Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.N001 N001 [footnote-continued reference] N001 Bulgharen-Könige werkverständige Araber schickten. Ibn-Foszlan N002 nennt unter den Handelsartikeln zu seiner Zeit, im zehnten Jahr- N003 hundert: Mammuthszähne, welche dort häufig ausgegra- N004 ben wurden. Zuletzt wollen wir noch der sonderbaren Staatsein- N005 richtung im Lande der Bulgharen erwähnen, dass nämlich alle be- N006 sonders klugen Leute aufgehängt wurden; ob aus Miss- N007 trauen (als politische Vorsichtsmaassregel), oder wie Ahmed Tusy N008 vermuthet, weil besonders kluge Menschen vor andern würdig sind, N009 Gott dem Herrn früh zu dienen, bleibt unentschieden. Man traut N010 seinen Augen nicht, sagt Herr Frähn, aber die Texte sind nicht N011 corrupt, und fünf hochgeachtete arabische Schriftsteller erwähnen des N012 sonderbaren Landesgebrauches. [footnote reference] N001
1) Memoires de l' Acad. imp . des sciences de St. Petersbourg. N002 Sixieme Serie, T. I, (1831) p. 543. N001 N001 [footnote-continued reference] N001 Bulgharen-Könige werkverständige Araber schickten. Ibn-Foszlan N002 nennt unter den Handelsartikeln zu seiner Zeit, im zehnten Jahr- N003 hundert: Mammuthszähne, welche dort häufig ausgegra- N004 ben wurden. Zuletzt wollen wir noch der sonderbaren Staatsein- N005 richtung im Lande der Bulgharen erwähnen, dass nämlich alle be- N006 sonders klugen Leute aufgehängt wurden; ob aus Miss- N007 trauen (als politische Vorsichtsmaassregel), oder wie Ahmed Tusy N008 vermuthet, weil besonders kluge Menschen vor andern würdig sind, N009 Gott dem Herrn früh zu dienen, bleibt unentschieden. Man traut N010 seinen Augen nicht, sagt Herr Frähn, aber die Texte sind nicht N011 corrupt, und fünf hochgeachtete arabische Schriftsteller erwähnen des N012 sonderbaren Landesgebrauches. [footnote reference] N001
1) Mémoires de l’ Acad. imp . des sciences de St. Petersbourg. N002 Sixième Série, T. I, (1831) p. 543. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0137" xml:id="img_0137" n="103"/> <p><lb n="N001"/> Bei den so mangelhaften Nachrichten über die alten <lb n="N002"/> Wolga-Bulgharen sind die in den Ruinen Bulghars <lb n="N003"/> gefundenen Münzen und Grabsteine wichtige Doku- <lb n="N004"/> mente für die Geschichte des Volks. Die Münzen ha- <lb n="N005"/> ben nur zuweilen Inschriften, die dann arabisch sind, <lb n="N006"/> was bei einem Volke, das den Islam angenommen hat, <lb n="N007"/> nicht auffallen kann. Die meisten sind indessen, wie <lb n="N008"/> Hr. Frähn gezeigt hat, Mongolen-Münzen, und stam- <lb n="N009"/> men aus dem 13ten bis 15ten Jahrhundert. Nur sehr <lb n="N010"/> selten finden sich ältere, und von diesen hat Hr. Frähn <lb n="N011"/> drei beschrieben 1), die in den Jahren 950 und <lb n="N012"/> 976 von ihren Königen Talib und Mumin in den <lb n="N013"/> Städten Bulghar und Süwar geprägt sind. Eine schöne <lb n="N014"/> und zahlreiche Sammlung in Bulghar aufgefundener <lb n="N015"/> Münzen, die Herr v. Humboldt der zuvorkommen- <lb n="N016"/> den Güte des Professors Fuchs in Kasan verdankt, <lb n="N017"/> ist dem Königlichen Museum in Berlin einverleibt <lb n="N018"/> worden.