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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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begrüßen, ehe die Lehrstunden ihn mir entzogen. Nur die letzten Augenblicke hatte er für mich noch übrig, dann ging er seiner Amtsverrichtung nach. Victor war nach dem gemeinsamen Frühstück mit Franz schon zu einem Ausfluge davongegangen. So brachte mir Kascha den Kaffee und setzte sich zur Gesellschaft zu mir. Ich fragte sie, ob Victor nicht hinterlassen habe, wohin er gefahren sei, oder wie er es sonst mit Kommen und Gehen hier zu halten denke?

Ach, rief Kascha, der Herr hätte auch bleiben können, wo er war! Verzeihen Sie, Herr Ernst, er ist Ihr Freund, aber ich fürchte, der Mensch thut nicht gut bei uns. -- Erst jetzt wußte ich mir eine gewisse Befangenheit, die ich heut an Kascha wahrgenommen, zu erklären. Was ist mit ihm? fragte ich, in Erwartung irgend einer Thorheit meines Gefährten. -- Ach, Ernstchen, rief Kascha, der hat auch ein Auge aus das Mädchen, auf die Marie! Eine geschlagene Stunde hat er beim Frühstück nur von ihr gesprochen und sie Schlangenkönigin genannt und Reden geführt wie ein Unkluger. Ich habe eine Todesangst ausgestanden, und dem Franz sah ich's an, daß ihm nicht wohl dabei zu Muthe war. Zu guter Letzt ließ er sich vom Franz gar den Weg nach der Lindenkaupe ganz genau beschreiben. Siehst du, er hat nicht gesagt, daß er hin wolle, aber sicher ist er schon zu den Koal's gefahren!

Auch in mir stieg ein heftiger Unwille gegen Victor

begrüßen, ehe die Lehrstunden ihn mir entzogen. Nur die letzten Augenblicke hatte er für mich noch übrig, dann ging er seiner Amtsverrichtung nach. Victor war nach dem gemeinsamen Frühstück mit Franz schon zu einem Ausfluge davongegangen. So brachte mir Kascha den Kaffee und setzte sich zur Gesellschaft zu mir. Ich fragte sie, ob Victor nicht hinterlassen habe, wohin er gefahren sei, oder wie er es sonst mit Kommen und Gehen hier zu halten denke?

Ach, rief Kascha, der Herr hätte auch bleiben können, wo er war! Verzeihen Sie, Herr Ernst, er ist Ihr Freund, aber ich fürchte, der Mensch thut nicht gut bei uns. — Erst jetzt wußte ich mir eine gewisse Befangenheit, die ich heut an Kascha wahrgenommen, zu erklären. Was ist mit ihm? fragte ich, in Erwartung irgend einer Thorheit meines Gefährten. — Ach, Ernstchen, rief Kascha, der hat auch ein Auge aus das Mädchen, auf die Marie! Eine geschlagene Stunde hat er beim Frühstück nur von ihr gesprochen und sie Schlangenkönigin genannt und Reden geführt wie ein Unkluger. Ich habe eine Todesangst ausgestanden, und dem Franz sah ich's an, daß ihm nicht wohl dabei zu Muthe war. Zu guter Letzt ließ er sich vom Franz gar den Weg nach der Lindenkaupe ganz genau beschreiben. Siehst du, er hat nicht gesagt, daß er hin wolle, aber sicher ist er schon zu den Koal's gefahren!

Auch in mir stieg ein heftiger Unwille gegen Victor

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[0056] begrüßen, ehe die Lehrstunden ihn mir entzogen. Nur die letzten Augenblicke hatte er für mich noch übrig, dann ging er seiner Amtsverrichtung nach. Victor war nach dem gemeinsamen Frühstück mit Franz schon zu einem Ausfluge davongegangen. So brachte mir Kascha den Kaffee und setzte sich zur Gesellschaft zu mir. Ich fragte sie, ob Victor nicht hinterlassen habe, wohin er gefahren sei, oder wie er es sonst mit Kommen und Gehen hier zu halten denke? Ach, rief Kascha, der Herr hätte auch bleiben können, wo er war! Verzeihen Sie, Herr Ernst, er ist Ihr Freund, aber ich fürchte, der Mensch thut nicht gut bei uns. — Erst jetzt wußte ich mir eine gewisse Befangenheit, die ich heut an Kascha wahrgenommen, zu erklären. Was ist mit ihm? fragte ich, in Erwartung irgend einer Thorheit meines Gefährten. — Ach, Ernstchen, rief Kascha, der hat auch ein Auge aus das Mädchen, auf die Marie! Eine geschlagene Stunde hat er beim Frühstück nur von ihr gesprochen und sie Schlangenkönigin genannt und Reden geführt wie ein Unkluger. Ich habe eine Todesangst ausgestanden, und dem Franz sah ich's an, daß ihm nicht wohl dabei zu Muthe war. Zu guter Letzt ließ er sich vom Franz gar den Weg nach der Lindenkaupe ganz genau beschreiben. Siehst du, er hat nicht gesagt, daß er hin wolle, aber sicher ist er schon zu den Koal's gefahren! Auch in mir stieg ein heftiger Unwille gegen Victor

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/56>, abgerufen am 24.11.2024.