Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



zu rathen ist, mit Gedult und ohne Verdruß,
wenns gleich wider seine vorgefaßte Meynung
wäre, in guter Aufmerckung und mit Verstan-
de anhöret und einnimmt, auch demjenigen fol-
get, was er in der Furcht GOttes, Erbarkeit
und Gerechtigkeit am besten gegründet und am
bequemlichsten auszurichten zu seyn erachtet,
auch darbey sich standhafftig und unveränder-
lich bezeiget.

§. 17. Es stehet einem Regenten sehr wohl
an, daß er, wo nicht täglich, doch zum wenigsten
die Woche etliche mahl in die Collegia gehet,
bald in das geheime Collegium, bald in die
Regierung, Renth-Cammer u. s. w. und da-
selbst die Relationes mit anhöret, auch sich
nach denen Resolutionen, wie sie etwan bey
dieser oder jener Sache ausgefallen, erkundi-
get. Es macht sich hiedurch nicht allein ein
Regent habiler, daß er von allerhand Sachen,
davon er nicht so bald und so gründliche Con-
noissance
bey seiner Regierung überkommen
hätte, Information erlangt, sondern es werden
auch dadurch die Räthe in Collegiis, wenn der
Landes-Herr ihren Sessionen fleißig mit bey-
wohnet, und ihr votiren anhöret, zu einem
mehrern Fleiß und Accuratesse in ihren Aem-
tern angetrieben, daß sie nicht so leichtlich aus-
setzen, die Partheyen mit denen Resolutionen

nicht
D 2



zu rathen iſt, mit Gedult und ohne Verdruß,
wenns gleich wider ſeine vorgefaßte Meynung
waͤre, in guter Aufmerckung und mit Verſtan-
de anhoͤret und einnimmt, auch demjenigen fol-
get, was er in der Furcht GOttes, Erbarkeit
und Gerechtigkeit am beſten gegruͤndet und am
bequemlichſten auszurichten zu ſeyn erachtet,
auch darbey ſich ſtandhafftig und unveraͤnder-
lich bezeiget.

§. 17. Es ſtehet einem Regenten ſehr wohl
an, daß er, wo nicht taͤglich, doch zum wenigſten
die Woche etliche mahl in die Collegia gehet,
bald in das geheime Collegium, bald in die
Regierung, Renth-Cammer u. ſ. w. und da-
ſelbſt die Relationes mit anhoͤret, auch ſich
nach denen Reſolutionen, wie ſie etwan bey
dieſer oder jener Sache ausgefallen, erkundi-
get. Es macht ſich hiedurch nicht allein ein
Regent habiler, daß er von allerhand Sachen,
davon er nicht ſo bald und ſo gruͤndliche Con-
noiſſance
bey ſeiner Regierung uͤberkommen
haͤtte, Information erlangt, ſondern es werden
auch dadurch die Raͤthe in Collegiis, wenn der
Landes-Herr ihren Seſſionen fleißig mit bey-
wohnet, und ihr votiren anhoͤret, zu einem
mehrern Fleiß und Accurateſſe in ihren Aem-
tern angetrieben, daß ſie nicht ſo leichtlich aus-
ſetzen, die Partheyen mit denen Reſolutionen

nicht
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0071" n="51"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> zu rathen i&#x017F;t, mit Gedult und ohne Verdruß,<lb/>
wenns gleich wider &#x017F;eine vorgefaßte Meynung<lb/>
wa&#x0364;re, in guter Aufmerckung und mit Ver&#x017F;tan-<lb/>
de anho&#x0364;ret und einnimmt, auch demjenigen fol-<lb/>
get, was er in der Furcht GOttes, Erbarkeit<lb/>
und Gerechtigkeit am be&#x017F;ten gegru&#x0364;ndet und am<lb/>
bequemlich&#x017F;ten auszurichten zu &#x017F;eyn erachtet,<lb/>
auch darbey &#x017F;ich &#x017F;tandhafftig und unvera&#x0364;nder-<lb/>
lich bezeiget.</p><lb/>
        <p>§. 17. Es &#x017F;tehet einem Regenten &#x017F;ehr wohl<lb/>
an, daß er, wo nicht ta&#x0364;glich, doch zum wenig&#x017F;ten<lb/>
die Woche etliche mahl in die <hi rendition="#aq">Collegia</hi> gehet,<lb/>
bald in das geheime <hi rendition="#aq">Collegium,</hi> bald in die<lb/>
Regierung, Renth-Cammer u. &#x017F;. w. und da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Relationes</hi> mit anho&#x0364;ret, auch &#x017F;ich<lb/>
nach denen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution</hi>en, wie &#x017F;ie etwan bey<lb/>
die&#x017F;er oder jener Sache ausgefallen, erkundi-<lb/>
get. Es macht &#x017F;ich hiedurch nicht allein ein<lb/>
Regent <hi rendition="#aq">habiler,</hi> daß er von allerhand Sachen,<lb/>
davon er nicht &#x017F;o bald und &#x017F;o gru&#x0364;ndliche <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
noi&#x017F;&#x017F;ance</hi> bey &#x017F;einer Regierung u&#x0364;berkommen<lb/>
ha&#x0364;tte, <hi rendition="#aq">Information</hi> erlangt, &#x017F;ondern es werden<lb/>
auch dadurch die Ra&#x0364;the in <hi rendition="#aq">Collegiis,</hi> wenn der<lb/>
Landes-Herr ihren <hi rendition="#aq">Se&#x017F;&#x017F;ion</hi>en fleißig mit bey-<lb/>
wohnet, und ihr <hi rendition="#aq">voti</hi>ren anho&#x0364;ret, zu einem<lb/>
mehrern Fleiß und <hi rendition="#aq">Accurate&#x017F;&#x017F;e</hi> in ihren Aem-<lb/>
tern angetrieben, daß &#x017F;ie nicht &#x017F;o leichtlich aus-<lb/>
&#x017F;etzen, die Partheyen mit denen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution</hi>en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0071] zu rathen iſt, mit Gedult und ohne Verdruß, wenns gleich wider ſeine vorgefaßte Meynung waͤre, in guter Aufmerckung und mit Verſtan- de anhoͤret und einnimmt, auch demjenigen fol- get, was er in der Furcht GOttes, Erbarkeit und Gerechtigkeit am beſten gegruͤndet und am bequemlichſten auszurichten zu ſeyn erachtet, auch darbey ſich ſtandhafftig und unveraͤnder- lich bezeiget. §. 17. Es ſtehet einem Regenten ſehr wohl an, daß er, wo nicht taͤglich, doch zum wenigſten die Woche etliche mahl in die Collegia gehet, bald in das geheime Collegium, bald in die Regierung, Renth-Cammer u. ſ. w. und da- ſelbſt die Relationes mit anhoͤret, auch ſich nach denen Reſolutionen, wie ſie etwan bey dieſer oder jener Sache ausgefallen, erkundi- get. Es macht ſich hiedurch nicht allein ein Regent habiler, daß er von allerhand Sachen, davon er nicht ſo bald und ſo gruͤndliche Con- noiſſance bey ſeiner Regierung uͤberkommen haͤtte, Information erlangt, ſondern es werden auch dadurch die Raͤthe in Collegiis, wenn der Landes-Herr ihren Seſſionen fleißig mit bey- wohnet, und ihr votiren anhoͤret, zu einem mehrern Fleiß und Accurateſſe in ihren Aem- tern angetrieben, daß ſie nicht ſo leichtlich aus- ſetzen, die Partheyen mit denen Reſolutionen nicht D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/71
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/71>, abgerufen am 21.11.2024.