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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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Megasthenes aber sagt/ das vnter den Jndia-
nern/ [di]e man Nomades nennet/ Leute sein/ die an
stat der Nasen nur löchlein haben/ vnnd im gehen
sich drehen vnd winden als die Schlangen/ wer-
den Syricter genant.

Das auch am eussersten Jndia gegen Morgen
bey dem vrsprung des Flusses Ganges ein Volck sey/
genant die Astomer, so keinen Mund haben/ mit
gantz rauchem Leibe/ mit Baumwolle bekleidet/ das
allein von der Lufft vnnd geruch lebet/ den sie durch
die Nase an sich ziehen. Brauchen keine Speiß/
kein Getranck/ nur allein von dem geruch/ von wol-
riechenden Wurtzeln/ Blumen vnnd wilden Epf-
feln. Die sie mit sich nemen auff lange reysen/ da-
mit jhnen der geruch nicht mangele. Denn wenn
der geruch ein weinig jhnen zu wieder ist/ so sterben
sie ohne sonderliche beschwerunge.

Vber diesen an dem eussersten abgang des Ge-
birges/ sagt man/ das die Pygmaeer wohnen. Sind
Zwerglein/ dreyer spannen lang/ nicht lenger/ in ei-
ner gesunden Lufft/ vnd allzeit grünenden vnnd
blüenden Anger/ weil nach dem Nordwind die
hohen Berge sie beschützen. Homerus schreibt
auch/ das sie von den Kranichen bekriegt werden.
Man sagt das sie im Früling sich versamlen/ mit
Bogen vnd Pfeilen sich rüsten/ vnd auff den Zie-

gen
J

Megaſthenes aber ſagt/ das vnter den Jndia-
nern/ [di]e man Nomades nennet/ Leute ſein/ die an
ſtat der Naſen nur loͤchlein haben/ vnnd im gehen
ſich drehen vnd winden als die Schlangen/ wer-
den Syricter genant.

Das auch am euſſerſten Jndia gegen Morgen
bey dem vrſprung des Fluſſes Ganges ein Volck ſey/
genant die Aſtomer, ſo keinen Mund haben/ mit
gantz rauchem Leibe/ mit Baumwolle bekleidet/ das
allein von der Lufft vnnd geruch lebet/ den ſie durch
die Naſe an ſich ziehen. Brauchen keine Speiß/
kein Getranck/ nur allein von dem geruch/ von wol-
riechenden Wurtzeln/ Blumen vnnd wilden Epf-
feln. Die ſie mit ſich nemen auff lange reyſen/ da-
mit jhnen der geruch nicht mangele. Denn wenn
der geruch ein weinig jhnen zu wieder iſt/ ſo ſterben
ſie ohne ſonderliche beſchwerunge.

Vber dieſen an dem euſſerſten abgang des Ge-
birges/ ſagt man/ das die Pygmæer wohnen. Sind
Zwerglein/ dreyer ſpannen lang/ nicht lenger/ in ei-
ner geſunden Lufft/ vnd allzeit gruͤnenden vnnd
bluͤenden Anger/ weil nach dem Nordwind die
hohen Berge ſie beſchuͤtzen. Homerus ſchreibt
auch/ das ſie von den Kranichen bekriegt werden.
Man ſagt das ſie im Fruͤling ſich verſamlen/ mit
Bogen vnd Pfeilen ſich ruͤſten/ vnd auff den Zie-

gen
J
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[57/0067] Megaſthenes aber ſagt/ das vnter den Jndia- nern/ die man Nomades nennet/ Leute ſein/ die an ſtat der Naſen nur loͤchlein haben/ vnnd im gehen ſich drehen vnd winden als die Schlangen/ wer- den Syricter genant. Das auch am euſſerſten Jndia gegen Morgen bey dem vrſprung des Fluſſes Ganges ein Volck ſey/ genant die Aſtomer, ſo keinen Mund haben/ mit gantz rauchem Leibe/ mit Baumwolle bekleidet/ das allein von der Lufft vnnd geruch lebet/ den ſie durch die Naſe an ſich ziehen. Brauchen keine Speiß/ kein Getranck/ nur allein von dem geruch/ von wol- riechenden Wurtzeln/ Blumen vnnd wilden Epf- feln. Die ſie mit ſich nemen auff lange reyſen/ da- mit jhnen der geruch nicht mangele. Denn wenn der geruch ein weinig jhnen zu wieder iſt/ ſo ſterben ſie ohne ſonderliche beſchwerunge. Vber dieſen an dem euſſerſten abgang des Ge- birges/ ſagt man/ das die Pygmæer wohnen. Sind Zwerglein/ dreyer ſpannen lang/ nicht lenger/ in ei- ner geſunden Lufft/ vnd allzeit gruͤnenden vnnd bluͤenden Anger/ weil nach dem Nordwind die hohen Berge ſie beſchuͤtzen. Homerus ſchreibt auch/ das ſie von den Kranichen bekriegt werden. Man ſagt das ſie im Fruͤling ſich verſamlen/ mit Bogen vnd Pfeilen ſich ruͤſten/ vnd auff den Zie- gen J

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/67>, abgerufen am 24.11.2024.