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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Paar, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Sie saßen mit dem Rücken gegen die Wand des Hauses; Marie hatte eine Näharbeit in den Händen.

Das ist Unrecht! lief Marie im Gespräch. Wollen Sie Böses von ihrem Freunde reden? -- Böses? entgegnete Victor. Ich bin ihm sehr zugethan und meine nur, er sollte sich mehr fassen. Seine Frau ist ja fast seit einem Jahre todt.

Seit einem Jahre! Sie würden sich schneller trösten? -- Vielleicht eben so wenig wie er, aber ich würde dem Leben sein Recht einräumen. -- Ja, das heißt was Rechtes! daraus sieht man nur, daß Sie Niemand von Herzen lieben können. -- Ob ich lieben könne? Das käme doch auf die Probe an.

Marie lachte. Die weiß ich Ihnen voraus zu sagen! rief sie. -- Wie so? -- Wer so schöne Lehren geben kann, sich zu fassen und dem Leben sein Recht einzuräumen, hat die Probe schon abgelegt. Da ist Ihr Freund anders! War seine Frau sehr schön? Sie galt dafür. Aber die Schönheit unserer Damen in der Stadt ist in meinen Augen nicht gar zu preiswürdig. Wahre Anmuth und Frische findet man nur auf dem Lande. Ich weiß zum Beispiel Jemand -- Welchen Namen hatte die Frau Ihres Freundes? unterbrach ihn Marie.

Victor schien ungeduldig zu werden. Aber lassen wir doch die Todten ruhen! rief er. Was haben Sie für ein Interesse an der Verstorbenen? -- Ich preise

Paar, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Sie saßen mit dem Rücken gegen die Wand des Hauses; Marie hatte eine Näharbeit in den Händen.

Das ist Unrecht! lief Marie im Gespräch. Wollen Sie Böses von ihrem Freunde reden? — Böses? entgegnete Victor. Ich bin ihm sehr zugethan und meine nur, er sollte sich mehr fassen. Seine Frau ist ja fast seit einem Jahre todt.

Seit einem Jahre! Sie würden sich schneller trösten? — Vielleicht eben so wenig wie er, aber ich würde dem Leben sein Recht einräumen. — Ja, das heißt was Rechtes! daraus sieht man nur, daß Sie Niemand von Herzen lieben können. — Ob ich lieben könne? Das käme doch auf die Probe an.

Marie lachte. Die weiß ich Ihnen voraus zu sagen! rief sie. — Wie so? — Wer so schöne Lehren geben kann, sich zu fassen und dem Leben sein Recht einzuräumen, hat die Probe schon abgelegt. Da ist Ihr Freund anders! War seine Frau sehr schön? Sie galt dafür. Aber die Schönheit unserer Damen in der Stadt ist in meinen Augen nicht gar zu preiswürdig. Wahre Anmuth und Frische findet man nur auf dem Lande. Ich weiß zum Beispiel Jemand — Welchen Namen hatte die Frau Ihres Freundes? unterbrach ihn Marie.

Victor schien ungeduldig zu werden. Aber lassen wir doch die Todten ruhen! rief er. Was haben Sie für ein Interesse an der Verstorbenen? — Ich preise

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/60>, abgerufen am 22.11.2024.