Zöllen, Accisen und Auflagen beschweret wor- den,) können gekaufft werden. So würden auch die Handwercks-Leute sonderlichen Ge- winn und Nutzen daraus schöpffen, wann sie viel rohe und ungearbeitete Waaren, sowohl an Seiden als andern dergleichen, die aus Jn- dien heraus gebracht, und in andere Ländern verkaufft und abgeführet würden, bekommen könten, dadurch denn die Manufacturen und Handwercke wiederum könten in Flor gebracht, mercklich verbessert, der Kauff-Handel vom neuen in Teutschland introduciret, die Zölle vermehret, die Accisen erhöhet, die Untertha- nen an Gelde und Nahrung gestärcket, und endlich viel Tagelöhner und arme Leute hier- durch ernehret, consequenter alle Herrschafften an Reichthum, Volck, Macht und Autorität groß gemacht, und in Summa das allgemeine Wesen durchgehends in einen bessern Stand gestellet werden. So nützlich als es vielleicht wäre, an dergleichen Werck rechtschaffen Hand anzulegen, so ist doch dieses nicht zu vermuthen, denn da ein Landes-Fürst sich schwerlich wegen der grossen Kosten hierzu resolviren würde, die wenigsten Regenten in Teutschland aber ein ge- meinschafftlich interesse zusammen haben, son- dern einige einander entweder directe oder in- directe lieber zu trauersiren pflegen, so wird
die-
Zoͤllen, Acciſen und Auflagen beſchweret wor- den,) koͤnnen gekaufft werden. So wuͤrden auch die Handwercks-Leute ſonderlichen Ge- winn und Nutzen daraus ſchoͤpffen, wann ſie viel rohe und ungearbeitete Waaren, ſowohl an Seiden als andern dergleichen, die aus Jn- dien heraus gebracht, und in andere Laͤndern verkaufft und abgefuͤhret wuͤrden, bekommen koͤnten, dadurch denn die Manufacturen und Handweꝛcke wiederum koͤnten in Flor gebracht, mercklich verbeſſert, der Kauff-Handel vom neuen in Teutſchland introduciret, die Zoͤlle vermehret, die Acciſen erhoͤhet, die Untertha- nen an Gelde und Nahrung geſtaͤrcket, und endlich viel Tageloͤhner und arme Leute hier- duꝛch ernehret, conſequenter alle Herrſchafften an Reichthum, Volck, Macht und Autoritaͤt groß gemacht, und in Summa das allgemeine Weſen durchgehends in einen beſſern Stand geſtellet werden. So nuͤtzlich als es vielleicht waͤre, an dergleichen Werck rechtſchaffen Hand anzulegen, ſo iſt doch dieſes nicht zu vermuthen, denn da ein Landes-Fuͤrſt ſich ſchwerlich wegen der groſſen Koſten hierzu reſolviren wuͤrde, die wenigſten Regenten in Teutſchland aber ein ge- meinſchafftlich intereſſe zuſammen haben, ſon- dern einige einander entweder directe oder in- directe lieber zu trauerſiren pflegen, ſo wird
die-
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Zoͤllen, Acciſen und Auflagen beſchweret wor-
den,) koͤnnen gekaufft werden. So wuͤrden
auch die Handwercks-Leute ſonderlichen Ge-
winn und Nutzen daraus ſchoͤpffen, wann ſie
viel rohe und ungearbeitete Waaren, ſowohl
an Seiden als andern dergleichen, die aus Jn-
dien heraus gebracht, und in andere Laͤndern
verkaufft und abgefuͤhret wuͤrden, bekommen
koͤnten, dadurch denn die Manufacturen und
Handweꝛcke wiederum koͤnten in Flor gebracht,
mercklich verbeſſert, der Kauff-Handel vom
neuen in Teutſchland introduciret, die Zoͤlle
vermehret, die Acciſen erhoͤhet, die Untertha-
nen an Gelde und Nahrung geſtaͤrcket, und
endlich viel Tageloͤhner und arme Leute hier-
duꝛch ernehret, conſequenter alle Herrſchafften
an Reichthum, Volck, Macht und Autoritaͤt
groß gemacht, und in Summa das allgemeine
Weſen durchgehends in einen beſſern Stand
geſtellet werden. So nuͤtzlich als es vielleicht
waͤre, an dergleichen Werck rechtſchaffen Hand
anzulegen, ſo iſt doch dieſes nicht zu vermuthen,
denn da ein Landes-Fuͤrſt ſich ſchwerlich wegen
der groſſen Koſten hierzu reſolviren wuͤrde, die
wenigſten Regenten in Teutſchland aber ein ge-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/938>, abgerufen am 22.11.2024.
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