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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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betrieb ich dies fleißiger, als der Maler -- und so suchte ich mir eine entlegene Stelle, an die Franz mich einige Tage vorher geführt hatte. Nach einer Stunde eifriger Geschäftigkeit an meinem Skizzenbuche wollte ich heimkehren. Aber bald lockte mich hier, bald dort ein reizender Durchblick in einen Seitenkanal, und so überließ ich mich meiner Laune, in der Hoffnung, auf einem Umwege wieder nach Leihe zu gelangen, denn die Richtung glaubte ich mir genügend eingeprägt zu haben. Eine solche Kühnheit bleibt jedoch nicht ungestraft in einer Gegend, wo selbst der Eingeborene in den hundert sich kreuzenden Kanälen nicht immer seines Weges sicher ist. Und so sah ich mich denn, nachdem die Dämmerung schon eingebrochen war, noch einmal mit meinem Kahne verirrt. Ich mußte mich auf ein neues unbequemes Abenteuer der Nacht vorbereiten, ich schalt meine Unbesonnenheit, und vor Allem beunruhigte es mich, Franz und seine Mutter in Sorge um mich zu wissen. Zwar konnte ich meinen Kahn bald aus dem Dickicht des Waldes heraus ins Freie bringen, fand mich nun aber zwischen unabsehbaren Wiesen, nur von leichtem Gebüsch unterbrochen, und in der Richtung, die der Wasserweg nahm, fürchtete ich in eine von meinem Ziel völlig entlegene Gegend zu kommen. Ich schwankte, was zu thun sei, ob ich diesen Arm verfolgen, oder in den Wald zurück steuern sollte? Das Erstere schien mir vorzuziehen. Hier im Freien war es heller, der Abendhimmel lag

betrieb ich dies fleißiger, als der Maler — und so suchte ich mir eine entlegene Stelle, an die Franz mich einige Tage vorher geführt hatte. Nach einer Stunde eifriger Geschäftigkeit an meinem Skizzenbuche wollte ich heimkehren. Aber bald lockte mich hier, bald dort ein reizender Durchblick in einen Seitenkanal, und so überließ ich mich meiner Laune, in der Hoffnung, auf einem Umwege wieder nach Leihe zu gelangen, denn die Richtung glaubte ich mir genügend eingeprägt zu haben. Eine solche Kühnheit bleibt jedoch nicht ungestraft in einer Gegend, wo selbst der Eingeborene in den hundert sich kreuzenden Kanälen nicht immer seines Weges sicher ist. Und so sah ich mich denn, nachdem die Dämmerung schon eingebrochen war, noch einmal mit meinem Kahne verirrt. Ich mußte mich auf ein neues unbequemes Abenteuer der Nacht vorbereiten, ich schalt meine Unbesonnenheit, und vor Allem beunruhigte es mich, Franz und seine Mutter in Sorge um mich zu wissen. Zwar konnte ich meinen Kahn bald aus dem Dickicht des Waldes heraus ins Freie bringen, fand mich nun aber zwischen unabsehbaren Wiesen, nur von leichtem Gebüsch unterbrochen, und in der Richtung, die der Wasserweg nahm, fürchtete ich in eine von meinem Ziel völlig entlegene Gegend zu kommen. Ich schwankte, was zu thun sei, ob ich diesen Arm verfolgen, oder in den Wald zurück steuern sollte? Das Erstere schien mir vorzuziehen. Hier im Freien war es heller, der Abendhimmel lag

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[0078] betrieb ich dies fleißiger, als der Maler — und so suchte ich mir eine entlegene Stelle, an die Franz mich einige Tage vorher geführt hatte. Nach einer Stunde eifriger Geschäftigkeit an meinem Skizzenbuche wollte ich heimkehren. Aber bald lockte mich hier, bald dort ein reizender Durchblick in einen Seitenkanal, und so überließ ich mich meiner Laune, in der Hoffnung, auf einem Umwege wieder nach Leihe zu gelangen, denn die Richtung glaubte ich mir genügend eingeprägt zu haben. Eine solche Kühnheit bleibt jedoch nicht ungestraft in einer Gegend, wo selbst der Eingeborene in den hundert sich kreuzenden Kanälen nicht immer seines Weges sicher ist. Und so sah ich mich denn, nachdem die Dämmerung schon eingebrochen war, noch einmal mit meinem Kahne verirrt. Ich mußte mich auf ein neues unbequemes Abenteuer der Nacht vorbereiten, ich schalt meine Unbesonnenheit, und vor Allem beunruhigte es mich, Franz und seine Mutter in Sorge um mich zu wissen. Zwar konnte ich meinen Kahn bald aus dem Dickicht des Waldes heraus ins Freie bringen, fand mich nun aber zwischen unabsehbaren Wiesen, nur von leichtem Gebüsch unterbrochen, und in der Richtung, die der Wasserweg nahm, fürchtete ich in eine von meinem Ziel völlig entlegene Gegend zu kommen. Ich schwankte, was zu thun sei, ob ich diesen Arm verfolgen, oder in den Wald zurück steuern sollte? Das Erstere schien mir vorzuziehen. Hier im Freien war es heller, der Abendhimmel lag

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/78>, abgerufen am 24.11.2024.