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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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hobenem Heupt wie ein Mensch/ sondern sehen vielfeltig mehr
gegen Himmel in die Lufft/ denn der Mensch. Wer das nicht
gleuben wil/ der sehe seinen eigenen Haußhanen an/ wie tapf-
fer vnd frewdig der herein tritt/ vnd für alle vorfliegende Kräen
seine Hennen warnet.

Es ist auch nicht wahr/ das der Adeler allein in die Son-
ne siehet/ sondern es thuns alle Vogel/ Kranich/ Storch/
Reyer/ Weyhen/ Falcken/ Sperber/ Papagoyen/ Kräen/ Sti-
gelitz/ etc. Denn wenn diese stille vnd müssig in jhrer ruhe si-
tzen/ haben sie jmmer die Augen nach der Sonnen. Vnd
wenn sie für der Sonnen glantz schrecken solten/ würden sie
in jhrem vnversehenem Auffzug offt widerumb zu rück fallen.

Das aber geschrieben wird/ der Adeler werffe das Junge
aus dem Nest/ das in die Sonne nicht sehen wolle. Jst ohn
zweiffel daher kommen/ das alle Vogel/ so wol die Adlers kla-
wen vnd schnebel haben/ als die andern/ eins von jhren Jun-
gen auswerffen. Als im vorigen Capittel berichtet worden.

Das auch der Maulworff nicht blind ist/ sondern sehen
kan/ ist daraus zubeweisen/ das er rechte Augen hat. Vnd
wenn er ausser der Erden ist/ nicht allein aus der Sonnen
liecht nach dem schaiten/ sondern von dem Pflaster nach ei-
nem freyen Erdgrund oder Misthauffen zu leufft/ vnd sich
darin vergrebet. Das er aber vieleicht wie die Nachteulen im
finstern besser sehe/ denn am hellen Sonnenschein/ mag wol sein/
Denn zu seinen Bergwerck bedarff er des Gesichts am meisten.

Von den Weibspersonen findet man auch allenthalben
geschrieben/ das sie nicht lincks werden/ auch nimmer das
Podagra bekommen. Das die auch erlogen sey/ gibt auch
die tegliche erfahrung allenthalben.

Viel weniger ist das war/ das aus des Menschen Marck
im Rückgrad gifftige Schlangen wachsen sollen. Denn vnser
Kirchhöfe liegen voller Menschen/ auff denen nie eine Schlan-
ge gefunden ist. Wie auch in dem vermawreten Halsgerichten
von erhengten oder gerehderten Menschen niemals vernommen/
das aus jhnen Schlangen gekrochen weren.

Man

hobenem Heupt wie ein Menſch/ ſondern ſehen vielfeltig mehr
gegen Himmel in die Lufft/ denn der Menſch. Wer das nicht
gleuben wil/ der ſehe ſeinen eigenen Haußhanen an/ wie tapf-
fer vnd frewdig der herein tritt/ vnd fuͤr alle vorfliegende Kraͤen
ſeine Hennen warnet.

Es iſt auch nicht wahr/ das der Adeler allein in die Son-
ne ſiehet/ ſondern es thuns alle Vogel/ Kranich/ Storch/
Reyer/ Weyhen/ Falcken/ Sperber/ Papagoyen/ Kraͤen/ Sti-
gelitz/ etc. Denn wenn dieſe ſtille vnd muͤſſig in jhrer ruhe ſi-
tzen/ haben ſie jmmer die Augen nach der Sonnen. Vnd
wenn ſie fuͤr der Sonnen glantz ſchrecken ſolten/ wuͤrden ſie
in jhrem vnverſehenem Auffzug offt widerumb zu ruͤck fallen.

Das aber geſchrieben wird/ der Adeler werffe das Junge
aus dem Neſt/ das in die Sonne nicht ſehen wolle. Jſt ohn
zweiffel daher kommen/ das alle Vogel/ ſo wol die Adlers kla-
wen vnd ſchnebel haben/ als die andern/ eins von jhren Jun-
gen auswerffen. Als im vorigen Capittel berichtet worden.

