Geld hat, denn er täglich brauchet. Darum leihet er seine Capitalien aus um gewöhnliches, oder heimliches und ungewöhnliches Interesse, welches Zinse genennet wird. Der Spieler, als da sind Comödianten, Seildäntzer, Glücks- döpffner, oder auch alle Karten- und Würffel- spieler, wie sie Nahmen haben mögen, handeln auch nur mit Geld, welches sie theils mit unge- wisser Hoffnung kauffen und verkauffen, theils als einen Tribut, den sie von anderer Thorheit sich bezahlen lassen, einnehmen.
§. 6. Ein Fürst muß Sorge tragen, daß sein Land reicher werde. Es wird aber ein Land um so viel reicher, als entweder aus der Erden oder anders woher Geld und Gold ins Land gebracht wird, und so viel ärmer als Geld hinaus läufft. Denn dieweil nach dem allge- meinen Beyfall der Völcker Gold und Silber das allgemeine pretium ist aller Dinge, und der Werth derselben an allen Orten in der Welt nach dem Werth des Goldes und Silbers ge- schätzt wird, als um welches alles kan gekaufft werden, so muß man den Reichthum eines Lan- des nach der Menge des Goldes und Silbers in demselben aestimiren. Drum muß ein Re- gent auf die Mittel dencken, durch welche ein Land reicher wird, und dasjenige abschaffen, wodurch es ärmer wird.
§. 7.
Geld hat, denn er taͤglich brauchet. Darum leihet er ſeine Capitalien aus um gewoͤhnliches, oder heimliches und ungewoͤhnliches Intereſſe, welches Zinſe genennet wird. Der Spieler, als da ſind Comoͤdianten, Seildaͤntzer, Gluͤcks- doͤpffner, oder auch alle Karten- und Wuͤrffel- ſpieler, wie ſie Nahmen haben moͤgen, handeln auch nur mit Geld, welches ſie theils mit unge- wiſſer Hoffnung kauffen und verkauffen, theils als einen Tribut, den ſie von anderer Thorheit ſich bezahlen laſſen, einnehmen.
§. 6. Ein Fuͤrſt muß Sorge tragen, daß ſein Land reicher werde. Es wird aber ein Land um ſo viel reicher, als entweder aus der Erden oder anders woher Geld und Gold ins Land gebracht wird, und ſo viel aͤrmer als Geld hinaus laͤufft. Denn dieweil nach dem allge- meinen Beyfall der Voͤlcker Gold und Silber das allgemeine pretium iſt aller Dinge, und der Werth derſelben an allen Orten in der Welt nach dem Werth des Goldes und Silbers ge- ſchaͤtzt wird, als um welches alles kan gekaufft werden, ſo muß man den Reichthum eines Lan- des nach der Menge des Goldes und Silbers in demſelben æſtimiren. Drum muß ein Re- gent auf die Mittel dencken, durch welche ein Land reicher wird, und dasjenige abſchaffen, wodurch es aͤrmer wird.
§. 7.
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Geld hat, denn er taͤglich brauchet. Darum
leihet er ſeine Capitalien aus um gewoͤhnliches,
oder heimliches und ungewoͤhnliches Intereſſe,
welches Zinſe genennet wird. Der Spieler,
als da ſind Comoͤdianten, Seildaͤntzer, Gluͤcks-
doͤpffner, oder auch alle Karten- und Wuͤrffel-
ſpieler, wie ſie Nahmen haben moͤgen, handeln
auch nur mit Geld, welches ſie theils mit unge-
wiſſer Hoffnung kauffen und verkauffen, theils
als einen Tribut, den ſie von anderer Thorheit
ſich bezahlen laſſen, einnehmen.
§. 6. Ein Fuͤrſt muß Sorge tragen, daß
ſein Land reicher werde. Es wird aber ein
Land um ſo viel reicher, als entweder aus der
Erden oder anders woher Geld und Gold ins
Land gebracht wird, und ſo viel aͤrmer als Geld
hinaus laͤufft. Denn dieweil nach dem allge-
meinen Beyfall der Voͤlcker Gold und Silber
das allgemeine pretium iſt aller Dinge, und
der Werth derſelben an allen Orten in der Welt
nach dem Werth des Goldes und Silbers ge-
ſchaͤtzt wird, als um welches alles kan gekaufft
werden, ſo muß man den Reichthum eines Lan-
des nach der Menge des Goldes und Silbers
in demſelben æſtimiren. Drum muß ein Re-
gent auf die Mittel dencken, durch welche ein
Land reicher wird, und dasjenige abſchaffen,
wodurch es aͤrmer wird.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/864>, abgerufen am 22.11.2024.
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