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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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tanzest du mir keinen Schritt! Nehmen Sie den Wildfang ein wenig in die Schule, wandte er sich scherzend an Franz. Lesen Sie ihr den Text über ihr leidenschaftliches Tanzen.

Er winkte mir, um mir das Dorf und sein Pfarrhaus zu zeigen. Marie, Franz und Victor blieben vor der Thür sitzen. Wir sprachen auf unserem Gange dies und jenes. Endlich kamen wir auch auf Marien. Nehmen Sie mein Vertrauen, das fast wie Zudringlichkeit aussieht, von der besten Seite, sagte der Pfarrer. Mir ist, als dürfte ich über Alles mit Ihnen reden, und sicher sind Sie durch Ihren Freund, den Lehrer, in Manches eingeweiht, das uns Allen am Herzen liegt. -- Ich versicherte ihn der gleichen Gesinnung und bekannte, daß mir nichts erwünschter sei, als ein vollkommen freimüthiges Gespräch mit ihm.

Nun, dann verhehle ich nicht, begann er, daß mir das Mädchen viel Sorge macht. Sie strebt mit aller Gewalt aus dem beschränkten Kreise heraus, auf den sie doch angewiesen bleibt. Zum Theil liegt das in der nicht günstigen Stellung, die sie einnimmt. Die ältere Schwester hat mit bescheidenem Sinne einen Bauer geheirathet, mich selbst haben die Studien in eine bürgerliche Stellung gebracht. Marie steht zwischen uns und gehört im Grunde weder dem einen noch dem andern Kreise an. Sie lebt für gewöhnlich in meinem Hause. Da lernt sie denn allerhand städtische Sitten und Gewohnheiten. Sie ist ein hübsches und liebens-

tanzest du mir keinen Schritt! Nehmen Sie den Wildfang ein wenig in die Schule, wandte er sich scherzend an Franz. Lesen Sie ihr den Text über ihr leidenschaftliches Tanzen.

Er winkte mir, um mir das Dorf und sein Pfarrhaus zu zeigen. Marie, Franz und Victor blieben vor der Thür sitzen. Wir sprachen auf unserem Gange dies und jenes. Endlich kamen wir auch auf Marien. Nehmen Sie mein Vertrauen, das fast wie Zudringlichkeit aussieht, von der besten Seite, sagte der Pfarrer. Mir ist, als dürfte ich über Alles mit Ihnen reden, und sicher sind Sie durch Ihren Freund, den Lehrer, in Manches eingeweiht, das uns Allen am Herzen liegt. — Ich versicherte ihn der gleichen Gesinnung und bekannte, daß mir nichts erwünschter sei, als ein vollkommen freimüthiges Gespräch mit ihm.

Nun, dann verhehle ich nicht, begann er, daß mir das Mädchen viel Sorge macht. Sie strebt mit aller Gewalt aus dem beschränkten Kreise heraus, auf den sie doch angewiesen bleibt. Zum Theil liegt das in der nicht günstigen Stellung, die sie einnimmt. Die ältere Schwester hat mit bescheidenem Sinne einen Bauer geheirathet, mich selbst haben die Studien in eine bürgerliche Stellung gebracht. Marie steht zwischen uns und gehört im Grunde weder dem einen noch dem andern Kreise an. Sie lebt für gewöhnlich in meinem Hause. Da lernt sie denn allerhand städtische Sitten und Gewohnheiten. Sie ist ein hübsches und liebens-

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[0096] tanzest du mir keinen Schritt! Nehmen Sie den Wildfang ein wenig in die Schule, wandte er sich scherzend an Franz. Lesen Sie ihr den Text über ihr leidenschaftliches Tanzen. Er winkte mir, um mir das Dorf und sein Pfarrhaus zu zeigen. Marie, Franz und Victor blieben vor der Thür sitzen. Wir sprachen auf unserem Gange dies und jenes. Endlich kamen wir auch auf Marien. Nehmen Sie mein Vertrauen, das fast wie Zudringlichkeit aussieht, von der besten Seite, sagte der Pfarrer. Mir ist, als dürfte ich über Alles mit Ihnen reden, und sicher sind Sie durch Ihren Freund, den Lehrer, in Manches eingeweiht, das uns Allen am Herzen liegt. — Ich versicherte ihn der gleichen Gesinnung und bekannte, daß mir nichts erwünschter sei, als ein vollkommen freimüthiges Gespräch mit ihm. Nun, dann verhehle ich nicht, begann er, daß mir das Mädchen viel Sorge macht. Sie strebt mit aller Gewalt aus dem beschränkten Kreise heraus, auf den sie doch angewiesen bleibt. Zum Theil liegt das in der nicht günstigen Stellung, die sie einnimmt. Die ältere Schwester hat mit bescheidenem Sinne einen Bauer geheirathet, mich selbst haben die Studien in eine bürgerliche Stellung gebracht. Marie steht zwischen uns und gehört im Grunde weder dem einen noch dem andern Kreise an. Sie lebt für gewöhnlich in meinem Hause. Da lernt sie denn allerhand städtische Sitten und Gewohnheiten. Sie ist ein hübsches und liebens-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/96>, abgerufen am 22.11.2024.