treibet; Denn sonst nicht allein unter ihnen Zanck und Jalousie entsteht, sondern auch denen Patienten selbst Schaden an ihrer Gesundheit zugefüget wird.
§. 6. Es solte keiner in einer Stadt zum Wund-Artzt angenommen werden, der nicht die Anatomie und Oeconomiam animalis wohl verstünde, die Schäden aus dem Grunde zu heilen, und allen zuschlagenden Symptoma- tibus durch äusserliche Mittel vorzubeugen wü- ste. Würde aber einer, da er schon zugelas- sen worden, anders befunden, so müste er gleich alles Heilens müßig gehen, und die übel geheil- ten auf seine eigne Unkosten, dafern es zu re- dressiren wäre, durch einen bessern Wund-Artzt curiren lassen. Da er aber iemand dermas- sen zum Krüpel gemacht, daß er sein Brod nicht mehr verdienen könte, so müste er denselben, da- fern es möglich, Zeit seines Lebens Verpfle- gungs-Gelder geben, oder bestrafft werden.
§. 7. Die Wund-Aertzte müssen sich nicht unterstehen, innerlich zu curiren, und ob sie gleich darinnen glücklich seyn solten, so ist ihnen den noch solches zu verwehren, bey Straffe kei- nen äusserlichen Schaden mehr zu heilen, wenn sie sich in Zukunfft die Cur der innerlichen Kranckheiten anmassen wolten. Solten aber die Chirurgi etwan die Kranckheiten vergrös-
sern,
treibet; Denn ſonſt nicht allein unter ihnen Zanck und Jalouſie entſteht, ſondern auch denen Patienten ſelbſt Schaden an ihrer Geſundheit zugefuͤget wird.
§. 6. Es ſolte keiner in einer Stadt zum Wund-Artzt angenommen werden, der nicht die Anatomie und Oeconomiam animalis wohl verſtuͤnde, die Schaͤden aus dem Grunde zu heilen, und allen zuſchlagenden Symptoma- tibus durch aͤuſſerliche Mittel vorzubeugen wuͤ- ſte. Wuͤrde aber einer, da er ſchon zugelaſ- ſen worden, anders befunden, ſo muͤſte er gleich alles Heilens muͤßig gehen, und die uͤbel geheil- ten auf ſeine eigne Unkoſten, dafern es zu re- dresſiren waͤre, durch einen beſſern Wund-Artzt curiren laſſen. Da er aber iemand dermaſ- ſen zum Kruͤpel gemacht, daß er ſein Brod nicht mehr verdienen koͤnte, ſo muͤſte er denſelben, da- fern es moͤglich, Zeit ſeines Lebens Verpfle- gungs-Gelder geben, oder beſtrafft werden.
§. 7. Die Wund-Aertzte muͤſſen ſich nicht unterſtehen, innerlich zu curiren, und ob ſie gleich darinnen gluͤcklich ſeyn ſolten, ſo iſt ihnen den noch ſolches zu verwehren, bey Straffe kei- nen aͤuſſerlichen Schaden mehr zu heilen, wenn ſie ſich in Zukunfft die Cur der innerlichen Kranckheiten anmaſſen wolten. Solten aber die Chirurgi etwan die Kranckheiten vergroͤſ-
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[750[748]/0768]
treibet; Denn ſonſt nicht allein unter ihnen
Zanck und Jalouſie entſteht, ſondern auch denen
Patienten ſelbſt Schaden an ihrer Geſundheit
zugefuͤget wird.
§. 6. Es ſolte keiner in einer Stadt zum
Wund-Artzt angenommen werden, der nicht
die Anatomie und Oeconomiam animalis
wohl verſtuͤnde, die Schaͤden aus dem Grunde
zu heilen, und allen zuſchlagenden Symptoma-
tibus durch aͤuſſerliche Mittel vorzubeugen wuͤ-
ſte. Wuͤrde aber einer, da er ſchon zugelaſ-
ſen worden, anders befunden, ſo muͤſte er gleich
alles Heilens muͤßig gehen, und die uͤbel geheil-
ten auf ſeine eigne Unkoſten, dafern es zu re-
dresſiren waͤre, durch einen beſſern Wund-Artzt
curiren laſſen. Da er aber iemand dermaſ-
ſen zum Kruͤpel gemacht, daß er ſein Brod nicht
mehr verdienen koͤnte, ſo muͤſte er denſelben, da-
fern es moͤglich, Zeit ſeines Lebens Verpfle-
gungs-Gelder geben, oder beſtrafft werden.
§. 7. Die Wund-Aertzte muͤſſen ſich nicht
unterſtehen, innerlich zu curiren, und ob ſie
gleich darinnen gluͤcklich ſeyn ſolten, ſo iſt ihnen
den noch ſolches zu verwehren, bey Straffe kei-
nen aͤuſſerlichen Schaden mehr zu heilen, wenn
ſie ſich in Zukunfft die Cur der innerlichen
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ſern,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 750[748]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/768>, abgerufen am 22.11.2024.
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