sahen wir die Kathedrale von Tobolsk, N007
die auf einer hohen Bergwand gelegen, die Haupt- N008
stadt Westsibiriens würdig ankündigte. Die Berg- N009
wand bildet das rechte Ufer des Irtysch, an dessen N010
Fuss sich der mächtige Strom entlangzieht, während N011
wie bei der Wolga und so vielen andern Strömen N012
Russlands das entgegensetzte Ufer in eine weite N013
Ebene sich verläuft. Kurz vor der Einmündung des N014
Tobol verlässt der Irtysch die sich in ziemlich ge- N015
rader Linie nach N. ziehende Bergwand und be- N016
schreibt vor derselben einen grossen Bogen, an dessen N017
nordwestlicher Seite der Tobol unter spitzem Winkel N018
sich mit ihm vereinigt. An der nördlichen Ecke der N019
halbkreisförmigen Ebene, die auf diese Weise auf dem N020
rechten Ufer des Irtysch zwischen dem Strom und der N021
Bergwand gebildet wird, liegt ein Theil der Stadt To- N022
bolsk, der die untere Stadt genannt wird, während N023
ein anderer kleinerer, die obere Stadt, sich auf der N024
Höhe befindet.

N001
Am südlichen Anfange des Bogens, nicht weit N002
von der Bergwand, ist die Fähre, mittelst welcher man N003
über den Irtysch setzt. Wir fuhren noch einige N004
Werste auf der Ebene entlang, bis wir Tobolsk er- N005
reichten, und gelangten dann durch mehrere lange N006
Strassen mit niedrigen hölzernen Häusern und hölzer- N007
nen Bohlendämmen bis zur Wohnung des Etatsrathes N008
Dr. Albert, eines Deutschen, der uns sein ganzes N009
unteres Stockwerk eingeräumt hatte, und uns gast- N010
freundlich aufnahm. Das Haus ist ebenfalls von Holz, N011
doch äusserst freundlich und bequem eingerichtet; ein N012
Balkon vor dem mittleren Saale gewährt die Aussicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0521" xml:id="img_0521" n="487"/>
        <p><lb n="N001"/>
die denen unserer Märkischen Gegenden ganz ähn- <lb n="N002"/>
lich sind. Der Tobol blieb uns fortwährend zur             <lb n="N003"/>
Linken, doch meistens in solcher Entfernung, dass wir             <lb n="N004"/>
seiner nur selten ansichtig wurden. Noch vor Unter-             <lb n="N005"/>
gang der Sonne, die den ganzen Tag recht heiss ge-             <lb n="N006"/>
schienen hatte, sahen wir die Kathedrale von Tobolsk,             <lb n="N007"/>
die auf einer hohen Bergwand gelegen, die Haupt-             <lb n="N008"/>
stadt Westsibiriens würdig ankündigte. Die Berg-             <lb n="N009"/>
wand bildet das rechte Ufer des Irtysch, an dessen             <lb n="N010"/>
Fuss sich der mächtige Strom entlangzieht, während             <lb n="N011"/>
wie bei der Wolga und so vielen andern Strömen             <lb n="N012"/>
Russlands das entgegensetzte Ufer in eine weite             <lb n="N013"/>
Ebene sich verläuft. Kurz vor der Einmündung des             <lb n="N014"/>
Tobol verlässt der Irtysch die sich in ziemlich ge-             <lb n="N015"/>
rader Linie nach N. ziehende Bergwand und be-             <lb n="N016"/>
schreibt vor derselben einen grossen Bogen, an dessen             <lb n="N017"/>
nordwestlicher Seite der Tobol unter spitzem Winkel             <lb n="N018"/>
sich mit ihm vereinigt. An der nördlichen Ecke der             <lb n="N019"/>
halbkreisförmigen Ebene, die auf diese Weise auf dem             <lb n="N020"/>
rechten Ufer des Irtysch zwischen dem Strom und der             <lb n="N021"/>
