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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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So war sie denn dahin gegangen, die schöne Schlangenkönigin, sie, die sich mit allen Fibern an das Leben geklammert hatte! Ihr Tod ergriff mich tief. Aber auch Victor fühlte sich von dieser Nachricht schmerzlich betroffen, denn seine Neigung zu ihr war nicht an der Oberfläche seines Wesens vorüber gegangen. Von ihm sei hier gesagt, daß auch er eine ernste Wandlung durchlebte. Er nahm fortan das Leben ernster, ja wir wurden in der Folge Freunde im besten Sinne.

In eine kurze Spanne Zeit hatte sich die traurige Geschichte der Schlangenkönigin zusammen gedrängt. Aber die Geschichte hat ein um so froheres Nachspiel. Es ist lang, ich will es um so kürzer erzählen.

Im Sommer nach Mariens Tode reis'te ich zum Erstenmal wieder nach dem Spreewalde. Franz war noch stiller und in sich zurückgezogener geworden, doch herrschte die alte Herzlichkeit zwischen uns. Von nun an reis'te ich in jedem Jahr auf einige Zeit, und wenn ich mir auch nur ein paar Tage abmüßigen konnte, zu ihm, und so wurde auch meine Bekanntschaft mit dem Pfarrer in Burg zu einem immer freundschaftlicheren Verhältniß. Auch meinen Sohn nahm ich mit der Zeit zu diesen Ausflügen mit.

Er war etwa acht Jahre alt, als ich einen Entschluß faßte, der in seinen Folgen segensreich für uns Alle werden sollte. Die Verwöhnung, in welcher der Knabe als einziger Sohn des Hauses lebte, und die

So war sie denn dahin gegangen, die schöne Schlangenkönigin, sie, die sich mit allen Fibern an das Leben geklammert hatte! Ihr Tod ergriff mich tief. Aber auch Victor fühlte sich von dieser Nachricht schmerzlich betroffen, denn seine Neigung zu ihr war nicht an der Oberfläche seines Wesens vorüber gegangen. Von ihm sei hier gesagt, daß auch er eine ernste Wandlung durchlebte. Er nahm fortan das Leben ernster, ja wir wurden in der Folge Freunde im besten Sinne.

In eine kurze Spanne Zeit hatte sich die traurige Geschichte der Schlangenkönigin zusammen gedrängt. Aber die Geschichte hat ein um so froheres Nachspiel. Es ist lang, ich will es um so kürzer erzählen.

Im Sommer nach Mariens Tode reis'te ich zum Erstenmal wieder nach dem Spreewalde. Franz war noch stiller und in sich zurückgezogener geworden, doch herrschte die alte Herzlichkeit zwischen uns. Von nun an reis'te ich in jedem Jahr auf einige Zeit, und wenn ich mir auch nur ein paar Tage abmüßigen konnte, zu ihm, und so wurde auch meine Bekanntschaft mit dem Pfarrer in Burg zu einem immer freundschaftlicheren Verhältniß. Auch meinen Sohn nahm ich mit der Zeit zu diesen Ausflügen mit.

Er war etwa acht Jahre alt, als ich einen Entschluß faßte, der in seinen Folgen segensreich für uns Alle werden sollte. Die Verwöhnung, in welcher der Knabe als einziger Sohn des Hauses lebte, und die

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[0113] So war sie denn dahin gegangen, die schöne Schlangenkönigin, sie, die sich mit allen Fibern an das Leben geklammert hatte! Ihr Tod ergriff mich tief. Aber auch Victor fühlte sich von dieser Nachricht schmerzlich betroffen, denn seine Neigung zu ihr war nicht an der Oberfläche seines Wesens vorüber gegangen. Von ihm sei hier gesagt, daß auch er eine ernste Wandlung durchlebte. Er nahm fortan das Leben ernster, ja wir wurden in der Folge Freunde im besten Sinne. In eine kurze Spanne Zeit hatte sich die traurige Geschichte der Schlangenkönigin zusammen gedrängt. Aber die Geschichte hat ein um so froheres Nachspiel. Es ist lang, ich will es um so kürzer erzählen. Im Sommer nach Mariens Tode reis'te ich zum Erstenmal wieder nach dem Spreewalde. Franz war noch stiller und in sich zurückgezogener geworden, doch herrschte die alte Herzlichkeit zwischen uns. Von nun an reis'te ich in jedem Jahr auf einige Zeit, und wenn ich mir auch nur ein paar Tage abmüßigen konnte, zu ihm, und so wurde auch meine Bekanntschaft mit dem Pfarrer in Burg zu einem immer freundschaftlicheren Verhältniß. Auch meinen Sohn nahm ich mit der Zeit zu diesen Ausflügen mit. Er war etwa acht Jahre alt, als ich einen Entschluß faßte, der in seinen Folgen segensreich für uns Alle werden sollte. Die Verwöhnung, in welcher der Knabe als einziger Sohn des Hauses lebte, und die

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/113>, abgerufen am 27.11.2024.