Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



scheidentliche Nachricht zu geben, wer sie seyn?
woher sie kommen, und wohin sie zu reisen?
oder wo sie einzukehren vermeynen? Da sich
aber iemand deßen verweigerte und Verdacht
wider ihn vorhanden, muß selbiger von iedes
Orts Obrigkeit so lange angehalten werden,
biß er sich durch eingehohlten Schein des Ver-
dachts entlediget, darzu ihm auf seine Unkosten,
wofern er des Vermögens ist, dergleichen
Scheins sich zu erhohlen, Bothen zu verschaf-
fen seyn, bey kundbaren Unvermögen aber hat
die Obrigkeit die Bothen-Löhne darzu vorzu-
schiessen.

§. 33. Und dieweil einer ieden Obrigkeit
zu wissen nöthig, wer an iedem Ort durchreise,
oder sich daselbst aufhalte? und verdächtige
Personen, Herrnloses Gesindel, Müßiggänger
und fremde Bettler im Lande nicht zu dulden, so
ist von der hohen Landes-Obrigkeit alles Ernsts
den Magistrats-Personen anzubefehlen, daß
sie denen Gast-Wirthen und Bürgern, und ins-
gemein allen denen, so sich iedes Orts wesent-
lich aufhalten, auferlegen sollen, bey Vermei-
dung willkührlicher Straffe alle diejenigen, so
bey ihnen einkehren und herbergen, sie kommen
zu Wagen, Pferde oder zu Fuß, und seynd be-
kannt oder unbekannt, alsofort iedes Orts
Obrigkeit anzuzeigen und nahmhafftig zu ma-
chen.

§. 34.
R r 4



ſcheidentliche Nachricht zu geben, wer ſie ſeyn?
woher ſie kommen, und wohin ſie zu reiſen?
oder wo ſie einzukehren vermeynen? Da ſich
aber iemand deßen verweigerte und Verdacht
wider ihn vorhanden, muß ſelbiger von iedes
Orts Obrigkeit ſo lange angehalten werden,
biß er ſich durch eingehohlten Schein des Ver-
dachts entlediget, darzu ihm auf ſeine Unkoſten,
wofern er des Vermoͤgens iſt, dergleichen
Scheins ſich zu erhohlen, Bothen zu verſchaf-
fen ſeyn, bey kundbaren Unvermoͤgen aber hat
die Obrigkeit die Bothen-Loͤhne darzu vorzu-
ſchieſſen.

§. 33. Und dieweil einer ieden Obrigkeit
zu wiſſen noͤthig, wer an iedem Ort durchreiſe,
oder ſich daſelbſt aufhalte? und verdaͤchtige
Perſonen, Herrnloſes Geſindel, Muͤßiggaͤnger
und fremde Bettler im Lande nicht zu dulden, ſo
iſt von der hohen Landes-Obrigkeit alles Ernſts
den Magiſtrats-Perſonen anzubefehlen, daß
ſie denen Gaſt-Wirthen und Buͤrgern, und ins-
gemein allen denen, ſo ſich iedes Orts weſent-
lich aufhalten, auferlegen ſollen, bey Vermei-
dung willkuͤhrlicher Straffe alle diejenigen, ſo
bey ihnen einkehren und herbergen, ſie kommen
zu Wagen, Pferde oder zu Fuß, und ſeynd be-
kannt oder unbekannt, alſofort iedes Orts
Obrigkeit anzuzeigen und nahmhafftig zu ma-
chen.

