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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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Gebäude, welches dem Ufer näher lag als das eigent- N002
liche Wohngebäude, und nach der Aussage des Wir- N003
thes noch vor einigen Tagen 500 Fuss vom Ufer ent- N004
fernt gestanden hatte, abzubrechen. Diese Verwüstun- N005
gen geschahen nicht nur an einer Stelle, sondern an N006
dem ganzen Ufer der Nehrung, soweit wir es sehen N007
konnten. Der mit fortgerissene Sand musste sich, wenn N008
sich die Schnelligkeit des Stroms beim Eintritte in das N009
Meer verminderte, wieder absetzen und drohte so die N010
Einfahrt in den Hafen zu verhindern, was man in Me- N011
mel, wie wir gleich erfuhren, mit grosser Besorgniss N012
erwartete 1).

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Abgesehen aber von den für unsern Wirth so N002
traurigen Wirkungen, war dieser ausserordentliche Eis- N003
gang ein sehr schönes Schauspiel. Die Grösse der N004
Eismassen war ebenso bedeutend, als die Schnellig- N005
keit, mit welcher sie vom Strome fortgerissen wurden. N006
Während die Strömung, wie Veit (a. a. O. S. 459) N007
angiebt, gewöhnlich höchstens 3 Fuss beträgt, fanden N008
wir sie am 20sten Nachmittags in der Mitte des Haff- N009
stroms 7,4 Fuss in der Sekunde, und an dem Ufer, wo

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[footnote reference] N001
1) Glücklicher Weise war diese Besorgniss ungegründet, wie wir N002
bei unserer Rückkehr erfuhren. Die Nehrung zieht sich als Untiefe N003
unter dem Wasser noch etwa 500 rheinl. Ruthen in gleicher nörd- N004
licher Richtung fort, und nähert sich da dem gegenüberliegenden N005
Ufer so, dass die Breite des Haffstroms an dem unterseeischen Ende N006
nur 30 Ruthen beträgt, während sie am überseeischen Ende 103 Ru- N007
then, und bei dem Sandkruge, wo die Ueberfahrt nach Memel ist, N008
etwa gleichviel weiter südlich, 136 Ruthen ausmacht (s. Vei t' s Be- N009
schreibung des Memelschen Hafens in den Beiträgen zur Kunde Preussens N010
Th. 4, S. 458). An dem unterseeischen Ende der Nehrung befindet N011
sich in dem Haffstrom eine schmale Untiefe, die Bank genannt, an N012
welcher das Wasser die zu den verschiedenen Zeiten verschiedene N013
Tiefe von 11-17 Fussen hat; die also wenn sie angewachsen ist, N014
den grösseren Schiffen, wenigstens bei voller Ladung, die Einfahrt N015
von der Rhede in den Hafen verwehren kann. Die Strömung bei N016
dem jetzigen Eisgange war indessen so stark gewesen, dass ungeachtet N017
der mit fortgeführten Sandmassen, die Bank keines Weges an Höhe N018
zugenommen, sondern eher abgenommen hatte.

N001
Gebäude, welches dem Ufer näher lag als das eigent- N002
liche Wohngebäude, und nach der Aussage des Wir- N003
thes noch vor einigen Tagen 500 Fuss vom Ufer ent- N004
fernt gestanden hatte, abzubrechen. Diese Verwüstun- N005
gen geschahen nicht nur an einer Stelle, sondern an N006
dem ganzen Ufer der Nehrung, soweit wir es sehen N007
konnten. Der mit fortgerissene Sand musste sich, wenn N008
sich die Schnelligkeit des Stroms beim Eintritte in das N009
Meer verminderte, wieder absetzen und drohte so die N010
Einfahrt in den Hafen zu verhindern, was man in Me- N011
mel, wie wir gleich erfuhren, mit grosser Besorgniss N012
erwartete 1).

