Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ricum den IV. meistens in Provence und Lan-
guedoc
recht in die Höhe gebracht, und nach-
dem durch die erfolgten innerlichen Kriege sie
wieder in Abfall gerathen, durch den vorigen
König in Franckreich, Ludwig den XIV. mit
Nachdruck wieder eingeführet, und dadurch ein
groß Theil Franckreichs in völligen Stand ge-
setzt worden. Diesem lobwürdigen Exempel
hat auch in Teutschland nachgeeiffert der vor-
treffliche Fürst, Hertzog Friedrich zu Würten-
berg-Neustadt, der solches Gewerbe in seinem
Landes-Antheil glücklich und mit grossen Nu-
tzen eingeführet. Jtem ist in Oesterreich der
Fürst von Lichtenstein nachgefolget, und hat da-
durch veranlast, daß eine gantze Gesellschafft sich
zusammen gethan, solchen Bau in dem Lande
durchgehends einzurichten. Der Versuch,
so unter der glorwürdigsten Regierung der
Preußischen Monarchen in der Marck Bran-
denburg zu dem Ende geschehen, ist so wohl ge-
lungen, daß er wohl verdienet, in ernsthaffte
Betrachtung gezogen zu werden, und wenn
demselben mit gehörigem Nachdruck nachgesetzt
würde, so solten sich die daraus erwachsenden
Vortheile nicht minder als an denen vorange-
zogenen Orten in kurtzen glücklich verspüren
lassen. Wenn nun der Seiden-Bau an an-
dern Orten gehörig cultiviret würde, so ist kein

Zweif-



ricum den IV. meiſtens in Provence und Lan-
guedoc
recht in die Hoͤhe gebracht, und nach-
dem durch die erfolgten innerlichen Kriege ſie
wieder in Abfall gerathen, durch den vorigen
Koͤnig in Franckreich, Ludwig den XIV. mit
Nachdruck wieder eingefuͤhret, und dadurch ein
groß Theil Franckreichs in voͤlligen Stand ge-
ſetzt worden. Dieſem lobwuͤrdigen Exempel
hat auch in Teutſchland nachgeeiffert der vor-
treffliche Fuͤrſt, Hertzog Friedrich zu Wuͤrten-
berg-Neuſtadt, der ſolches Gewerbe in ſeinem
Landes-Antheil gluͤcklich und mit groſſen Nu-
tzen eingefuͤhret. Jtem iſt in Oeſterreich der
Fuͤrſt von Lichtenſtein nachgefolget, und hat da-
durch veranlaſt, daß eine gantze Geſellſchafft ſich
zuſammen gethan, ſolchen Bau in dem Lande
durchgehends einzurichten. Der Verſuch,
ſo unter der glorwuͤrdigſten Regierung der
Preußiſchen Monarchen in der Marck Bran-
denburg zu dem Ende geſchehen, iſt ſo wohl ge-
lungen, daß er wohl verdienet, in ernſthaffte
Betrachtung gezogen zu werden, und wenn
demſelben mit gehoͤrigem Nachdruck nachgeſetzt
wuͤrde, ſo ſolten ſich die daraus erwachſenden
Vortheile nicht minder als an denen vorange-
zogenen Orten in kurtzen gluͤcklich verſpuͤren
laſſen. Wenn nun der Seiden-Bau an an-
dern Orten gehoͤrig cultiviret wuͤrde, ſo iſt kein

