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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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Bei den so mangelhaften Nachrichten über die alten N002
Wolga-Bulgharen sind die in den Ruinen Bulghars N003
gefundenen Münzen und Grabsteine wichtige Doku- N004
mente für die Geschichte des Volks. Die Münzen ha- N005
ben nur zuweilen Inschriften, die dann arabisch sind, N006
was bei einem Volke, das den Islam angenommen hat, N007
nicht auffallen kann. Die meisten sind indessen, wie N008
Hr. Frähn gezeigt hat, Mongolen-Münzen, und stam- N009
men aus dem 13ten bis 15ten Jahrhundert. Nur sehr N010
selten finden sich ältere, und von diesen hat Hr. Frähn N011
drei beschrieben 1), die in den Jahren 950 und N012
976 von ihren Königen Talib und Mumin in den N013
Städten Bulghar und Süwar geprägt sind. Eine schöne N014
und zahlreiche Sammlung in Bulghar aufgefundener N015
Münzen, die Herr v. Humboldt der zuvorkommen- N016
den Güte des Professors Fuchs in Kasan verdankt, N017
ist dem Königlichen Museum in Berlin einverleibt N018
worden.

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Von den Inschriften der Grabsteine liess Peter N002
der Grosse, als er im Jahre 1722 die Ruinen von N003
Bulghar besuchte, Abschriften und Uebersetzungen N004
machen, und erhielt auf diese Weise der Nachwelt 50 N005
Inschriften; denn die Grabsteine selbst sind jetzt fast N006
durchgängig zum Bau der Kirche des Dorfes Bolgarü

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[footnote-continued reference] N001
Bulgharen-Könige werkverständige Araber schickten. Ibn-Foszlan N002
nennt unter den Handelsartikeln zu seiner Zeit, im zehnten Jahr- N003
hundert: Mammuthszähne, welche dort häufig ausgegra- N004
ben wurden. Zuletzt wollen wir noch der sonderbaren Staatsein- N005
richtung im Lande der Bulgharen erwähnen, dass nämlich alle be- N006
sonders klugen Leute aufgehängt wurden; ob aus Miss- N007
trauen (als politische Vorsichtsmaassregel), oder wie Ahmed Tusy N008
vermuthet, weil besonders kluge Menschen vor andern würdig sind, N009
Gott dem Herrn früh zu dienen, bleibt unentschieden. Man traut N010
seinen Augen nicht, sagt Herr Frähn, aber die Texte sind nicht N011
corrupt, und fünf hochgeachtete arabische Schriftsteller erwähnen des N012
sonderbaren Landesgebrauches.
[footnote reference] N001
1) Memoires de l' Acad. imp . des sciences de St. Petersbourg. N002
Sixieme Serie, T. I, (1831) p. 543.

N001
Bei den so mangelhaften Nachrichten über die alten N002
Wolga-Bulgharen sind die in den Ruinen Bulghars N003
gefundenen Münzen und Grabsteine wichtige Doku- N004
mente für die Geschichte des Volks. Die Münzen ha- N005
ben nur zuweilen Inschriften, die dann arabisch sind, N006
was bei einem Volke, das den Islam angenommen hat, N007
nicht auffallen kann. Die meisten sind indessen, wie N008
Hr. Frähn gezeigt hat, Mongolen-Münzen, und stam- N009
men aus dem 13ten bis 15ten Jahrhundert. Nur sehr N010
selten finden sich ältere, und von diesen hat Hr. Frähn N011
drei beschrieben 1), die in den Jahren 950 und N012
976 von ihren Königen Talib und Mumin in den N013
Städten Bulghar und Süwar geprägt sind. Eine schöne N014
und zahlreiche Sammlung in Bulghar aufgefundener N015
Münzen, die Herr v. Humboldt der zuvorkommen- N016
den Güte des Professors Fuchs in Kasan verdankt, N017
ist dem Königlichen Museum in Berlin einverleibt N018
worden.