N001
Abgesehen aber von den für unsern Wirth so N002
traurigen Wirkungen, war dieser ausserordentliche Eis- N003
gang ein sehr schönes Schauspiel. Die Grösse der N004
Eismassen war ebenso bedeutend, als die Schnellig- N005
keit, mit welcher sie vom Strome fortgerissen wurden. N006
Während die Strömung, wie Veit (a. a. O. S. 459) N007
angiebt, gewöhnlich höchstens 3 Fuss beträgt, fanden N008
wir sie am 20sten Nachmittags in der Mitte des Haff- N009
stroms 7,4 Fuss in der Sekunde, und an dem Ufer, wo

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[footnote reference] N001
1) Glücklicher Weise war diese Besorgniss ungegründet, wie wir N002
bei unserer Rückkehr erfuhren. Die Nehrung zieht sich als Untiefe N003
unter dem Wasser noch etwa 500 rheinl. Ruthen in gleicher nörd- N004
licher Richtung fort, und nähert sich da dem gegenüberliegenden N005
Ufer so, dass die Breite des Haffstroms an dem unterseeischen Ende N006
nur 30 Ruthen beträgt, während sie am überseeischen Ende 103 Ru- N007
then, und bei dem Sandkruge, wo die Ueberfahrt nach Memel ist, N008
etwa gleichviel weiter südlich, 136 Ruthen ausmacht (s. Vei t' s Be- N009
schreibung des Memelschen Hafens in den Beiträgen zur Kunde Preussens N010
Th. 4, S. 458). An dem unterseeischen Ende der Nehrung befindet N011
sich in dem Haffstrom eine schmale Untiefe, die Bank genannt, an N012
welcher das Wasser die zu den verschiedenen Zeiten verschiedene N013
Tiefe von 11-17 Fussen hat; die also wenn sie angewachsen ist, N014
den grösseren Schiffen, wenigstens bei voller Ladung, die Einfahrt N015
von der Rhede in den Hafen verwehren kann. Die Strömung bei N016
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der mit fortgeführten Sandmassen, die Bank keines Weges an Höhe N018
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[12/0046] N001 Gebäude, welches dem Ufer näher lag als das eigent- N002 liche Wohngebäude, und nach der Aussage des Wir- N003 thes noch vor einigen Tagen 500 Fuss vom Ufer ent- N004 fernt gestanden hatte, abzubrechen. Diese Verwüstun- N005 gen geschahen nicht nur an einer Stelle, sondern an N006 dem ganzen Ufer der Nehrung, soweit wir es sehen N007 konnten. Der mit fortgerissene Sand musste sich, wenn N008 sich die Schnelligkeit des Stroms beim Eintritte in das N009 Meer verminderte, wieder absetzen und drohte so die N010 Einfahrt in den Hafen zu verhindern, was man in Me- N011 mel, wie wir gleich erfuhren, mit grosser Besorgniss N012 erwartete 1). N001 Abgesehen aber von den für unsern Wirth so N002 traurigen Wirkungen, war dieser ausserordentliche Eis- N003 gang ein sehr schönes Schauspiel. Die Grösse der N004 Eismassen war ebenso bedeutend, als die Schnellig- N005 keit, mit welcher sie vom Strome fortgerissen wurden. N006 Während die Strömung, wie Veit (a. a. O. S. 459) N007 angiebt, gewöhnlich höchstens 3 Fuss beträgt, fanden N008 wir sie am 20sten Nachmittags in der Mitte des Haff- N009 stroms 7,4 Fuss in der Sekunde, und an dem Ufer, wo [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Glücklicher Weise war diese Besorgniss ungegründet, wie wir N002 bei unserer Rückkehr erfuhren. Die Nehrung zieht sich als Untiefe N003 unter dem Wasser noch etwa 500 rheinl. Ruthen in gleicher nörd- N004 licher Richtung fort, und nähert sich da dem gegenüberliegenden N005 Ufer so, dass die Breite des Haffstroms an dem unterseeischen Ende N006 nur 30 Ruthen beträgt, während sie am überseeischen Ende 103 Ru- N007 then, und bei dem Sandkruge, wo die Ueberfahrt nach Memel ist, N008 etwa gleichviel weiter südlich, 136 Ruthen ausmacht (s. Vei t' s Be- N009 schreibung des Memelschen Hafens in den Beiträgen zur Kunde Preussens N010 Th. 4, S. 458). An dem unterseeischen Ende der Nehrung befindet N011 sich in dem Haffstrom eine schmale Untiefe, die Bank genannt, an N012 welcher das Wasser die zu den verschiedenen Zeiten verschiedene N013 Tiefe von 11-17 Fussen hat; die also wenn sie angewachsen ist, N014 den grösseren Schiffen, wenigstens bei voller Ladung, die Einfahrt N015 von der Rhede in den Hafen verwehren kann. Die Strömung bei N016 dem jetzigen Eisgange war indessen so stark gewesen, dass ungeachtet N017 der mit fortgeführten Sandmassen, die Bank keines Weges an Höhe N018 zugenommen, sondern eher abgenommen hatte.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/46>, abgerufen am 24.11.2024.