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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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so mild als möglich, Sie sollen mir theuer sein, wie eine Schwester, Sie sollen den besten Freund an mir haben! Nur bezwingen Sie jetzt diese unbändige Leidenschaft!

Sie lag weinend an meiner Brust und schlang, die Arme um meinen Nacken. Ich ließ sie einen Augenblick gewähren und drückte einen Kuß auf ihre Stirn. Inzwischen bemerkte ich, wie Victor, der Marien mit immer wachsendem Erstaunen zugehört hatte, sich plötzlich erhob, die Thür leise verriegelte und sich, abgewandt, von uns, ans Feuer stellte. Ich drängte Marien leise von mir weg und ließ die Erschöpfte niedersitzen. Wenn Sie mich nicht betrüben wollen, sagte ich, so gebieten Sie jetzt Ihrem Schmerz. Wir sprechen uns wieder! -- Dann schob ich den Riegel von der Thür und trat zu Victor. Ich sah in sein Gesicht, es war leichenblaß. Er ergriff meine Hand. -- Ernst! sagte er, wenn Sie in mein Herz sehen könnten! Es ist an Einer Scene leidenschaftlicher Reue genug -- aber, bei Gott, ich, möchte zu Ihren Füßen stürzen und weinen, wie jenes Mädchen!

Ich bat ihn, ruhig zu sein, und nöthigte ihn auf den Stuhl neben mich. Fürchten Sie nichts mehr von mir! fuhr er im Tone tiefster Zerknirschung fort. Die Ereignisse dieser Stunde lasten so furchtbar auf mir, daß sie mein ganzes Wesen vernichten. Aber sie bannen mich auch für immer in Ihre Nähe, selbst wenn ich Ihre Achtung niemals wieder gewinnen könnte.

so mild als möglich, Sie sollen mir theuer sein, wie eine Schwester, Sie sollen den besten Freund an mir haben! Nur bezwingen Sie jetzt diese unbändige Leidenschaft!

Sie lag weinend an meiner Brust und schlang, die Arme um meinen Nacken. Ich ließ sie einen Augenblick gewähren und drückte einen Kuß auf ihre Stirn. Inzwischen bemerkte ich, wie Victor, der Marien mit immer wachsendem Erstaunen zugehört hatte, sich plötzlich erhob, die Thür leise verriegelte und sich, abgewandt, von uns, ans Feuer stellte. Ich drängte Marien leise von mir weg und ließ die Erschöpfte niedersitzen. Wenn Sie mich nicht betrüben wollen, sagte ich, so gebieten Sie jetzt Ihrem Schmerz. Wir sprechen uns wieder! — Dann schob ich den Riegel von der Thür und trat zu Victor. Ich sah in sein Gesicht, es war leichenblaß. Er ergriff meine Hand. — Ernst! sagte er, wenn Sie in mein Herz sehen könnten! Es ist an Einer Scene leidenschaftlicher Reue genug — aber, bei Gott, ich, möchte zu Ihren Füßen stürzen und weinen, wie jenes Mädchen!

Ich bat ihn, ruhig zu sein, und nöthigte ihn auf den Stuhl neben mich. Fürchten Sie nichts mehr von mir! fuhr er im Tone tiefster Zerknirschung fort. Die Ereignisse dieser Stunde lasten so furchtbar auf mir, daß sie mein ganzes Wesen vernichten. Aber sie bannen mich auch für immer in Ihre Nähe, selbst wenn ich Ihre Achtung niemals wieder gewinnen könnte.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/108>, abgerufen am 23.11.2024.