</p> <p><lb n="N001"/> Von den Inschriften der Grabsteine liess Peter <lb n="N002"/> der Grosse, als er im Jahre 1722 die Ruinen von <lb n="N003"/> Bulghar besuchte, Abschriften und Uebersetzungen <lb n="N004"/> machen, und erhielt auf diese Weise der Nachwelt 50 <lb n="N005"/> Inschriften; denn die Grabsteine selbst sind jetzt fast <lb n="N006"/> durchgängig zum Bau der Kirche des Dorfes Bolgarü</p> <note place="foot" n="[footnote-continued reference]"><lb n="N001"/> Bulgharen-Könige werkverständige Araber schickten. Ibn-Foszlan <lb n="N002"/> nennt unter den Handelsartikeln zu seiner Zeit, im zehnten Jahr- <lb n="N003"/> hundert: Mammuthszähne, welche dort häufig ausgegra- <lb n="N004"/> ben wurden. Zuletzt wollen wir noch der sonderbaren Staatsein- <lb n="N005"/> richtung im Lande der Bulgharen erwähnen, dass nämlich alle be- <lb n="N006"/> sonders klugen Leute aufgehängt wurden; ob aus Miss- <lb n="N007"/> trauen (als politische Vorsichtsmaassregel), oder wie Ahmed Tusy <lb n="N008"/> vermuthet, weil besonders kluge Menschen vor andern würdig sind, <lb n="N009"/> Gott dem Herrn früh zu dienen, bleibt unentschieden. Man traut <lb n="N010"/> seinen Augen nicht, sagt Herr Frähn, aber die Texte sind nicht <lb n="N011"/> corrupt, und fünf hochgeachtete arabische Schriftsteller erwähnen des <lb n="N012"/> sonderbaren Landesgebrauches.</note> <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/> 1) Mémoires de l’ Acad. imp . des sciences de St. Petersbourg. <lb n="N002"/> Sixième Série, T. I, (1831) p. 543.</note> </div> </body> </text> </TEI> [103/0137]
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Bei den so mangelhaften Nachrichten über die alten N002
Wolga-Bulgharen sind die in den Ruinen Bulghars N003
gefundenen Münzen und Grabsteine wichtige Doku- N004
mente für die Geschichte des Volks. Die Münzen ha- N005
ben nur zuweilen Inschriften, die dann arabisch sind, N006
was bei einem Volke, das den Islam angenommen hat, N007
nicht auffallen kann. Die meisten sind indessen, wie N008
Hr. Frähn gezeigt hat, Mongolen-Münzen, und stam- N009
men aus dem 13ten bis 15ten Jahrhundert. Nur sehr N010
selten finden sich ältere, und von diesen hat Hr. Frähn N011
drei beschrieben 1), die in den Jahren 950 und N012
976 von ihren Königen Talib und Mumin in den N013
Städten Bulghar und Süwar geprägt sind. Eine schöne N014
und zahlreiche Sammlung in Bulghar aufgefundener N015
Münzen, die Herr v. Humboldt der zuvorkommen- N016
den Güte des Professors Fuchs in Kasan verdankt, N017
ist dem Königlichen Museum in Berlin einverleibt N018
worden.
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Von den Inschriften der Grabsteine liess Peter N002
der Grosse, als er im Jahre 1722 die Ruinen von N003
Bulghar besuchte, Abschriften und Uebersetzungen N004
machen, und erhielt auf diese Weise der Nachwelt 50 N005
Inschriften; denn die Grabsteine selbst sind jetzt fast N006
durchgängig zum Bau der Kirche des Dorfes Bolgarü
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[footnote-continued reference] N001
Bulgharen-Könige werkverständige Araber schickten. Ibn-Foszlan N002
nennt unter den Handelsartikeln zu seiner Zeit, im zehnten Jahr- N003
hundert: Mammuthszähne, welche dort häufig ausgegra- N004
ben wurden. Zuletzt wollen wir noch der sonderbaren Staatsein- N005
richtung im Lande der Bulgharen erwähnen, dass nämlich alle be- N006
sonders klugen Leute aufgehängt wurden; ob aus Miss- N007
trauen (als politische Vorsichtsmaassregel), oder wie Ahmed Tusy N008
vermuthet, weil besonders kluge Menschen vor andern würdig sind, N009
Gott dem Herrn früh zu dienen, bleibt unentschieden. Man traut N010
seinen Augen nicht, sagt Herr Frähn, aber die Texte sind nicht N011
corrupt, und fünf hochgeachtete arabische Schriftsteller erwähnen des N012
sonderbaren Landesgebrauches.
[footnote reference] N001
1) Mémoires de l’ Acad. imp . des sciences de St. Petersbourg. N002
Sixième Série, T. I, (1831) p. 543.
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