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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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müßigen Zuhörer verschiedene thörichte von der
wahren Gottesfurcht, Erbarkeit und Christli-
chen Tugend, ja selbst der gesunden Vernunfft
entfernte und mit vielen Fabeln und unwarhaf-
ten Erzehlungen angefüllten Lieder absingen,
ernstlich zu verbiethen, indem dadurch Christli-
che und tugendhaffte Gemüther billig geärgert,
andere aber, so das Gute von dem Bösen nicht
zu unterscheiden wissen, in ihrer Boßheit und
Unwissenheit gestärcket und dadurch zu aller-
hand Thorheiten, Lastern und Jrrthümern un-
glücklicher Weise verleitet und verführet
werden.

§. 42. Es muß der Rath ernste Versehung
thun, und fleißiges Aufsehen haben, daß mit des
Raths Gütern, Ein- und Auskommen, alle
Wege wohl, getreulich und nützlich und also
Hauß gehalten werde, damit dieselben nach
und nach gebessert, und für Schaden, Nachtheil
und Abgang verhütet werden mögen. Jn-
sonderheit aber sind die täglichen Ordinar-Aus-
gaben also zu mäßigen und einzuziehen, daß sol-
che von des Raths gewöhnlichen Intraden und
Einkommen gehalten und ausgerichtet, auch
noch etwas drüber dem Publico zum Besten
ersparet werden könne.

§. 43. Diejenigen, welche der Gemeinde
Güter, Ein- und Auskommen verwalten und

empfan-



muͤßigen Zuhoͤrer verſchiedene thoͤrichte von der
wahren Gottesfurcht, Erbarkeit und Chriſtli-
chen Tugend, ja ſelbſt der geſunden Vernunfft
entfernte und mit vielen Fabeln und unwarhaf-
ten Erzehlungen angefuͤllten Lieder abſingen,
ernſtlich zu verbiethen, indem dadurch Chriſtli-
che und tugendhaffte Gemuͤther billig geaͤrgert,
andere aber, ſo das Gute von dem Boͤſen nicht
zu unterſcheiden wiſſen, in ihrer Boßheit und
Unwiſſenheit geſtaͤrcket und dadurch zu aller-
hand Thorheiten, Laſtern und Jrrthuͤmern un-
gluͤcklicher Weiſe verleitet und verfuͤhret
werden.

§. 42. Es muß der Rath ernſte Verſehung
thun, und fleißiges Aufſehen haben, daß mit des
Raths Guͤtern, Ein- und Auskommen, alle
Wege wohl, getreulich und nuͤtzlich und alſo
Hauß gehalten werde, damit dieſelben nach
und nach gebeſſert, und fuͤr Schaden, Nachtheil
und Abgang verhuͤtet werden moͤgen. Jn-
ſonderheit aber ſind die taͤglichen Ordinar-Aus-
gaben alſo zu maͤßigen und einzuziehen, daß ſol-
che von des Raths gewoͤhnlichen Intraden und
Einkommen gehalten und ausgerichtet, auch
noch etwas druͤber dem Publico zum Beſten
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§. 43. Diejenigen, welche der Gemeinde
Guͤter, Ein- und Auskommen verwalten und

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[636/0656] muͤßigen Zuhoͤrer verſchiedene thoͤrichte von der wahren Gottesfurcht, Erbarkeit und Chriſtli- chen Tugend, ja ſelbſt der geſunden Vernunfft entfernte und mit vielen Fabeln und unwarhaf- ten Erzehlungen angefuͤllten Lieder abſingen, ernſtlich zu verbiethen, indem dadurch Chriſtli- che und tugendhaffte Gemuͤther billig geaͤrgert, andere aber, ſo das Gute von dem Boͤſen nicht zu unterſcheiden wiſſen, in ihrer Boßheit und Unwiſſenheit geſtaͤrcket und dadurch zu aller- hand Thorheiten, Laſtern und Jrrthuͤmern un- gluͤcklicher Weiſe verleitet und verfuͤhret werden. §. 42. Es muß der Rath ernſte Verſehung thun, und fleißiges Aufſehen haben, daß mit des Raths Guͤtern, Ein- und Auskommen, alle Wege wohl, getreulich und nuͤtzlich und alſo Hauß gehalten werde, damit dieſelben nach und nach gebeſſert, und fuͤr Schaden, Nachtheil und Abgang verhuͤtet werden moͤgen. Jn- ſonderheit aber ſind die taͤglichen Ordinar-Aus- gaben alſo zu maͤßigen und einzuziehen, daß ſol- che von des Raths gewoͤhnlichen Intraden und Einkommen gehalten und ausgerichtet, auch noch etwas druͤber dem Publico zum Beſten erſparet werden koͤnne. §. 43. Diejenigen, welche der Gemeinde Guͤter, Ein- und Auskommen verwalten und empfan-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/656>, abgerufen am 22.11.2024.