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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wer? Ich versteh' dich nicht. -- Nun, der Andere, der mit dir ist und bei mir war. Sagte er nichts? -- Ich hab' ihn heut noch nicht gesprochen. Aber was willst du von mir? -- Sag' dir ja, ich ich will dir hier verschaffen, was du suchst. -- Was hast du für ein Antheil daran? Laß mich, ich habe nichts mit dir gemein. -- Doch, mein schönes Herrchen, doch! Dein Glück ist mein Vortheil. Und wenn du meinen Rath nicht annimmst, so ziehst du hier mit langer Nase ab. Ich kann dir nützlich sein, ich kann dich aber auch aus dem Hause jagen, daß du das Wiederkommen sein lässest. -- Wie das? fragte Victor mit wegwerfender Gleichgültigkeit. -- Ho, ich mache da drinnen Wohnung für ein paar Dutzend von meinen lieben glatten Thierchen! So wie du die Schwelle betrittst, hast du sie auf dem Halse.

Diese Aussicht flößte Victor Schauder ein. Die Alte merkte es und lachte vergnügt, aber unhörbar. Hast dich ja schon von dem kleinen grauen Schlänglein erschrecken lassen! fuhr Zarna fort. Wenn du willst, geb' ich dir ein Mittel, daß das Ding crepirt und nie wieder eine Schlange ins Haus kommt. -- Und worin besteht dein Vortheil dabei? -- Ich kann dir's sagen, denn von dir brauch' ich nichts zu fürchten. Ich habe Macht über die Schlangen, sie gehorchen mir. Wem das gelingt, der ist bestimmt, daß er einen Schatz findet, so groß, so groß! Aber nicht allein den Schatz -- doch von dem Andern brauchst du nicht zu wissen.

Wer? Ich versteh' dich nicht. — Nun, der Andere, der mit dir ist und bei mir war. Sagte er nichts? — Ich hab' ihn heut noch nicht gesprochen. Aber was willst du von mir? — Sag' dir ja, ich ich will dir hier verschaffen, was du suchst. — Was hast du für ein Antheil daran? Laß mich, ich habe nichts mit dir gemein. — Doch, mein schönes Herrchen, doch! Dein Glück ist mein Vortheil. Und wenn du meinen Rath nicht annimmst, so ziehst du hier mit langer Nase ab. Ich kann dir nützlich sein, ich kann dich aber auch aus dem Hause jagen, daß du das Wiederkommen sein lässest. — Wie das? fragte Victor mit wegwerfender Gleichgültigkeit. — Ho, ich mache da drinnen Wohnung für ein paar Dutzend von meinen lieben glatten Thierchen! So wie du die Schwelle betrittst, hast du sie auf dem Halse.

Diese Aussicht flößte Victor Schauder ein. Die Alte merkte es und lachte vergnügt, aber unhörbar. Hast dich ja schon von dem kleinen grauen Schlänglein erschrecken lassen! fuhr Zarna fort. Wenn du willst, geb' ich dir ein Mittel, daß das Ding crepirt und nie wieder eine Schlange ins Haus kommt. — Und worin besteht dein Vortheil dabei? — Ich kann dir's sagen, denn von dir brauch' ich nichts zu fürchten. Ich habe Macht über die Schlangen, sie gehorchen mir. Wem das gelingt, der ist bestimmt, daß er einen Schatz findet, so groß, so groß! Aber nicht allein den Schatz — doch von dem Andern brauchst du nicht zu wissen.

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[0070] Wer? Ich versteh' dich nicht. — Nun, der Andere, der mit dir ist und bei mir war. Sagte er nichts? — Ich hab' ihn heut noch nicht gesprochen. Aber was willst du von mir? — Sag' dir ja, ich ich will dir hier verschaffen, was du suchst. — Was hast du für ein Antheil daran? Laß mich, ich habe nichts mit dir gemein. — Doch, mein schönes Herrchen, doch! Dein Glück ist mein Vortheil. Und wenn du meinen Rath nicht annimmst, so ziehst du hier mit langer Nase ab. Ich kann dir nützlich sein, ich kann dich aber auch aus dem Hause jagen, daß du das Wiederkommen sein lässest. — Wie das? fragte Victor mit wegwerfender Gleichgültigkeit. — Ho, ich mache da drinnen Wohnung für ein paar Dutzend von meinen lieben glatten Thierchen! So wie du die Schwelle betrittst, hast du sie auf dem Halse. Diese Aussicht flößte Victor Schauder ein. Die Alte merkte es und lachte vergnügt, aber unhörbar. Hast dich ja schon von dem kleinen grauen Schlänglein erschrecken lassen! fuhr Zarna fort. Wenn du willst, geb' ich dir ein Mittel, daß das Ding crepirt und nie wieder eine Schlange ins Haus kommt. — Und worin besteht dein Vortheil dabei? — Ich kann dir's sagen, denn von dir brauch' ich nichts zu fürchten. Ich habe Macht über die Schlangen, sie gehorchen mir. Wem das gelingt, der ist bestimmt, daß er einen Schatz findet, so groß, so groß! Aber nicht allein den Schatz — doch von dem Andern brauchst du nicht zu wissen.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/70>, abgerufen am 24.11.2024.