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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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eingezeichnet würden, wann dieses geschähe, so
würden manche Beamten und Officianten in
ihren Bedienungen ihrer Pflicht besser nach-
kommen und unpartheyischer Justiz admini-
stri
ren, denn so von ihrer vielen nicht zu gesche-
hen pflegt, weil sie besorgen müssen, daß der Lan-
des-Fürst alles was sie vornähmen, wieder er-
fahren und sie sich also in Miß-Credit bey ihme
setzen möchten.

§. 13. Es wäre zu wünschen, daß die regie-
renden Landes Fürsten ihre Zeit so zubrächten,
als wie vom Käyser Marco Aurelio erzehlet
wird, der in seinem Leben nichts als was rühm-
lich gethan oder gesagt. Sieben Stunden
hat dieser löbliche Käyser des Nachts geschlaf-
fen, eine Stunde Mittags-Ruhe, zwey Stun-
den aber Mittags und Abends Tafel gehalten,
zwey Stunden des Tages sich mit seiner Ge-
mahlin, jungen Herrschafft und seinen Favori-
ten divertiret, eine Stunde zu Anbringung
der bedrängten armen Wittwen und Wäysen
Klagen öffentlich Audienz gegeben; die andere
Zeit aber denen publiqven Affairen und was
davon übrig geblieben, den Studiis gewidmet,
auch selbst unter währenden Ankleiden allezeit
erzehlet, was ihm die Nacht geträumet, was er
gelesen und meditiret hätte.

§. 14.



eingezeichnet wuͤrden, wann dieſes geſchaͤhe, ſo
wuͤrden manche Beamten und Officianten in
ihren Bedienungen ihrer Pflicht beſſer nach-
kommen und unpartheyiſcher Juſtiz admini-
ſtri
ren, denn ſo von ihrer vielen nicht zu geſche-
hen pflegt, weil ſie beſorgen muͤſſen, daß der Lan-
des-Fuͤrſt alles was ſie vornaͤhmen, wieder er-
fahren und ſie ſich alſo in Miß-Credit bey ihme
ſetzen moͤchten.

§. 13. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die regie-
renden Landes Fuͤrſten ihre Zeit ſo zubraͤchten,
als wie vom Kaͤyſer Marco Aurelio erzehlet
wird, der in ſeinem Leben nichts als was ruͤhm-
lich gethan oder geſagt. Sieben Stunden
hat dieſer loͤbliche Kaͤyſer des Nachts geſchlaf-
fen, eine Stunde Mittags-Ruhe, zwey Stun-
den aber Mittags und Abends Tafel gehalten,
zwey Stunden des Tages ſich mit ſeiner Ge-
mahlin, jungen Herrſchafft und ſeinen Favori-
ten divertiret, eine Stunde zu Anbringung
der bedraͤngten armen Wittwen und Waͤyſen
Klagen oͤffentlich Audienz gegeben; die andere
Zeit aber denen publiqven Affairen und was
davon uͤbrig geblieben, den Studiis gewidmet,
auch ſelbſt unter waͤhrenden Ankleiden allezeit
erzehlet, was ihm die Nacht getraͤumet, was er
geleſen und meditiret haͤtte.

§. 14.
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[48/0068] eingezeichnet wuͤrden, wann dieſes geſchaͤhe, ſo wuͤrden manche Beamten und Officianten in ihren Bedienungen ihrer Pflicht beſſer nach- kommen und unpartheyiſcher Juſtiz admini- ſtriren, denn ſo von ihrer vielen nicht zu geſche- hen pflegt, weil ſie beſorgen muͤſſen, daß der Lan- des-Fuͤrſt alles was ſie vornaͤhmen, wieder er- fahren und ſie ſich alſo in Miß-Credit bey ihme ſetzen moͤchten. §. 13. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die regie- renden Landes Fuͤrſten ihre Zeit ſo zubraͤchten, als wie vom Kaͤyſer Marco Aurelio erzehlet wird, der in ſeinem Leben nichts als was ruͤhm- lich gethan oder geſagt. Sieben Stunden hat dieſer loͤbliche Kaͤyſer des Nachts geſchlaf- fen, eine Stunde Mittags-Ruhe, zwey Stun- den aber Mittags und Abends Tafel gehalten, zwey Stunden des Tages ſich mit ſeiner Ge- mahlin, jungen Herrſchafft und ſeinen Favori- ten divertiret, eine Stunde zu Anbringung der bedraͤngten armen Wittwen und Waͤyſen Klagen oͤffentlich Audienz gegeben; die andere Zeit aber denen publiqven Affairen und was davon uͤbrig geblieben, den Studiis gewidmet, auch ſelbſt unter waͤhrenden Ankleiden allezeit erzehlet, was ihm die Nacht getraͤumet, was er geleſen und meditiret haͤtte. §. 14.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/68>, abgerufen am 24.11.2024.