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Von den Inschriften der Grabsteine liess Peter N002
der Grosse, als er im Jahre 1722 die Ruinen von N003
Bulghar besuchte, Abschriften und Uebersetzungen N004
machen, und erhielt auf diese Weise der Nachwelt 50 N005
Inschriften; denn die Grabsteine selbst sind jetzt fast N006
durchgängig zum Bau der Kirche des Dorfes Bolgarü

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Bulgharen-Könige werkverständige Araber schickten. Ibn-Foszlan N002
nennt unter den Handelsartikeln zu seiner Zeit, im zehnten Jahr- N003
hundert: Mammuthszähne, welche dort häufig ausgegra- N004
ben wurden. Zuletzt wollen wir noch der sonderbaren Staatsein- N005
richtung im Lande der Bulgharen erwähnen, dass nämlich alle be- N006
sonders klugen Leute aufgehängt wurden; ob aus Miss- N007
trauen (als politische Vorsichtsmaassregel), oder wie Ahmed Tusy N008
vermuthet, weil besonders kluge Menschen vor andern würdig sind, N009
Gott dem Herrn früh zu dienen, bleibt unentschieden. Man traut N010
seinen Augen nicht, sagt Herr Frähn, aber die Texte sind nicht N011
corrupt, und fünf hochgeachtete arabische Schriftsteller erwähnen des N012
sonderbaren Landesgebrauches.
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1) Mémoires de l’ Acad. imp . des sciences de St. Petersbourg. N002
Sixième Série, T. I, (1831) p. 543.
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[103/0137] N001 Bei den so mangelhaften Nachrichten über die alten N002 Wolga-Bulgharen sind die in den Ruinen Bulghars N003 gefundenen Münzen und Grabsteine wichtige Doku- N004 mente für die Geschichte des Volks. Die Münzen ha- N005 ben nur zuweilen Inschriften, die dann arabisch sind, N006 was bei einem Volke, das den Islam angenommen hat, N007 nicht auffallen kann. Die meisten sind indessen, wie N008 Hr. Frähn gezeigt hat, Mongolen-Münzen, und stam- N009 men aus dem 13ten bis 15ten Jahrhundert. Nur sehr N010 selten finden sich ältere, und von diesen hat Hr. Frähn N011 drei beschrieben 1), die in den Jahren 950 und N012 976 von ihren Königen Talib und Mumin in den N013 Städten Bulghar und Süwar geprägt sind. Eine schöne N014 und zahlreiche Sammlung in Bulghar aufgefundener N015 Münzen, die Herr v. Humboldt der zuvorkommen- N016 den Güte des Professors Fuchs in Kasan verdankt, N017 ist dem Königlichen Museum in Berlin einverleibt N018 worden. N001 Von den Inschriften der Grabsteine liess Peter N002 der Grosse, als er im Jahre 1722 die Ruinen von N003 Bulghar besuchte, Abschriften und Uebersetzungen N004 machen, und erhielt auf diese Weise der Nachwelt 50 N005 Inschriften; denn die Grabsteine selbst sind jetzt fast N006 durchgängig zum Bau der Kirche des Dorfes Bolgarü [footnote-continued reference] [footnote reference] [footnote-continued reference] N001 Bulgharen-Könige werkverständige Araber schickten. Ibn-Foszlan N002 nennt unter den Handelsartikeln zu seiner Zeit, im zehnten Jahr- N003 hundert: Mammuthszähne, welche dort häufig ausgegra- N004 ben wurden. Zuletzt wollen wir noch der sonderbaren Staatsein- N005 richtung im Lande der Bulgharen erwähnen, dass nämlich alle be- N006 sonders klugen Leute aufgehängt wurden; ob aus Miss- N007 trauen (als politische Vorsichtsmaassregel), oder wie Ahmed Tusy N008 vermuthet, weil besonders kluge Menschen vor andern würdig sind, N009 Gott dem Herrn früh zu dienen, bleibt unentschieden. Man traut N010 seinen Augen nicht, sagt Herr Frähn, aber die Texte sind nicht N011 corrupt, und fünf hochgeachtete arabische Schriftsteller erwähnen des N012 sonderbaren Landesgebrauches. [footnote reference] N001 1) Mémoires de l’ Acad. imp . des sciences de St. Petersbourg. N002 Sixième Série, T. I, (1831) p. 543.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/137>, abgerufen am 24.11.2024.