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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wovon ich aber doch hoffte, daß es sie beruhigen werde, Trost, Worte der Freundschaft und Versicherungen des herzlichsten Antheils. Eine Antwort erhielt ich niemals.

So verging ein Jahr, da kam mir eine Nachricht, die ich als Antwort auf meinen Brief betrachten konnte. Franz schrieb mir, daß Marie sich entschlossen habe, seine Frau zu werden. Ich war sehr erfreut darüber, aber der Einladung zu seiner Hochzeit, die bald darauf stattfand, mochte ich doch nicht nachkommen.

Marie hatte als Frau nicht mehr jenes ungestüm übermüthige Wesen, worin sie sich als Mädchen gefallen. Ein erschütterndes Ereigniß war durch ihr Leben gegangen, sie hatte erfahren müssen, daß der Mensch sein Glück nicht mit Gewalt an sich reißen könne. Sie fühlte sich nicht unglücklich an Franzens Seite, aber ob sie das Glück, welches ihr anstatt des ersehnten zu Theil geworden, richtig zu schätzen verstand, darüber hab' ich nie etwas erfahren. Sie lebten die kurze Zeit, die sie verbunden waren, still und ruhig mit einander; die Menschen konnten sie für glückliche Gatten halten.

Ich sage die kurze Zeit -- denn nur ein Jahr war ihnen beschieden. Marie ward Mutter eines Töchterchens und starb bei der Geburt desselben. Kurz vor ihrem Tode, den sie voraus gesagt haben soll, rief sie Franz zu sich, küßte ihn zärtlicher als jemals und sagte, sie wisse erst jetzt, daß sie den edelsten und besten Mann gehabt habe.

wovon ich aber doch hoffte, daß es sie beruhigen werde, Trost, Worte der Freundschaft und Versicherungen des herzlichsten Antheils. Eine Antwort erhielt ich niemals.

So verging ein Jahr, da kam mir eine Nachricht, die ich als Antwort auf meinen Brief betrachten konnte. Franz schrieb mir, daß Marie sich entschlossen habe, seine Frau zu werden. Ich war sehr erfreut darüber, aber der Einladung zu seiner Hochzeit, die bald darauf stattfand, mochte ich doch nicht nachkommen.

Marie hatte als Frau nicht mehr jenes ungestüm übermüthige Wesen, worin sie sich als Mädchen gefallen. Ein erschütterndes Ereigniß war durch ihr Leben gegangen, sie hatte erfahren müssen, daß der Mensch sein Glück nicht mit Gewalt an sich reißen könne. Sie fühlte sich nicht unglücklich an Franzens Seite, aber ob sie das Glück, welches ihr anstatt des ersehnten zu Theil geworden, richtig zu schätzen verstand, darüber hab' ich nie etwas erfahren. Sie lebten die kurze Zeit, die sie verbunden waren, still und ruhig mit einander; die Menschen konnten sie für glückliche Gatten halten.

Ich sage die kurze Zeit — denn nur ein Jahr war ihnen beschieden. Marie ward Mutter eines Töchterchens und starb bei der Geburt desselben. Kurz vor ihrem Tode, den sie voraus gesagt haben soll, rief sie Franz zu sich, küßte ihn zärtlicher als jemals und sagte, sie wisse erst jetzt, daß sie den edelsten und besten Mann gehabt habe.

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[0112] wovon ich aber doch hoffte, daß es sie beruhigen werde, Trost, Worte der Freundschaft und Versicherungen des herzlichsten Antheils. Eine Antwort erhielt ich niemals. So verging ein Jahr, da kam mir eine Nachricht, die ich als Antwort auf meinen Brief betrachten konnte. Franz schrieb mir, daß Marie sich entschlossen habe, seine Frau zu werden. Ich war sehr erfreut darüber, aber der Einladung zu seiner Hochzeit, die bald darauf stattfand, mochte ich doch nicht nachkommen. Marie hatte als Frau nicht mehr jenes ungestüm übermüthige Wesen, worin sie sich als Mädchen gefallen. Ein erschütterndes Ereigniß war durch ihr Leben gegangen, sie hatte erfahren müssen, daß der Mensch sein Glück nicht mit Gewalt an sich reißen könne. Sie fühlte sich nicht unglücklich an Franzens Seite, aber ob sie das Glück, welches ihr anstatt des ersehnten zu Theil geworden, richtig zu schätzen verstand, darüber hab' ich nie etwas erfahren. Sie lebten die kurze Zeit, die sie verbunden waren, still und ruhig mit einander; die Menschen konnten sie für glückliche Gatten halten. Ich sage die kurze Zeit — denn nur ein Jahr war ihnen beschieden. Marie ward Mutter eines Töchterchens und starb bei der Geburt desselben. Kurz vor ihrem Tode, den sie voraus gesagt haben soll, rief sie Franz zu sich, küßte ihn zärtlicher als jemals und sagte, sie wisse erst jetzt, daß sie den edelsten und besten Mann gehabt habe.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/112>, abgerufen am 24.11.2024.