Crämerey mit dazwischen durchläufft, daß doch solche den Stadt- und Land-Handwercks-Leu- ten zu gute komme, und vielmehr von des Orts Einwohnern bey Kleinigkeiten verkaufft, als von ihnen von Fremden eingekaufft werde, son- derlich, wenn auch fremde Manufacturiers, oder die sich mit Cramerey behelffen, gleich mit dem ersten so degoutiret und abgeschreckt werden, daß sie vor denen einländischen Meß-Orts-Bür- gern, weil diese alles selbst machen, nicht auf- kommen können, sondern ein andermahl weg- bleiben, und ihnen mehrentheils die Handlung allein lassen müssen.
§. 32. Das Publicum hat bey den Mes- sen zu betrachten, ob man dem aerario durch die Meß-Freyheiten keinen Schaden thue, und et- wan die Bürger, indem man den Fremden im Zoll favorisiret, darunter gravire, oder ob nicht diese mit jenen sich verstehen, und von Zollfreyen eingebrachten Waaren so viel unter Factors Händen zurücke lassen möchten, daß solcher zwi- schen Meß-Zeiten gnug daran zu verkauffen hätte, und also seinen Mit-Bürgern das Brod entzogen würde, ob nicht unter denen vielen Fremden sub specie der Kauff-Leute einige Spionen und Kundschaffter, item inficirte Waaren und Personen, die dem Lande die Pest, oder ein ander Unglück und übele Kranckheit
auf
Craͤmerey mit dazwiſchen durchlaͤufft, daß doch ſolche den Stadt- und Land-Handwercks-Leu- ten zu gute komme, und vielmehr von des Orts Einwohnern bey Kleinigkeiten verkaufft, als von ihnen von Fremden eingekaufft werde, ſon- derlich, wenn auch fremde Manufacturiers, oder die ſich mit Cramerey behelffen, gleich mit dem erſten ſo degoutiret und abgeſchreckt werden, daß ſie vor denen einlaͤndiſchen Meß-Oꝛts-Buͤr- gern, weil dieſe alles ſelbſt machen, nicht auf- kommen koͤnnen, ſondern ein andermahl weg- bleiben, und ihnen mehrentheils die Handlung allein laſſen muͤſſen.
§. 32. Das Publicum hat bey den Meſ- ſen zu betrachten, ob man dem ærario durch die Meß-Freyheiten keinen Schaden thue, und et- wan die Buͤrger, indem man den Fremden im Zoll favoriſiret, darunter gravire, oder ob nicht dieſe mit jenen ſich verſtehen, und von Zollfreyen eingebrachten Waaren ſo viel unter Factors Haͤnden zuruͤcke laſſen moͤchten, daß ſolcher zwi- ſchen Meß-Zeiten gnug daran zu verkauffen haͤtte, und alſo ſeinen Mit-Buͤrgern das Brod entzogen wuͤrde, ob nicht unter denen vielen Fremden ſub ſpecie der Kauff-Leute einige Spionen und Kundſchaffter, item inficirte Waaren und Perſonen, die dem Lande die Peſt, oder ein ander Ungluͤck und uͤbele Kranckheit
auf
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0970"n="950"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Craͤmerey mit dazwiſchen durchlaͤufft, daß doch<lb/>ſolche den Stadt- und Land-Handwercks-Leu-<lb/>
ten zu gute komme, und vielmehr von des Orts<lb/>
Einwohnern bey Kleinigkeiten verkaufft, als<lb/>
von ihnen von Fremden eingekaufft werde, ſon-<lb/>
derlich, wenn auch fremde <hirendition="#aq">Manufacturiers,</hi> oder<lb/>
die ſich mit Cramerey behelffen, gleich mit dem<lb/>
erſten ſo <hirendition="#aq">degouti</hi>ret und abgeſchreckt werden,<lb/>
daß ſie vor denen einlaͤndiſchen Meß-Oꝛts-Buͤr-<lb/>
gern, weil dieſe alles ſelbſt machen, nicht auf-<lb/>
kommen koͤnnen, ſondern ein andermahl weg-<lb/>
bleiben, und ihnen mehrentheils die Handlung<lb/>
allein laſſen muͤſſen.</p><lb/><p>§. 32. Das <hirendition="#aq">Publicum</hi> hat bey den Meſ-<lb/>ſen zu betrachten, ob man dem <hirendition="#aq">ærario</hi> durch die<lb/>
Meß-Freyheiten keinen Schaden thue, und et-<lb/>
wan die Buͤrger, indem man den Fremden im<lb/>
Zoll <hirendition="#aq">favoriſi</hi>ret, darunter <hirendition="#aq">gravi</hi>re, oder ob nicht<lb/>
dieſe mit jenen ſich verſtehen, und von Zollfreyen<lb/>
eingebrachten Waaren ſo viel unter <hirendition="#aq">Factors</hi><lb/>
Haͤnden zuruͤcke laſſen moͤchten, daß ſolcher zwi-<lb/>ſchen Meß-Zeiten gnug daran zu verkauffen<lb/>
haͤtte, und alſo ſeinen Mit-Buͤrgern das Brod<lb/>
entzogen wuͤrde, ob nicht unter denen vielen<lb/>
Fremden <hirendition="#aq">ſub ſpecie</hi> der Kauff-Leute einige<lb/>
Spionen und Kundſchaffter, <hirendition="#aq">item infici</hi>rte<lb/>
Waaren und Perſonen, die dem Lande die Peſt,<lb/>
oder ein ander Ungluͤck und uͤbele Kranckheit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auf</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[950/0970]
Craͤmerey mit dazwiſchen durchlaͤufft, daß doch
ſolche den Stadt- und Land-Handwercks-Leu-
ten zu gute komme, und vielmehr von des Orts
Einwohnern bey Kleinigkeiten verkaufft, als
von ihnen von Fremden eingekaufft werde, ſon-
derlich, wenn auch fremde Manufacturiers, oder
die ſich mit Cramerey behelffen, gleich mit dem
erſten ſo degoutiret und abgeſchreckt werden,
daß ſie vor denen einlaͤndiſchen Meß-Oꝛts-Buͤr-
gern, weil dieſe alles ſelbſt machen, nicht auf-
kommen koͤnnen, ſondern ein andermahl weg-
bleiben, und ihnen mehrentheils die Handlung
allein laſſen muͤſſen.
§. 32. Das Publicum hat bey den Meſ-
ſen zu betrachten, ob man dem ærario durch die
Meß-Freyheiten keinen Schaden thue, und et-
wan die Buͤrger, indem man den Fremden im
Zoll favoriſiret, darunter gravire, oder ob nicht
dieſe mit jenen ſich verſtehen, und von Zollfreyen
eingebrachten Waaren ſo viel unter Factors
Haͤnden zuruͤcke laſſen moͤchten, daß ſolcher zwi-
ſchen Meß-Zeiten gnug daran zu verkauffen
haͤtte, und alſo ſeinen Mit-Buͤrgern das Brod
entzogen wuͤrde, ob nicht unter denen vielen
Fremden ſub ſpecie der Kauff-Leute einige
Spionen und Kundſchaffter, item inficirte
Waaren und Perſonen, die dem Lande die Peſt,
oder ein ander Ungluͤck und uͤbele Kranckheit
auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/970>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.