§. 34.
R r 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0651" n="631"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;cheidentliche Nachricht zu geben, wer &#x017F;ie &#x017F;eyn?<lb/>
woher &#x017F;ie kommen, und wohin &#x017F;ie zu rei&#x017F;en?<lb/>
oder wo &#x017F;ie einzukehren vermeynen? Da &#x017F;ich<lb/>
aber iemand deßen verweigerte und Verdacht<lb/>
wider ihn vorhanden, muß &#x017F;elbiger von iedes<lb/>
Orts Obrigkeit &#x017F;o lange angehalten werden,<lb/>
biß er &#x017F;ich durch eingehohlten Schein des Ver-<lb/>
dachts entlediget, darzu ihm auf &#x017F;eine Unko&#x017F;ten,<lb/>
wofern er des Vermo&#x0364;gens i&#x017F;t, dergleichen<lb/>
Scheins &#x017F;ich zu erhohlen, Bothen zu ver&#x017F;chaf-<lb/>
fen &#x017F;eyn, bey kundbaren Unvermo&#x0364;gen aber hat<lb/>
die Obrigkeit die Bothen-Lo&#x0364;hne darzu vorzu-<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 33. Und dieweil einer ieden Obrigkeit<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en no&#x0364;thig, wer an iedem Ort durchrei&#x017F;e,<lb/>
oder &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t aufhalte? und verda&#x0364;chtige<lb/>
Per&#x017F;onen, Herrnlo&#x017F;es Ge&#x017F;indel, Mu&#x0364;ßigga&#x0364;nger<lb/>
und fremde Bettler im Lande nicht zu dulden, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t von der hohen Landes-Obrigkeit alles Ern&#x017F;ts<lb/>
den <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trats</hi>-Per&#x017F;onen anzubefehlen, daß<lb/>
&#x017F;ie denen Ga&#x017F;t-Wirthen und Bu&#x0364;rgern, und ins-<lb/>
gemein allen denen, &#x017F;o &#x017F;ich iedes Orts we&#x017F;ent-<lb/>
lich aufhalten, auferlegen &#x017F;ollen, bey Vermei-<lb/>
dung willku&#x0364;hrlicher Straffe alle diejenigen, &#x017F;o<lb/>
bey ihnen einkehren und herbergen, &#x017F;ie kommen<lb/>
zu Wagen, Pferde oder zu Fuß, und &#x017F;eynd be-<lb/>
kannt oder unbekannt, al&#x017F;ofort iedes Orts<lb/>
Obrigkeit anzuzeigen und nahmhafftig zu ma-<lb/>
chen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">R r 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 34.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[631/0651] ſcheidentliche Nachricht zu geben, wer ſie ſeyn? woher ſie kommen, und wohin ſie zu reiſen? oder wo ſie einzukehren vermeynen? Da ſich aber iemand deßen verweigerte und Verdacht wider ihn vorhanden, muß ſelbiger von iedes Orts Obrigkeit ſo lange angehalten werden, biß er ſich durch eingehohlten Schein des Ver- dachts entlediget, darzu ihm auf ſeine Unkoſten, wofern er des Vermoͤgens iſt, dergleichen Scheins ſich zu erhohlen, Bothen zu verſchaf- fen ſeyn, bey kundbaren Unvermoͤgen aber hat die Obrigkeit die Bothen-Loͤhne darzu vorzu- ſchieſſen. §. 33. Und dieweil einer ieden Obrigkeit zu wiſſen noͤthig, wer an iedem Ort durchreiſe, oder ſich daſelbſt aufhalte? und verdaͤchtige Perſonen, Herrnloſes Geſindel, Muͤßiggaͤnger und fremde Bettler im Lande nicht zu dulden, ſo iſt von der hohen Landes-Obrigkeit alles Ernſts den Magiſtrats-Perſonen anzubefehlen, daß ſie denen Gaſt-Wirthen und Buͤrgern, und ins- gemein allen denen, ſo ſich iedes Orts weſent- lich aufhalten, auferlegen ſollen, bey Vermei- dung willkuͤhrlicher Straffe alle diejenigen, ſo bey ihnen einkehren und herbergen, ſie kommen zu Wagen, Pferde oder zu Fuß, und ſeynd be- kannt oder unbekannt, alſofort iedes Orts Obrigkeit anzuzeigen und nahmhafftig zu ma- chen. §. 34. R r 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/651
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/651>, abgerufen am 22.11.2024.