Zweif-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0934" n="914"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">ricum</hi> den <hi rendition="#aq">IV.</hi> mei&#x017F;tens in <hi rendition="#aq">Provence</hi> und <hi rendition="#aq">Lan-<lb/>
guedoc</hi> recht in die Ho&#x0364;he gebracht, und nach-<lb/>
dem durch die erfolgten innerlichen Kriege &#x017F;ie<lb/>
wieder in Abfall gerathen, durch den vorigen<lb/>
Ko&#x0364;nig in Franckreich, Ludwig den <hi rendition="#aq">XIV.</hi> mit<lb/>
Nachdruck wieder eingefu&#x0364;hret, und dadurch ein<lb/>
groß Theil Franckreichs in vo&#x0364;lligen Stand ge-<lb/>
&#x017F;etzt worden. Die&#x017F;em lobwu&#x0364;rdigen Exempel<lb/>
hat auch in Teut&#x017F;chland nachgeeiffert der vor-<lb/>
treffliche Fu&#x0364;r&#x017F;t, Hertzog Friedrich zu Wu&#x0364;rten-<lb/>
berg-Neu&#x017F;tadt, der &#x017F;olches Gewerbe in &#x017F;einem<lb/>
Landes-Antheil glu&#x0364;cklich und mit gro&#x017F;&#x017F;en Nu-<lb/>
tzen eingefu&#x0364;hret. Jtem i&#x017F;t in Oe&#x017F;terreich der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t von Lichten&#x017F;tein nachgefolget, und hat da-<lb/>
durch veranla&#x017F;t, daß eine gantze Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft &#x017F;ich<lb/>
zu&#x017F;ammen gethan, &#x017F;olchen Bau in dem Lande<lb/>
durchgehends einzurichten. Der Ver&#x017F;uch,<lb/>
&#x017F;o unter der glorwu&#x0364;rdig&#x017F;ten Regierung der<lb/>
Preußi&#x017F;chen Monarchen in der Marck Bran-<lb/>
denburg zu dem Ende ge&#x017F;chehen, i&#x017F;t &#x017F;o wohl ge-<lb/>
lungen, daß er wohl verdienet, in ern&#x017F;thaffte<lb/>
Betrachtung gezogen zu werden, und wenn<lb/>
dem&#x017F;elben mit geho&#x0364;rigem Nachdruck nachge&#x017F;etzt<lb/>
wu&#x0364;rde, &#x017F;o &#x017F;olten &#x017F;ich die daraus erwach&#x017F;enden<lb/>
Vortheile nicht minder als an denen vorange-<lb/>
zogenen Orten in kurtzen glu&#x0364;cklich ver&#x017F;pu&#x0364;ren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Wenn nun der Seiden-Bau an an-<lb/>
dern Orten geho&#x0364;rig <hi rendition="#aq">cultivi</hi>ret wu&#x0364;rde, &#x017F;o i&#x017F;t kein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zweif-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[914/0934] ricum den IV. meiſtens in Provence und Lan- guedoc recht in die Hoͤhe gebracht, und nach- dem durch die erfolgten innerlichen Kriege ſie wieder in Abfall gerathen, durch den vorigen Koͤnig in Franckreich, Ludwig den XIV. mit Nachdruck wieder eingefuͤhret, und dadurch ein groß Theil Franckreichs in voͤlligen Stand ge- ſetzt worden. Dieſem lobwuͤrdigen Exempel hat auch in Teutſchland nachgeeiffert der vor- treffliche Fuͤrſt, Hertzog Friedrich zu Wuͤrten- berg-Neuſtadt, der ſolches Gewerbe in ſeinem Landes-Antheil gluͤcklich und mit groſſen Nu- tzen eingefuͤhret. Jtem iſt in Oeſterreich der Fuͤrſt von Lichtenſtein nachgefolget, und hat da- durch veranlaſt, daß eine gantze Geſellſchafft ſich zuſammen gethan, ſolchen Bau in dem Lande durchgehends einzurichten. Der Verſuch, ſo unter der glorwuͤrdigſten Regierung der Preußiſchen Monarchen in der Marck Bran- denburg zu dem Ende geſchehen, iſt ſo wohl ge- lungen, daß er wohl verdienet, in ernſthaffte Betrachtung gezogen zu werden, und wenn demſelben mit gehoͤrigem Nachdruck nachgeſetzt wuͤrde, ſo ſolten ſich die daraus erwachſenden Vortheile nicht minder als an denen vorange- zogenen Orten in kurtzen gluͤcklich verſpuͤren laſſen. Wenn nun der Seiden-Bau an an- dern Orten gehoͤrig cultiviret wuͤrde, ſo iſt kein Zweif-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/934
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/934>, abgerufen am 22.11.2024.