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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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wahrheit seyn wird, wo es dem Kläger an Zeu-
gen fehlet, und er der Eydes-delation im An-
fang vergessen.

§. 16. Die Zeugen wollen es zuweilen vor
unverantwortlich halten, wenn sie mit der Ant-
wort heraus gehen, und über ihrer Nachbarn,
Gevattern, Verwandten, oder andrer guten
Freunde facta Zeugnisse geben sollen. Es ist
zwar in denen Proceß-Ordnungen nachdrückli-
che Straffe darauf gesetzt, wenn sich iemand
des Zeugnisses ohne erhebliche Ursachen wei-
gert, aber ob die Ursache der Verweigerung er-
heblich sey oder nicht, dieses erfordert eine ab-
sonderliche Zeit und Geldfressende Untersu-
chung, und muß nothwendig den Lauf der Ju-
stitz hindern. Es wird auch eben so stricte
nicht auf diese Bestraffung der Zeugen gedrun-
gen, weil mehrmahls diejenigen, so straffen, und
andere zum Zeugniß der Wahrheit antreiben
könten und solten, sich selbst nicht gerne zu Zeu-
gen gebrauchen und vereyden, und die Zeugniß-
Führer, wenn es nur immer möglich ist, derglei-
chen Zeugen lieber gar fallen lassen, als mit den-
selben einen neuen Proceß anfangen.

§. 17. Ausser Eltern und Kindern, und
Brüdern und Schwestern, in der Bluts-
Freundschafft und Schwägerschafft, und Ehe-
Leuten, solten keine von Ablegung des Zeugnis-

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wahrheit ſeyn wird, wo es dem Klaͤger an Zeu-
gen fehlet, und er der Eydes-delation im An-
fang vergeſſen.

§. 16. Die Zeugen wollen es zuweilen vor
unverantwortlich halten, wenn ſie mit der Ant-
wort heraus gehen, und uͤber ihrer Nachbarn,
Gevattern, Verwandten, oder andrer guten
Freunde facta Zeugniſſe geben ſollen. Es iſt
zwar in denen Proceß-Ordnungen nachdruͤckli-
che Straffe darauf geſetzt, wenn ſich iemand
des Zeugniſſes ohne erhebliche Urſachen wei-
gert, aber ob die Urſache der Verweigerung er-
heblich ſey oder nicht, dieſes erfordert eine ab-
ſonderliche Zeit und Geldfreſſende Unterſu-
chung, und muß nothwendig den Lauf der Ju-
ſtitz hindern. Es wird auch eben ſo ſtricte
nicht auf dieſe Beſtraffung der Zeugen gedrun-
gen, weil mehrmahls diejenigen, ſo ſtraffen, und
andere zum Zeugniß der Wahrheit antreiben
koͤnten und ſolten, ſich ſelbſt nicht gerne zu Zeu-
gen gebrauchen und vereyden, und die Zeugniß-
Fuͤhrer, wenn es nur immer moͤglich iſt, derglei-
chen Zeugen lieber gar fallen laſſen, als mit den-
ſelben einen neuen Proceß anfangen.

§. 17. Auſſer Eltern und Kindern, und
Bruͤdern und Schweſtern, in der Bluts-
Freundſchafft und Schwaͤgerſchafft, und Ehe-
Leuten, ſolten keine von Ablegung des Zeugniſ-

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[718/0738] wahrheit ſeyn wird, wo es dem Klaͤger an Zeu- gen fehlet, und er der Eydes-delation im An- fang vergeſſen. §. 16. Die Zeugen wollen es zuweilen vor unverantwortlich halten, wenn ſie mit der Ant- wort heraus gehen, und uͤber ihrer Nachbarn, Gevattern, Verwandten, oder andrer guten Freunde facta Zeugniſſe geben ſollen. Es iſt zwar in denen Proceß-Ordnungen nachdruͤckli- che Straffe darauf geſetzt, wenn ſich iemand des Zeugniſſes ohne erhebliche Urſachen wei- gert, aber ob die Urſache der Verweigerung er- heblich ſey oder nicht, dieſes erfordert eine ab- ſonderliche Zeit und Geldfreſſende Unterſu- chung, und muß nothwendig den Lauf der Ju- ſtitz hindern. Es wird auch eben ſo ſtricte nicht auf dieſe Beſtraffung der Zeugen gedrun- gen, weil mehrmahls diejenigen, ſo ſtraffen, und andere zum Zeugniß der Wahrheit antreiben koͤnten und ſolten, ſich ſelbſt nicht gerne zu Zeu- gen gebrauchen und vereyden, und die Zeugniß- Fuͤhrer, wenn es nur immer moͤglich iſt, derglei- chen Zeugen lieber gar fallen laſſen, als mit den- ſelben einen neuen Proceß anfangen. §. 17. Auſſer Eltern und Kindern, und Bruͤdern und Schweſtern, in der Bluts- Freundſchafft und Schwaͤgerſchafft, und Ehe- Leuten, ſolten keine von Ablegung des Zeugniſ- ſes

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/738>, abgerufen am 26.11.2024.