fahrt des Landes gereichte, und derselben Pro- ceß accurat und deutlich zu beschreiben, damit wir in solchen Dingen zu einer mehrern und grössern Gewißheit gelangen möchten. Sie solten auch denjenigen, so etwas sonderliches er- funden, gewisse Belohnungen austheilen lassen, damit andere zu gleichem Fleisse angetrieben würden. Es wären aber hierbey nicht sowohl diejenigen Experimente, so nur zur Lust und Curiosität dienten, als die einen würcklichen Nutzen in dem menschlichen Leben hätten, in Consideration zu ziehen.
§. 20. Weil an den fruchtbaren Bäumen so gar viel gelegen, und die Cultur des Obstes nicht allein in den Auen, sondern auch an allen Orten, wo sich nur eine bequeme Gelegenheit dazu findet, des grossen Nutzens wegen mit al- lem Fleiß zu beobachten, so hat die Sächsisch- Gothaische Landes-Ordnung Part. II. Cap. III. Tit. 25. so viel die Gärten anlangt, hierinnen gar wohl disponiret, daß, weil männiglich be- kandt, was für ein nütz- und fürträgliches Ding sey um die Obst-Bäume, ein ieder Unterthaner in Städten, Flecken und Dörffern, welcher be- quemen Raum in seinem Garten hat, jährlich eine gewisse Anzahl Obst-Bäume pflantzen sol- te. Und damit solches unweigerlich gehalten würde, so solten, zumahl in Dörffern die Schul-
tzen,
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fahrt des Landes gereichte, und derſelben Pro- ceß accurat und deutlich zu beſchreiben, damit wir in ſolchen Dingen zu einer mehrern und groͤſſern Gewißheit gelangen moͤchten. Sie ſolten auch denjenigen, ſo etwas ſonderliches er- funden, gewiſſe Belohnungen austheilen laſſen, damit andere zu gleichem Fleiſſe angetrieben wuͤrden. Es waͤren aber hierbey nicht ſowohl diejenigen Experimente, ſo nur zur Luſt und Curioſitaͤt dienten, als die einen wuͤrcklichen Nutzen in dem menſchlichen Leben haͤtten, in Conſideration zu ziehen.
§. 20. Weil an den fruchtbaren Baͤumen ſo gar viel gelegen, und die Cultur des Obſtes nicht allein in den Auen, ſondern auch an allen Orten, wo ſich nur eine bequeme Gelegenheit dazu findet, des groſſen Nutzens wegen mit al- lem Fleiß zu beobachten, ſo hat die Saͤchſiſch- Gothaiſche Landes-Ordnung Part. II. Cap. III. Tit. 25. ſo viel die Gaͤrten anlangt, hierinnen gar wohl diſponiret, daß, weil maͤnniglich be- kandt, was fuͤr ein nuͤtz- und fuͤrtraͤgliches Ding ſey um die Obſt-Baͤume, ein ieder Unterthaner in Staͤdten, Flecken und Doͤrffern, welcher be- quemen Raum in ſeinem Garten hat, jaͤhrlich eine gewiſſe Anzahl Obſt-Baͤume pflantzen ſol- te. Und damit ſolches unweigerlich gehalten wuͤrde, ſo ſolten, zumahl in Doͤrffern die Schul-
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fahrt des Landes gereichte, und derſelben Pro-
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wir in ſolchen Dingen zu einer mehrern und
groͤſſern Gewißheit gelangen moͤchten. Sie
ſolten auch denjenigen, ſo etwas ſonderliches er-
funden, gewiſſe Belohnungen austheilen laſſen,
damit andere zu gleichem Fleiſſe angetrieben
wuͤrden. Es waͤren aber hierbey nicht ſowohl
diejenigen Experimente, ſo nur zur Luſt und
Curioſitaͤt dienten, als die einen wuͤrcklichen
Nutzen in dem menſchlichen Leben haͤtten, in
Conſideration zu ziehen.
§. 20. Weil an den fruchtbaren Baͤumen
ſo gar viel gelegen, und die Cultur des Obſtes
nicht allein in den Auen, ſondern auch an allen
Orten, wo ſich nur eine bequeme Gelegenheit
dazu findet, des groſſen Nutzens wegen mit al-
lem Fleiß zu beobachten, ſo hat die Saͤchſiſch-
Gothaiſche Landes-Ordnung Part. II. Cap. III.
Tit. 25. ſo viel die Gaͤrten anlangt, hierinnen
gar wohl diſponiret, daß, weil maͤnniglich be-
kandt, was fuͤr ein nuͤtz- und fuͤrtraͤgliches Ding
ſey um die Obſt-Baͤume, ein ieder Unterthaner
in Staͤdten, Flecken und Doͤrffern, welcher be-
quemen Raum in ſeinem Garten hat, jaͤhrlich
eine gewiſſe Anzahl Obſt-Baͤume pflantzen ſol-
te. Und damit ſolches unweigerlich gehalten
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/921>, abgerufen am 22.11.2024.
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