Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



aboliren, sondern in actis lassen. Es würde
dieses alles seinen gar guten Nutzen haben, und
manche Gelegenheit zum Processen, die sich
durch Unterlassung dieser Observation zu ent-
spinnen pflegt, wegfallen. v. D. Klepperbeins
Gedancken von Vermeidung und Beschleuni-
gung der Processe.

§. 30. Die im Foro zu thun haben, wissen
zur Gnüge, daß die Juristen-Facultäten derer
Universitäten, so alle unter eines Landes-Herrn
Bothmäßigkeit stehen, in vielen Stücken con-
traire Principia
haben, und dahero in senten-
tionando
bey denen zu ihrer Entscheidung über-
schickten Sachen, solche Urtheile abfassen, die
einander gerade entgegen seyn. Die Ursa-
chen hiervon, sind theils die jalousie und heim-
liche Feindschafft, so gantze Universitäten ge-
gen einander hegen, und dahero alle Gelegen-
heit ergreiffen, einander zu contraiiren, theils
auch das ungewisse Recht, so wir in Teutsch-
land haben, daß manche Gesetze so dunckel
sind, und man sie auf diese und jene Art ausle-
gen kan, auch wir von manchen Fällen wohl
gar keine Gesetze und Decisiones haben, und
also nach der Billigkeit oder Unbilligkeit der Fa-
cult
äten und Schöppen-Stühle determiniret
werden müssen. Da aber solche Disparität
in foro allerhand Unordnungen zu verursachen

pflegt,



aboliren, ſondern in actis laſſen. Es wuͤrde
dieſes alles ſeinen gar guten Nutzen haben, und
manche Gelegenheit zum Proceſſen, die ſich
durch Unterlaſſung dieſer Obſervation zu ent-
ſpinnen pflegt, wegfallen. v. D. Klepperbeins
Gedancken von Vermeidung und Beſchleuni-
gung der Proceſſe.

§. 30. Die im Foro zu thun haben, wiſſen
zur Gnuͤge, daß die Juriſten-Facultaͤten derer
Univerſitaͤten, ſo alle unter eines Landes-Herrn
Bothmaͤßigkeit ſtehen, in vielen Stuͤcken con-
traire Principia
haben, und dahero in ſenten-
tionando
bey denen zu ihrer Entſcheidung uͤber-
ſchickten Sachen, ſolche Urtheile abfaſſen, die
einander gerade entgegen ſeyn. Die Urſa-
chen hiervon, ſind theils die jalouſie und heim-
liche Feindſchafft, ſo gantze Univerſitaͤten ge-
gen einander hegen, und dahero alle Gelegen-
heit ergreiffen, einander zu contraiiren, theils
auch das ungewiſſe Recht, ſo wir in Teutſch-
land haben, daß manche Geſetze ſo dunckel
ſind, und man ſie auf dieſe und jene Art ausle-
gen kan, auch wir von manchen Faͤllen wohl
gar keine Geſetze und Deciſiones haben, und
alſo nach der Billigkeit oder Unbilligkeit der Fa-
cult
aͤten und Schoͤppen-Stuͤhle determiniret
werden muͤſſen. Da aber ſolche Diſparitaͤt
in foro allerhand Unordnungen zu verurſachen

