schiehet, ist nimmer einige Sicherheit zu hoffen, sondern obgleich Jahr und Tag das Ubel ruhet und getilget zu seyn scheinet, bricht es dennoch, wenn solche Sachen gereget werden, gewiß und unfehlbar wieder aus.
§. 31. Wenn sichs will thun lassen, hat man das inficirte Hauß anzuzünden und zu verbren- nen, wo solches aber nicht practicabel, muß man das Dach mit langen Hacken herunter reis- sen, und die obersten Wände des Hauses um- schlagen lassen, damit der Wind überall durch- streichen könne, zu förderst aber einen Kerl dazu dingen, welcher alle Winckel durchsuchen muß, ob auch noch etwas den Gifft zu fassen fähi- ges darinnen verborgen, welches herausge- bracht, und verbrant werden müste.
§. 32. Denen Magistrats-Personen in den Städten ist anzubefehlen, daß sie eigene Pest- Commissarios anstellen und in die Städte kei- ne von verdächtigen oder inficirten Orten kom- mende Leute und Waaren, wer die auch seyn, und worinnen die bestehen, ohne gehaltene gua- rantaine (welche durch eine ordentliche, genung- same, unverdächtige attestation, ein ieder zu do- ciren, daß er dieselbe an einem uninficirten ge- sunden Ort sechs Wochen nach einander gehal- ten) herein lassen, und genau hierauf halten.
§. 33. Die in die Städte oder auf die Gren-
tzen
ſchiehet, iſt nimmer einige Sicherheit zu hoffen, ſondern obgleich Jahr und Tag das Ubel ruhet und getilget zu ſeyn ſcheinet, bricht es dennoch, wenn ſolche Sachen gereget werden, gewiß und unfehlbar wieder aus.
§. 31. Wenn ſichs will thun laſſen, hat man das inficirte Hauß anzuzuͤnden und zu verbren- nen, wo ſolches aber nicht practicabel, muß man das Dach mit langen Hacken heꝛunter reiſ- ſen, und die oberſten Waͤnde des Hauſes um- ſchlagen laſſen, damit der Wind uͤberall durch- ſtreichen koͤnne, zu foͤrderſt aber einen Kerl dazu dingen, welcher alle Winckel durchſuchen muß, ob auch noch etwas den Gifft zu faſſen faͤhi- ges darinnen verborgen, welches herausge- bracht, und verbrant werden muͤſte.
§. 32. Denen Magiſtrats-Perſonen in den Staͤdten iſt anzubefehlen, daß ſie eigene Peſt- Commiſſarios anſtellen und in die Staͤdte kei- ne von verdaͤchtigen oder inficirten Orten kom- mende Leute und Waaren, wer die auch ſeyn, und worinnen die beſtehen, ohne gehaltene gua- rantaine (welche durch eine ordentliche, genung- ſame, unveꝛdaͤchtige atteſtation, ein ieder zu do- ciren, daß er dieſelbe an einem uninficirten ge- ſunden Ort ſechs Wochen nach einander gehal- ten) herein laſſen, und genau hierauf halten.
§. 33. Die in die Staͤdte oder auf die Gren-
tzen
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ſchiehet, iſt nimmer einige Sicherheit zu hoffen,
ſondern obgleich Jahr und Tag das Ubel ruhet
und getilget zu ſeyn ſcheinet, bricht es dennoch,
wenn ſolche Sachen gereget werden, gewiß und
unfehlbar wieder aus.
§. 31. Wenn ſichs will thun laſſen, hat man
das inficirte Hauß anzuzuͤnden und zu verbren-
nen, wo ſolches aber nicht practicabel, muß
man das Dach mit langen Hacken heꝛunter reiſ-
ſen, und die oberſten Waͤnde des Hauſes um-
ſchlagen laſſen, damit der Wind uͤberall durch-
ſtreichen koͤnne, zu foͤrderſt aber einen Kerl dazu
dingen, welcher alle Winckel durchſuchen muß,
ob auch noch etwas den Gifft zu faſſen faͤhi-
ges darinnen verborgen, welches herausge-
bracht, und verbrant werden muͤſte.
§. 32. Denen Magiſtrats-Perſonen in den
Staͤdten iſt anzubefehlen, daß ſie eigene Peſt-
Commiſſarios anſtellen und in die Staͤdte kei-
ne von verdaͤchtigen oder inficirten Orten kom-
mende Leute und Waaren, wer die auch ſeyn,
und worinnen die beſtehen, ohne gehaltene gua-
rantaine (welche durch eine ordentliche, genung-
ſame, unveꝛdaͤchtige atteſtation, ein ieder zu do-
ciren, daß er dieſelbe an einem uninficirten ge-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/794>, abgerufen am 22.11.2024.
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