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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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wissen, so ist dahin zu sehen, daß ein iedweder
Ort mit tüchtigen und geschickten Brau-Mei-
stern versehen seyn möge. Es wäre in den
meisten Städten höchst-nöthig, daß die hohe
Landes-Obrigkeit diejenigen Gebrechen, so bey
der Brau-Nahrung eingerissen, untersuchen
liesse, um denselben abzuhelffen, und die Brau-
Ordnungen zu vermehren, zu verändern, und
nach der Beschaffenheit der heutigen Zeiten und
der Gelegenheit eines iedweden Ortes einzu-
richten. Die vornehmsten Eigenschafften ei-
nes guten Bieres sind, daß es gesund, schmack-
hafft und dauerhafft sey, sich wohl halte und
verführen lasse, nach welchen Eigenschafften die
Brau-Meister, so viel als möglich, sich bestre-
ben müssen.

§. 26. Es könte nicht allein das Brauen
in vielen Stücken verbessert werden, sondern
wenn die Leute recht curieus, so wären auch un-
terschiedene andere Geträucke von Obste, die
lieblich und angenehm zu trincken, und an den
Orten, wo der Weinwachs fehlte, den Mangel
des Weines gar wohl ersetzen könten, zuzube-
reiten. Allein unsere Teutschen sind gar zu
faul, dasjenige, was sie von ihren Vor-Eltern
nicht gesehen oder gehöret, zu experimentiren.
Jn England hat man den Lider- oder Aepffel-
Most, welcher in unserm Teutschland, wegen

gros-



wiſſen, ſo iſt dahin zu ſehen, daß ein iedweder
Ort mit tuͤchtigen und geſchickten Brau-Mei-
ſtern verſehen ſeyn moͤge. Es waͤre in den
meiſten Staͤdten hoͤchſt-noͤthig, daß die hohe
Landes-Obrigkeit diejenigen Gebrechen, ſo bey
der Brau-Nahrung eingeriſſen, unterſuchen
lieſſe, um denſelben abzuhelffen, und die Brau-
Ordnungen zu vermehren, zu veraͤndern, und
nach der Beſchaffenheit der heutigen Zeiten und
der Gelegenheit eines iedweden Ortes einzu-
richten. Die vornehmſten Eigenſchafften ei-
nes guten Bieres ſind, daß es geſund, ſchmack-
hafft und dauerhafft ſey, ſich wohl halte und
verfuͤhren laſſe, nach welchen Eigenſchafften die
Brau-Meiſter, ſo viel als moͤglich, ſich beſtre-
ben muͤſſen.

§. 26. Es koͤnte nicht allein das Brauen
in vielen Stuͤcken verbeſſert werden, ſondern
wenn die Leute recht curieus, ſo waͤren auch un-
terſchiedene andere Getraͤucke von Obſte, die
lieblich und angenehm zu trincken, und an den
Orten, wo der Weinwachs fehlte, den Mangel
des Weines gar wohl erſetzen koͤnten, zuzube-
reiten. Allein unſere Teutſchen ſind gar zu
faul, dasjenige, was ſie von ihren Vor-Eltern
nicht geſehen oder gehoͤret, zu experimentiren.
Jn England hat man den Lider- oder Aepffel-
Moſt, welcher in unſerm Teutſchland, wegen

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[909/0929] wiſſen, ſo iſt dahin zu ſehen, daß ein iedweder Ort mit tuͤchtigen und geſchickten Brau-Mei- ſtern verſehen ſeyn moͤge. Es waͤre in den meiſten Staͤdten hoͤchſt-noͤthig, daß die hohe Landes-Obrigkeit diejenigen Gebrechen, ſo bey der Brau-Nahrung eingeriſſen, unterſuchen lieſſe, um denſelben abzuhelffen, und die Brau- Ordnungen zu vermehren, zu veraͤndern, und nach der Beſchaffenheit der heutigen Zeiten und der Gelegenheit eines iedweden Ortes einzu- richten. Die vornehmſten Eigenſchafften ei- nes guten Bieres ſind, daß es geſund, ſchmack- hafft und dauerhafft ſey, ſich wohl halte und verfuͤhren laſſe, nach welchen Eigenſchafften die Brau-Meiſter, ſo viel als moͤglich, ſich beſtre- ben muͤſſen. §. 26. Es koͤnte nicht allein das Brauen in vielen Stuͤcken verbeſſert werden, ſondern wenn die Leute recht curieus, ſo waͤren auch un- terſchiedene andere Getraͤucke von Obſte, die lieblich und angenehm zu trincken, und an den Orten, wo der Weinwachs fehlte, den Mangel des Weines gar wohl erſetzen koͤnten, zuzube- reiten. Allein unſere Teutſchen ſind gar zu faul, dasjenige, was ſie von ihren Vor-Eltern nicht geſehen oder gehoͤret, zu experimentiren. Jn England hat man den Lider- oder Aepffel- Moſt, welcher in unſerm Teutſchland, wegen groſ-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/929>, abgerufen am 22.11.2024.