ten der andern Völcker, noch die den Untertha- nen vorgeschriebenen Gesetze den Landes-Für- sten concerniren. Denn dieser ist durch die öffentliche Autorität von den menschlichen Ge- setzen exemt. Nach dem Recht der Natur ist die pubertät aus der Fähigkeit Kinder zu zeugen, und der Geschicklichkeit, seine Sachen mit Vernunfft anzustellen, zu beurtheilen. Da nun diese capacität sich bey dem einen zeitlicher, bey dem andern aber später einfindet, so sind den natürlichen Rechte nach keine gewisse Grentzen hierinnen zu setzen, inzwischen ist es doch in der Republic gar nöthig gewesen, daß eine solche Zeit in Ansehung der von den Unter- thanen geschloßnen Handlungen determiniret würde. Diesemnach bin der Meynung, daß ein Fürst, dem die Regierung anvertrauet, ob er gleich die in Ansehung der Unterthanen ex- primirten Jahre noch nicht zurück gelegt, den- noch durch einen Contract, den er in solchen Jahren geschlossen, bündiger Weise obligiret werde, da zudem die Vormundschafft bloß aus den Bürgerlichen Rechten herkömmt, und eben kein Geboth verhanden, daß ein Fürst noth- wendiger Weise unter der Vormundschafft ste- hen müsse. Da aber denen Fürsten Vormün- der, wie in einigen Reichen bräuchlich, durch ein gewiß Fundamental Gesetz die Verwaltung
des
ten der andern Voͤlcker, noch die den Untertha- nen vorgeſchriebenen Geſetze den Landes-Fuͤr- ſten concerniren. Denn dieſer iſt durch die oͤffentliche Autoritaͤt von den menſchlichen Ge- ſetzen exemt. Nach dem Recht der Natur iſt die pubertaͤt aus der Faͤhigkeit Kinder zu zeugen, und der Geſchicklichkeit, ſeine Sachen mit Vernunfft anzuſtellen, zu beurtheilen. Da nun dieſe capacitaͤt ſich bey dem einen zeitlicher, bey dem andern aber ſpaͤter einfindet, ſo ſind den natuͤrlichen Rechte nach keine gewiſſe Grentzen hierinnen zu ſetzen, inzwiſchen iſt es doch in der Republic gar noͤthig geweſen, daß eine ſolche Zeit in Anſehung der von den Unter- thanen geſchloßnen Handlungen determiniret wuͤrde. Dieſemnach bin der Meynung, daß ein Fuͤrſt, dem die Regierung anvertrauet, ob er gleich die in Anſehung der Unterthanen ex- primirten Jahre noch nicht zuruͤck gelegt, den- noch durch einen Contract, den er in ſolchen Jahren geſchloſſen, buͤndiger Weiſe obligiret werde, da zudem die Vormundſchafft bloß aus den Buͤrgerlichen Rechten herkoͤmmt, und eben kein Geboth verhanden, daß ein Fuͤrſt noth- wendiger Weiſe unter der Vormundſchafft ſte- hen muͤſſe. Da aber denen Fuͤrſten Vormuͤn- der, wie in einigen Reichen braͤuchlich, durch ein gewiß Fundamental Geſetz die Veꝛwaltung
des
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ten der andern Voͤlcker, noch die den Untertha-
nen vorgeſchriebenen Geſetze den Landes-Fuͤr-
ſten concerniren. Denn dieſer iſt durch die
oͤffentliche Autoritaͤt von den menſchlichen Ge-
ſetzen exemt. Nach dem Recht der Natur
iſt die pubertaͤt aus der Faͤhigkeit Kinder zu
zeugen, und der Geſchicklichkeit, ſeine Sachen
mit Vernunfft anzuſtellen, zu beurtheilen. Da
nun dieſe capacitaͤt ſich bey dem einen zeitlicher,
bey dem andern aber ſpaͤter einfindet, ſo ſind
den natuͤrlichen Rechte nach keine gewiſſe
Grentzen hierinnen zu ſetzen, inzwiſchen iſt es
doch in der Republic gar noͤthig geweſen, daß
eine ſolche Zeit in Anſehung der von den Unter-
thanen geſchloßnen Handlungen determiniret
wuͤrde. Dieſemnach bin der Meynung, daß
ein Fuͤrſt, dem die Regierung anvertrauet, ob
er gleich die in Anſehung der Unterthanen ex-
primirten Jahre noch nicht zuruͤck gelegt, den-
noch durch einen Contract, den er in ſolchen
Jahren geſchloſſen, buͤndiger Weiſe obligiret
werde, da zudem die Vormundſchafft bloß aus
den Buͤrgerlichen Rechten herkoͤmmt, und eben
kein Geboth verhanden, daß ein Fuͤrſt noth-
wendiger Weiſe unter der Vormundſchafft ſte-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/96>, abgerufen am 21.11.2024.
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