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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Sachen, den ersten Punct der Landes-Regie-
rung betreffende, der gemeine Nutzen und Wohl-
fahrt der Land- und Leute vielmehr als der Pri-
vat-Vortheil und Eigen-Wille, und in Justitz-
Sachen was rechtmäßig ist, ohne Gunst oder
Freundschafft gegen die Partheyen beobachtet
werde.

§. 13. Vors andere bringen auch ihre
Dienste mit sich, daß sie in solchen Regierungs-
Sachen die Nachrichten und Schrifften oder
Acten, wie die in den Fürstlichen Archiven und
Brief-Gewölbern verwahret, oder täglich
bey der Cantzeley einkommen und gesammlet
werden, fleißig lesen, erwegen, daraus ver-
ständlich und treulich referiren und vorbrin-
gen, was darinnen enthalten sey, und wovon
die Frage vorfalle.

§. 14. Drittens, daß sie darüber ihre Mey-
nung und Vota deutlich, kürtzlich und eigentlich,
so viel GOtt Verstand und Gnade verliehen,
vorbringen und eröffnen. Vierdtens auch
dasjenige, was beschlossen ist, entweder nach-
dem es richtig, selbst schrifftlich, in reiner teut-
scher Sprache, zierlich und nach Gewohnheit,
oder Stilo der Cantzeley abfassen, oder den Jn-
halt, wie es von den Secretarien aufgesetzt wer-
den soll, in eine sonderliche Registratur dictiren
und aufzeichnen lassen. Fünfftens, so streiti-

ge



Sachen, den erſten Punct der Landes-Regie-
rung betreffende, der gemeine Nutzen und Wohl-
fahrt der Land- und Leute vielmehr als der Pri-
vat-Vortheil und Eigen-Wille, und in Juſtitz-
Sachen was rechtmaͤßig iſt, ohne Gunſt oder
Freundſchafft gegen die Partheyen beobachtet
werde.

§. 13. Vors andere bringen auch ihre
Dienſte mit ſich, daß ſie in ſolchen Regierungs-
Sachen die Nachrichten und Schrifften oder
Acten, wie die in den Fuͤrſtlichen Archiven und
Brief-Gewoͤlbern verwahret, oder taͤglich
bey der Cantzeley einkommen und geſammlet
werden, fleißig leſen, erwegen, daraus ver-
ſtaͤndlich und treulich referiren und vorbrin-
gen, was darinnen enthalten ſey, und wovon
die Frage vorfalle.

§. 14. Drittens, daß ſie daruͤber ihre Mey-
nung und Vota deutlich, kuͤrtzlich und eigentlich,
ſo viel GOtt Verſtand und Gnade verliehen,
vorbringen und eroͤffnen. Vierdtens auch
dasjenige, was beſchloſſen iſt, entweder nach-
dem es richtig, ſelbſt ſchrifftlich, in reiner teut-
ſcher Sprache, zierlich und nach Gewohnheit,
oder Stilo der Cantzeley abfaſſen, oder den Jn-
halt, wie es von den Secretarien aufgeſetzt wer-
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und aufzeichnen laſſen. Fuͤnfftens, ſo ſtreiti-

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[682/0702] Sachen, den erſten Punct der Landes-Regie- rung betreffende, der gemeine Nutzen und Wohl- fahrt der Land- und Leute vielmehr als der Pri- vat-Vortheil und Eigen-Wille, und in Juſtitz- Sachen was rechtmaͤßig iſt, ohne Gunſt oder Freundſchafft gegen die Partheyen beobachtet werde. §. 13. Vors andere bringen auch ihre Dienſte mit ſich, daß ſie in ſolchen Regierungs- Sachen die Nachrichten und Schrifften oder Acten, wie die in den Fuͤrſtlichen Archiven und Brief-Gewoͤlbern verwahret, oder taͤglich bey der Cantzeley einkommen und geſammlet werden, fleißig leſen, erwegen, daraus ver- ſtaͤndlich und treulich referiren und vorbrin- gen, was darinnen enthalten ſey, und wovon die Frage vorfalle. §. 14. Drittens, daß ſie daruͤber ihre Mey- nung und Vota deutlich, kuͤrtzlich und eigentlich, ſo viel GOtt Verſtand und Gnade verliehen, vorbringen und eroͤffnen. Vierdtens auch dasjenige, was beſchloſſen iſt, entweder nach- dem es richtig, ſelbſt ſchrifftlich, in reiner teut- ſcher Sprache, zierlich und nach Gewohnheit, oder Stilo der Cantzeley abfaſſen, oder den Jn- halt, wie es von den Secretarien aufgeſetzt wer- den ſoll, in eine ſonderliche Regiſtratur dictiren und aufzeichnen laſſen. Fuͤnfftens, ſo ſtreiti- ge

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/702>, abgerufen am 22.11.2024.