Bergwand gebildet wird, liegt ein Theil der Stadt To-             <lb n="N022"/>
bolsk, der die untere Stadt genannt wird, während             <lb n="N023"/>
ein anderer kleinerer, die obere Stadt, sich auf der             <lb n="N024"/>
Höhe befindet.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Am südlichen Anfange des Bogens, nicht weit <lb n="N002"/>
von der Bergwand, ist die Fähre, mittelst welcher man             <lb n="N003"/>
über den Irtysch setzt. Wir fuhren noch einige             <lb n="N004"/>
Werste auf der Ebene entlang, bis wir Tobolsk er-             <lb n="N005"/>
reichten, und gelangten dann durch mehrere lange             <lb n="N006"/>
Strassen mit niedrigen hölzernen Häusern und hölzer-             <lb n="N007"/>
nen Bohlendämmen bis zur Wohnung des Etatsrathes             <lb n="N008"/>
Dr. Albert, eines Deutschen, der uns sein ganzes             <lb n="N009"/>
unteres Stockwerk eingeräumt hatte, und uns gast-             <lb n="N010"/>
freundlich aufnahm. Das Haus ist ebenfalls von Holz,             <lb n="N011"/>
doch äusserst freundlich und bequem eingerichtet; ein             <lb n="N012"/>
Balkon vor dem mittleren Saale gewährt die Aussicht</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0521] N001 die denen unserer Märkischen Gegenden ganz ähn- N002 lich sind. Der Tobol blieb uns fortwährend zur N003 Linken, doch meistens in solcher Entfernung, dass wir N004 seiner nur selten ansichtig wurden. Noch vor Unter- N005 gang der Sonne, die den ganzen Tag recht heiss ge- N006 schienen hatte, sahen wir die Kathedrale von Tobolsk, N007 die auf einer hohen Bergwand gelegen, die Haupt- N008 stadt Westsibiriens würdig ankündigte. Die Berg- N009 wand bildet das rechte Ufer des Irtysch, an dessen N010 Fuss sich der mächtige Strom entlangzieht, während N011 wie bei der Wolga und so vielen andern Strömen N012 Russlands das entgegensetzte Ufer in eine weite N013 Ebene sich verläuft. Kurz vor der Einmündung des N014 Tobol verlässt der Irtysch die sich in ziemlich ge- N015 rader Linie nach N. ziehende Bergwand und be- N016 schreibt vor derselben einen grossen Bogen, an dessen N017 nordwestlicher Seite der Tobol unter spitzem Winkel N018 sich mit ihm vereinigt. An der nördlichen Ecke der N019 halbkreisförmigen Ebene, die auf diese Weise auf dem N020 rechten Ufer des Irtysch zwischen dem Strom und der N021 Bergwand gebildet wird, liegt ein Theil der Stadt To- N022 bolsk, der die untere Stadt genannt wird, während N023 ein anderer kleinerer, die obere Stadt, sich auf der N024 Höhe befindet. N001 Am südlichen Anfange des Bogens, nicht weit N002 von der Bergwand, ist die Fähre, mittelst welcher man N003 über den Irtysch setzt. Wir fuhren noch einige N004 Werste auf der Ebene entlang, bis wir Tobolsk er- N005 reichten, und gelangten dann durch mehrere lange N006 Strassen mit niedrigen hölzernen Häusern und hölzer- N007 nen Bohlendämmen bis zur Wohnung des Etatsrathes N008 Dr. Albert, eines Deutschen, der uns sein ganzes N009 unteres Stockwerk eingeräumt hatte, und uns gast- N010 freundlich aufnahm. Das Haus ist ebenfalls von Holz, N011 doch äusserst freundlich und bequem eingerichtet; ein N012 Balkon vor dem mittleren Saale gewährt die Aussicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/521
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/521>, abgerufen am 25.11.2024.