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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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entgangen zu sein, und der Gedanke an den Todten, der draußen lag, bewegten mich tief. Er hatte, wenn auch nicht mich, doch einen Menschen tödten wollen, und war seiner eigenen Leidenschaft zum Opfer gefallen. Franz fühlte den Ernst dieser Stunde in gleicher Weise. Ich bat ihn, nachzusehen, ob die Belebungsversuche an Sardok sich nicht noch günstig gestalten wollten. Er ging. Draußen war ein Gehen, Kommen und Reden, Alles, was am Sonntag Abend an der Lindenkaupe vorüber fuhr, stieg aus, um das Schreckliche zu besprechen. Einer nach dem Andern von den Hausgenossen verließ das Zimmer, und so glaubte ich, endlich allein zu sein. Da vernahm ich aus einer dunklen Ecke ein halb ersticktes Schluchzen. Ich wendete mich um und fragte, wer da sei. Marie wankte herbei und sank zu meinen Füßen nieder.

Ich bin an Allem Schuld! stammelte sie unter heißen Thränen. Um meinetwillen wollte er Sie morden! Gott -- Gott! Ich hab's verbrochen und möchte sterben vor Scham und Schmerz!

Ich bat sie, aufzustehen und ruhig zu sein, aber vergebens. Sie sank mit dem Kopf an mein Knie und schien aufgelös't in Thränen. Da wurde die Thür aufgerissen und Victor trat hastig ein. Ernst! rief er, was ist geschehen? Sie sind verwundet!

Plötzlich fuhr Marie auf und stellte sich mit zornflammenden Augen zwischen uns. Weg mit dir! rief sie Victor entgegen. Um deinetwillen, Schändlicher,

entgangen zu sein, und der Gedanke an den Todten, der draußen lag, bewegten mich tief. Er hatte, wenn auch nicht mich, doch einen Menschen tödten wollen, und war seiner eigenen Leidenschaft zum Opfer gefallen. Franz fühlte den Ernst dieser Stunde in gleicher Weise. Ich bat ihn, nachzusehen, ob die Belebungsversuche an Sardok sich nicht noch günstig gestalten wollten. Er ging. Draußen war ein Gehen, Kommen und Reden, Alles, was am Sonntag Abend an der Lindenkaupe vorüber fuhr, stieg aus, um das Schreckliche zu besprechen. Einer nach dem Andern von den Hausgenossen verließ das Zimmer, und so glaubte ich, endlich allein zu sein. Da vernahm ich aus einer dunklen Ecke ein halb ersticktes Schluchzen. Ich wendete mich um und fragte, wer da sei. Marie wankte herbei und sank zu meinen Füßen nieder.

Ich bin an Allem Schuld! stammelte sie unter heißen Thränen. Um meinetwillen wollte er Sie morden! Gott — Gott! Ich hab's verbrochen und möchte sterben vor Scham und Schmerz!

Ich bat sie, aufzustehen und ruhig zu sein, aber vergebens. Sie sank mit dem Kopf an mein Knie und schien aufgelös't in Thränen. Da wurde die Thür aufgerissen und Victor trat hastig ein. Ernst! rief er, was ist geschehen? Sie sind verwundet!

Plötzlich fuhr Marie auf und stellte sich mit zornflammenden Augen zwischen uns. Weg mit dir! rief sie Victor entgegen. Um deinetwillen, Schändlicher,

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[0106] entgangen zu sein, und der Gedanke an den Todten, der draußen lag, bewegten mich tief. Er hatte, wenn auch nicht mich, doch einen Menschen tödten wollen, und war seiner eigenen Leidenschaft zum Opfer gefallen. Franz fühlte den Ernst dieser Stunde in gleicher Weise. Ich bat ihn, nachzusehen, ob die Belebungsversuche an Sardok sich nicht noch günstig gestalten wollten. Er ging. Draußen war ein Gehen, Kommen und Reden, Alles, was am Sonntag Abend an der Lindenkaupe vorüber fuhr, stieg aus, um das Schreckliche zu besprechen. Einer nach dem Andern von den Hausgenossen verließ das Zimmer, und so glaubte ich, endlich allein zu sein. Da vernahm ich aus einer dunklen Ecke ein halb ersticktes Schluchzen. Ich wendete mich um und fragte, wer da sei. Marie wankte herbei und sank zu meinen Füßen nieder. Ich bin an Allem Schuld! stammelte sie unter heißen Thränen. Um meinetwillen wollte er Sie morden! Gott — Gott! Ich hab's verbrochen und möchte sterben vor Scham und Schmerz! Ich bat sie, aufzustehen und ruhig zu sein, aber vergebens. Sie sank mit dem Kopf an mein Knie und schien aufgelös't in Thränen. Da wurde die Thür aufgerissen und Victor trat hastig ein. Ernst! rief er, was ist geschehen? Sie sind verwundet! Plötzlich fuhr Marie auf und stellte sich mit zornflammenden Augen zwischen uns. Weg mit dir! rief sie Victor entgegen. Um deinetwillen, Schändlicher,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/106>, abgerufen am 23.11.2024.