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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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N001
unserer Wünsche; vor uns lag die Meerenge, auf welcher N002
die Eismassen ihr Spiel trieben, links von uns die See N003
mit der Rhede, auf welcher die Zahl der Schiffe sich N004
stündlich mehrte, die gleich uns das Ende des Eis- N005
ganges abwarteten, um in den Hafen einzulaufen; zu- N006
nächst um uns war alles öde, aber diese Öde vermehrte N007
nur die Eigenthümlichkeit der Ansicht, der Boden war N008
reiner Flugsand, von dem die Sonne schon den Schnee N009
geschmolzen hatte, nirgends sah man eine Spur des N010
Anbaus, selbst die wenigen Häuser waren der Beweg- N011
lichkeit des Sandes kein Hinderniss, man hatte sie auf N012
Pfählen erbaut, um ihr Versanden zu verhindern.

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Herr v. Humboldt benutzte die Musse und die N002
Ebene um das Haus, um die Neigung der Magnetna- N003
del und die Intensität der magnetischen Kräfte zu be- N004
stimmen. Er fand die Neigung 69° 39',8; in Königs- N005
berg hatte er dieselbe am 17. April auf einem Platze N006
neben der Sternwarte, sowie in Berlin am 9. April, N007
wenige Tage vor der Abreise, im Garten von Bellevue N008
beobachtet, und am erstem Orte gemeinschaftlich mit N009
Prof. Bessel 69° 25',8, am letztern 68° 30',7 gefun- N010
den; die Inklination war also bei dem Sandkruge um N011
1° 9',1 grösser als in Berlin. 1) Die Ebene und das N012
heitere Wetter eigneten sich sehr zur Beobachtung, N013
aber der stattfindende, wenn auch nur geringe Wind N014
erschwerte sie, daher Herr v. Humboldt in Peters- N015
burg Sorge trug, sich für diese Beobachtungen auf N016
der weitern Reise ein Zelt machen zu lassen.

N001
Wie die Schiffe am Ausgange der Meerenge, so N002
mehrte sich auch die Zahl der Passagiere im Sand- N003
kruge. Am zweiten Tage kam die fahrende Post, N004
welche wegen der Ueberschwemmungen des Memel- N005
flusses bei seiner Mündung in das Haff ihren Weg über N006
die Nehrung genommen hatte. Bei der Zahl der Gäste N007
fingen schon an die Lebensmittel zu fehlen, daher wir

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) S. v. Humboldt, Fragmens asiatiques 1831, T. II. p. 565.

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unserer Wünsche; vor uns lag die Meerenge, auf welcher N002
die Eismassen ihr Spiel trieben, links von uns die See N003
mit der Rhede, auf welcher die Zahl der Schiffe sich N004
stündlich mehrte, die gleich uns das Ende des Eis- N005
ganges abwarteten, um in den Hafen einzulaufen; zu- N006
nächst um uns war alles öde, aber diese Öde vermehrte N007
nur die Eigenthümlichkeit der Ansicht, der Boden war N008
reiner Flugsand, von dem die Sonne schon den Schnee N009
geschmolzen hatte, nirgends sah man eine Spur des N010
Anbaus, selbst die wenigen Häuser waren der Beweg- N011
lichkeit des Sandes kein Hinderniss, man hatte sie auf N012
Pfählen erbaut, um ihr Versanden zu verhindern.

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Herr v. Humboldt benutzte die Musse und die N002
Ebene um das Haus, um die Neigung der Magnetna- N003
del und die Intensität der magnetischen Kräfte zu be- N004
stimmen. Er fand die Neigung 69° 39',8; in Königs- N005
berg hatte er dieselbe am 17. April auf einem Platze N006
neben der Sternwarte, sowie in Berlin am 9. April, N007
wenige Tage vor der Abreise, im Garten von Bellevue N008
beobachtet, und am erstem Orte gemeinschaftlich mit N009
Prof. Bessel 69° 25',8, am letztern 68° 30',7 gefun- N010
den; die Inklination war also bei dem Sandkruge um N011
1° 9',1 grösser als in Berlin. 1) Die Ebene und das N012
heitere Wetter eigneten sich sehr zur Beobachtung, N013
aber der stattfindende, wenn auch nur geringe Wind N014
erschwerte sie, daher Herr v. Humboldt in Peters- N015
burg Sorge trug, sich für diese Beobachtungen auf N016
der weitern Reise ein Zelt machen zu lassen.

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Wie die Schiffe am Ausgange der Meerenge, so N002
mehrte sich auch die Zahl der Passagiere im Sand- N003
kruge. Am zweiten Tage kam die fahrende Post, N004
welche wegen der Ueberschwemmungen des Memel- N005
flusses bei seiner Mündung in das Haff ihren Weg über N006
die Nehrung genommen hatte. Bei der Zahl der Gäste N007
fingen schon an die Lebensmittel zu fehlen, daher wir

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1) S. v. Humboldt, Fragmens asiatiques 1831, T. II. p. 565.
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[14/0048] N001 unserer Wünsche; vor uns lag die Meerenge, auf welcher N002 die Eismassen ihr Spiel trieben, links von uns die See N003 mit der Rhede, auf welcher die Zahl der Schiffe sich N004 stündlich mehrte, die gleich uns das Ende des Eis- N005 ganges abwarteten, um in den Hafen einzulaufen; zu- N006 nächst um uns war alles öde, aber diese Öde vermehrte N007 nur die Eigenthümlichkeit der Ansicht, der Boden war N008 reiner Flugsand, von dem die Sonne schon den Schnee N009 geschmolzen hatte, nirgends sah man eine Spur des N010 Anbaus, selbst die wenigen Häuser waren der Beweg- N011 lichkeit des Sandes kein Hinderniss, man hatte sie auf N012 Pfählen erbaut, um ihr Versanden zu verhindern. N001 Herr v. Humboldt benutzte die Musse und die N002 Ebene um das Haus, um die Neigung der Magnetna- N003 del und die Intensität der magnetischen Kräfte zu be- N004 stimmen. Er fand die Neigung 69° 39',8; in Königs- N005 berg hatte er dieselbe am 17. April auf einem Platze N006 neben der Sternwarte, sowie in Berlin am 9. April, N007 wenige Tage vor der Abreise, im Garten von Bellevue N008 beobachtet, und am erstem Orte gemeinschaftlich mit N009 Prof. Bessel 69° 25',8, am letztern 68° 30',7 gefun- N010 den; die Inklination war also bei dem Sandkruge um N011 1° 9',1 grösser als in Berlin. 1) Die Ebene und das N012 heitere Wetter eigneten sich sehr zur Beobachtung, N013 aber der stattfindende, wenn auch nur geringe Wind N014 erschwerte sie, daher Herr v. Humboldt in Peters- N015 burg Sorge trug, sich für diese Beobachtungen auf N016 der weitern Reise ein Zelt machen zu lassen. N001 Wie die Schiffe am Ausgange der Meerenge, so N002 mehrte sich auch die Zahl der Passagiere im Sand- N003 kruge. Am zweiten Tage kam die fahrende Post, N004 welche wegen der Ueberschwemmungen des Memel- N005 flusses bei seiner Mündung in das Haff ihren Weg über N006 die Nehrung genommen hatte. Bei der Zahl der Gäste N007 fingen schon an die Lebensmittel zu fehlen, daher wir [footnote reference] [footnote reference] N001 1) S. v. Humboldt, Fragmens asiatiques 1831, T. II. p. 565.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/48>, abgerufen am 24.11.2024.