pflegt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0718" n="698"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">aboli</hi>ren, &#x017F;ondern in <hi rendition="#aq">actis</hi> la&#x017F;&#x017F;en. Es wu&#x0364;rde<lb/>
die&#x017F;es alles &#x017F;einen gar guten Nutzen haben, und<lb/>
manche Gelegenheit zum Proce&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ich<lb/>
durch Unterla&#x017F;&#x017F;ung die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervation</hi> zu ent-<lb/>
&#x017F;pinnen pflegt, wegfallen. <hi rendition="#aq">v. D.</hi> Klepperbeins<lb/>
Gedancken von Vermeidung und Be&#x017F;chleuni-<lb/>
gung der Proce&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>§. 30. Die im <hi rendition="#aq">Foro</hi> zu thun haben, wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zur Gnu&#x0364;ge, daß die Juri&#x017F;ten-Faculta&#x0364;ten derer<lb/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;ten, &#x017F;o alle unter eines Landes-Herrn<lb/>
Bothma&#x0364;ßigkeit &#x017F;tehen, in vielen Stu&#x0364;cken <hi rendition="#aq">con-<lb/>
traire Principia</hi> haben, und dahero in <hi rendition="#aq">&#x017F;enten-<lb/>
tionando</hi> bey denen zu ihrer Ent&#x017F;cheidung u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chickten Sachen, &#x017F;olche Urtheile abfa&#x017F;&#x017F;en, die<lb/>
einander gerade entgegen &#x017F;eyn. Die Ur&#x017F;a-<lb/>
chen hiervon, &#x017F;ind theils die <hi rendition="#aq">jalou&#x017F;ie</hi> und heim-<lb/>
liche Feind&#x017F;chafft, &#x017F;o gantze Univer&#x017F;ita&#x0364;ten ge-<lb/>
gen einander hegen, und dahero alle Gelegen-<lb/>
heit ergreiffen, einander zu <hi rendition="#aq">contraii</hi>ren, theils<lb/>
auch das ungewi&#x017F;&#x017F;e Recht, &#x017F;o wir in Teut&#x017F;ch-<lb/>
land haben, daß manche Ge&#x017F;etze &#x017F;o dunckel<lb/>
&#x017F;ind, und man &#x017F;ie auf die&#x017F;e und jene Art ausle-<lb/>
gen kan, auch wir von manchen Fa&#x0364;llen wohl<lb/>
gar keine Ge&#x017F;etze und <hi rendition="#aq">Deci&#x017F;iones</hi> haben, und<lb/>
al&#x017F;o nach der Billigkeit oder Unbilligkeit der <hi rendition="#aq">Fa-<lb/>
cult</hi>a&#x0364;ten und Scho&#x0364;ppen-Stu&#x0364;hle <hi rendition="#aq">determini</hi>ret<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Da aber &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Di&#x017F;pari</hi>ta&#x0364;t<lb/><hi rendition="#aq">in foro</hi> allerhand Unordnungen zu verur&#x017F;achen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pflegt,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[698/0718] aboliren, ſondern in actis laſſen. Es wuͤrde dieſes alles ſeinen gar guten Nutzen haben, und manche Gelegenheit zum Proceſſen, die ſich durch Unterlaſſung dieſer Obſervation zu ent- ſpinnen pflegt, wegfallen. v. D. Klepperbeins Gedancken von Vermeidung und Beſchleuni- gung der Proceſſe. §. 30. Die im Foro zu thun haben, wiſſen zur Gnuͤge, daß die Juriſten-Facultaͤten derer Univerſitaͤten, ſo alle unter eines Landes-Herrn Bothmaͤßigkeit ſtehen, in vielen Stuͤcken con- traire Principia haben, und dahero in ſenten- tionando bey denen zu ihrer Entſcheidung uͤber- ſchickten Sachen, ſolche Urtheile abfaſſen, die einander gerade entgegen ſeyn. Die Urſa- chen hiervon, ſind theils die jalouſie und heim- liche Feindſchafft, ſo gantze Univerſitaͤten ge- gen einander hegen, und dahero alle Gelegen- heit ergreiffen, einander zu contraiiren, theils auch das ungewiſſe Recht, ſo wir in Teutſch- land haben, daß manche Geſetze ſo dunckel ſind, und man ſie auf dieſe und jene Art ausle- gen kan, auch wir von manchen Faͤllen wohl gar keine Geſetze und Deciſiones haben, und alſo nach der Billigkeit oder Unbilligkeit der Fa- cultaͤten und Schoͤppen-Stuͤhle determiniret werden muͤſſen. Da aber ſolche Diſparitaͤt in foro allerhand Unordnungen zu verurſachen pflegt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/718
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/718>, abgerufen am 22.11.2024.