welche sie solche recommendiren, nicht dien- lich sind, oder überschreiten bey gewissen Artz- ney-Mitteln, die zwar gut und probat sind, in Preise, und berücken die Leute auf die Art, daß sie denen Medicamenten eine grössere Krafft zuschreiben, denn sie sonst gewöhnlicher Massen haben. Wenn dieses nun alles untersucht, und die Medicamente der Charlatans vor be- währt befunden worden, so könte wohl endlich diesen Quacksalbern erlaubet werden, feil zu haben, und mit ihren Ceremonien entweder ge- wisse gewöhnliche Medicamente um einen bil- ligen Preiß, oder aber andere, die gut und wohl elaboriret wären, zu verkauffen. Nähme man dieses in Acht, so würde mancher einfältige Bauers-Mann und andere nicht so berückt wer- den, denn ietzund wohl zu geschehen pflegt.
§. 17. Ob ich gleich glaube, daß die Anzahl derjenigen, die mit allerhand abergläubischen und magischen Dingen umgehen, in unsern Ländern heutiges Tages nicht mehr so starck, als etwan vor diesen mag gewesen seyn, so er- fähret man doch noch hier und da, daß sich ge- wisse Leute unterstehen, durch allerhand sündli- che, magische und superstitieuse Dinge zu curi- ren. Jch verstehe aber hierunter diejenigen, die sich bey ihren Curen gewisser Wörter und Sprüche bedienen. Denn obgleich in den
Kräu-
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welche ſie ſolche recommendiren, nicht dien- lich ſind, oder uͤberſchreiten bey gewiſſen Artz- ney-Mitteln, die zwar gut und probat ſind, in Preiſe, und beruͤcken die Leute auf die Art, daß ſie denen Medicamenten eine groͤſſere Krafft zuſchreiben, denn ſie ſonſt gewoͤhnlicher Maſſen haben. Wenn dieſes nun alles unterſucht, und die Medicamente der Charlatans vor be- waͤhrt befunden worden, ſo koͤnte wohl endlich dieſen Quackſalbern erlaubet werden, feil zu haben, und mit ihren Ceremonien entweder ge- wiſſe gewoͤhnliche Medicamente um einen bil- ligen Preiß, oder aber andere, die gut und wohl elaboriret waͤren, zu verkauffen. Naͤhme man dieſes in Acht, ſo wuͤrde mancher einfaͤltige Bauers-Mann und andere nicht ſo beꝛuͤckt wer- den, denn ietzund wohl zu geſchehen pflegt.
§. 17. Ob ich gleich glaube, daß die Anzahl derjenigen, die mit allerhand aberglaͤubiſchen und magiſchen Dingen umgehen, in unſern Laͤndern heutiges Tages nicht mehr ſo ſtarck, als etwan vor dieſen mag geweſen ſeyn, ſo er- faͤhret man doch noch hier und da, daß ſich ge- wiſſe Leute unterſtehen, durch allerhand ſuͤndli- che, magiſche und ſuperſtitieuſe Dinge zu curi- ren. Jch verſtehe aber hierunter diejenigen, die ſich bey ihren Curen gewiſſer Woͤrter und Spruͤche bedienen. Denn obgleich in den
Kraͤu-
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welche ſie ſolche recommendiren, nicht dien-
lich ſind, oder uͤberſchreiten bey gewiſſen Artz-
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Preiſe, und beruͤcken die Leute auf die Art, daß
ſie denen Medicamenten eine groͤſſere Krafft
zuſchreiben, denn ſie ſonſt gewoͤhnlicher Maſſen
haben. Wenn dieſes nun alles unterſucht,
und die Medicamente der Charlatans vor be-
waͤhrt befunden worden, ſo koͤnte wohl endlich
dieſen Quackſalbern erlaubet werden, feil zu
haben, und mit ihren Ceremonien entweder ge-
wiſſe gewoͤhnliche Medicamente um einen bil-
ligen Preiß, oder aber andere, die gut und wohl
elaboriret waͤren, zu verkauffen. Naͤhme
man dieſes in Acht, ſo wuͤrde mancher einfaͤltige
Bauers-Mann und andere nicht ſo beꝛuͤckt wer-
den, denn ietzund wohl zu geſchehen pflegt.
§. 17. Ob ich gleich glaube, daß die Anzahl
derjenigen, die mit allerhand aberglaͤubiſchen
und magiſchen Dingen umgehen, in unſern
Laͤndern heutiges Tages nicht mehr ſo ſtarck,
als etwan vor dieſen mag geweſen ſeyn, ſo er-
faͤhret man doch noch hier und da, daß ſich ge-
wiſſe Leute unterſtehen, durch allerhand ſuͤndli-
che, magiſche und ſuperſtitieuſe Dinge zu curi-
ren. Jch verſtehe aber hierunter diejenigen,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/779>, abgerufen am 22.11.2024.
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