Gräben zu Hülffe kommen, Röschen oder Stol- len bey solchen morastigen Oertern führen, und dadurch den Boden trocknen, indem sonst in der- gleichen Gesöhr gar geringe Holtz oder wohl gar nichts wächset, es wäre denn, daß man es mit Erlen oder Weiden versuchte, welche sonst gerne an ziemlichen nassen Orten fortkommen. Denn viele von dergleichen Holtz den Stamm und Ober-Wurtzeln über der Erde eine Elle und mehr hoch aus und über den Morast herfür treiben, damit sie etlicher Massen dem Wasser entfliehen, und sich der Fäulniß oder Verderb- niß nicht unterwerffen.
§. 4. Wo aber der Ort gar zu trucken und dürre ist, da ist dahin zu trachten, wie demselben mit Wässerungen von Quellen, Bächen und Gesprenge zu Statten zu kommen. Den san- digten und kießigten Boden mag man mit Schlamm und Moth aus den Morasten ziem- lich verbessern. Jngleichen wo viel Holtz-Er- de von langen Jahren her, von gebrochenen oder gefallenen Bäumen hoch aufeinander liegt, kan solche Erde gleichfalls zur Verbesserung des ge- ringen Bodens viel dienen. Bevorab pflegt auch die Natur bey sandigen Boden viel Hülffe zu thun, wenn die Superficies nach und nach moßig wird, und Rasen drauf wächset. Jtem, wenn das Holtz drüber steht, so kan die Sonne
nicht
Graͤben zu Huͤlffe kommen, Roͤſchen oder Stol- len bey ſolchen moraſtigen Oertern fuͤhren, und dadurch den Boden trocknen, indem ſonſt in der- gleichen Geſoͤhr gar geringe Holtz oder wohl gar nichts waͤchſet, es waͤre denn, daß man es mit Erlen oder Weiden verſuchte, welche ſonſt gerne an ziemlichen naſſen Orten fortkommen. Denn viele von dergleichen Holtz den Stamm und Ober-Wurtzeln uͤber der Erde eine Elle und mehr hoch aus und uͤber den Moraſt herfuͤr treiben, damit ſie etlicher Maſſen dem Waſſer entfliehen, und ſich der Faͤulniß oder Verderb- niß nicht unterwerffen.
§. 4. Wo aber der Ort gar zu trucken und duͤrre iſt, da iſt dahin zu trachten, wie demſelben mit Waͤſſerungen von Quellen, Baͤchen und Geſprenge zu Statten zu kommen. Den ſan- digten und kießigten Boden mag man mit Schlamm und Moth aus den Moraſten ziem- lich verbeſſern. Jngleichen wo viel Holtz-Er- de von langen Jahren her, von gebrochenen oder gefallenen Baͤumen hoch aufeinander liegt, kan ſolche Erde gleichfalls zur Verbeſſerung des ge- ringen Bodens viel dienen. Bevorab pflegt auch die Natur bey ſandigen Boden viel Huͤlffe zu thun, wenn die Superficies nach und nach moßig wird, und Raſen drauf waͤchſet. Jtem, wenn das Holtz druͤber ſteht, ſo kan die Sonne
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Graͤben zu Huͤlffe kommen, Roͤſchen oder Stol-
len bey ſolchen moraſtigen Oertern fuͤhren, und
dadurch den Boden trocknen, indem ſonſt in der-
gleichen Geſoͤhr gar geringe Holtz oder wohl
gar nichts waͤchſet, es waͤre denn, daß man es
mit Erlen oder Weiden verſuchte, welche ſonſt
gerne an ziemlichen naſſen Orten fortkommen.
Denn viele von dergleichen Holtz den Stamm
und Ober-Wurtzeln uͤber der Erde eine Elle und
mehr hoch aus und uͤber den Moraſt herfuͤr
treiben, damit ſie etlicher Maſſen dem Waſſer
entfliehen, und ſich der Faͤulniß oder Verderb-
niß nicht unterwerffen.
§. 4. Wo aber der Ort gar zu trucken und
duͤrre iſt, da iſt dahin zu trachten, wie demſelben
mit Waͤſſerungen von Quellen, Baͤchen und
Geſprenge zu Statten zu kommen. Den ſan-
digten und kießigten Boden mag man mit
Schlamm und Moth aus den Moraſten ziem-
lich verbeſſern. Jngleichen wo viel Holtz-Er-
de von langen Jahren her, von gebrochenen oder
gefallenen Baͤumen hoch aufeinander liegt, kan
ſolche Erde gleichfalls zur Verbeſſerung des ge-
ringen Bodens viel dienen. Bevorab pflegt
auch die Natur bey ſandigen Boden viel Huͤlffe
zu thun, wenn die Superficies nach und nach
moßig wird, und Raſen drauf waͤchſet. Jtem,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/904>, abgerufen am 22.11.2024.
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