Das auch der Maulworff nicht blind iſt/ ſondern ſehen
kan/ iſt daraus zubeweiſen/ das er rechte Augen hat. Vnd
wenn er auſſer der Erden iſt/ nicht allein aus der Sonnen
liecht nach dem ſchaiten/ ſondern von dem Pflaſter nach ei-
nem freyen Erdgrund oder Miſthauffen zu leufft/ vnd ſich
darin vergrebet. Das er aber vieleicht wie die Nachteulen im
finſtern beſſer ſehe/ denn am hellē Sonnenſchein/ mag wol ſein/
Denn zu ſeinē Bergwerck bedarff er des Geſichts am meiſten.

Von den Weibsperſonen findet man auch allenthalben
geſchrieben/ das ſie nicht lincks werden/ auch nimmer das
Podagra bekommen. Das die auch erlogen ſey/ gibt auch
die tegliche erfahrung allenthalben.

Viel weniger iſt das war/ das aus des Menſchen Marck
im Ruͤckgrad gifftige Schlangen wachſen ſollen. Denn vnſer
Kirchhoͤfe liegen voller Menſchen/ auff denen nie eine Schlan-
ge gefunden iſt. Wie auch in dem vermawreten Halsgerichten
von erhengten oder gerehderten Menſchen niemals vernom̃en/
das aus jhnen Schlangen gekrochen weren.

Man
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[263/0273] hobenem Heupt wie ein Menſch/ ſondern ſehen vielfeltig mehr gegen Himmel in die Lufft/ denn der Menſch. Wer das nicht gleuben wil/ der ſehe ſeinen eigenen Haußhanen an/ wie tapf- fer vnd frewdig der herein tritt/ vnd fuͤr alle vorfliegende Kraͤen ſeine Hennen warnet. Es iſt auch nicht wahr/ das der Adeler allein in die Son- ne ſiehet/ ſondern es thuns alle Vogel/ Kranich/ Storch/ Reyer/ Weyhen/ Falcken/ Sperber/ Papagoyen/ Kraͤen/ Sti- gelitz/ etc. Denn wenn dieſe ſtille vnd muͤſſig in jhrer ruhe ſi- tzen/ haben ſie jmmer die Augen nach der Sonnen. Vnd wenn ſie fuͤr der Sonnen glantz ſchrecken ſolten/ wuͤrden ſie in jhrem vnverſehenem Auffzug offt widerumb zu ruͤck fallen. Das aber geſchrieben wird/ der Adeler werffe das Junge aus dem Neſt/ das in die Sonne nicht ſehen wolle. Jſt ohn zweiffel daher kommen/ das alle Vogel/ ſo wol die Adlers kla- wen vnd ſchnebel haben/ als die andern/ eins von jhren Jun- gen auswerffen. Als im vorigen Capittel berichtet worden. Das auch der Maulworff nicht blind iſt/ ſondern ſehen kan/ iſt daraus zubeweiſen/ das er rechte Augen hat. Vnd wenn er auſſer der Erden iſt/ nicht allein aus der Sonnen liecht nach dem ſchaiten/ ſondern von dem Pflaſter nach ei- nem freyen Erdgrund oder Miſthauffen zu leufft/ vnd ſich darin vergrebet. Das er aber vieleicht wie die Nachteulen im finſtern beſſer ſehe/ denn am hellē Sonnenſchein/ mag wol ſein/ Denn zu ſeinē Bergwerck bedarff er des Geſichts am meiſten. Von den Weibsperſonen findet man auch allenthalben geſchrieben/ das ſie nicht lincks werden/ auch nimmer das Podagra bekommen. Das die auch erlogen ſey/ gibt auch die tegliche erfahrung allenthalben. Viel weniger iſt das war/ das aus des Menſchen Marck im Ruͤckgrad gifftige Schlangen wachſen ſollen. Denn vnſer Kirchhoͤfe liegen voller Menſchen/ auff denen nie eine Schlan- ge gefunden iſt. Wie auch in dem vermawreten Halsgerichten von erhengten oder gerehderten Menſchen niemals vernom̃en/ das aus jhnen Schlangen gekrochen weren. Man

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/273>, abgerufen am 24.11.2024.